Prof. I)r. K. Knoch und Dr. A. Lohr: Höhenwindmassungen auf dem Nordatl. Ozean und dein Karibischen Meer 1927. 23
daß sich die Seebrise gegen Mittag erst stärker entwickelte und dem Lande in erhöhtem Maße feuchte
Luftmassen zuführte. Das Einsetzen der Landbrise wurde erst kurz vor 10 Uhr abends beobachtet.
Im allgemeinen wird man bei dem Küstenverlauf auch erwarten können, daß die beiden Strö
mungen nicht immer klar voneinander zu scheiden sind. Der Austausch wird sich in wenig geregelten
Formen, vielleicht mehr in einem Hin- und Herwogen der Luftmassen über See und Land abspielen.
Die meteorologischen Aufzeichnungen der Temperatur und Feuchtigkeit vom 4. bis 6. Mai deuten mit
ihren Schwankungen jedenfalls darauf hin (s. Kurven, Tafel 5). Nach den Pilotvisierungen war in den
Frühstunden die Schichtung eigentlich nicht gestört, da dann ein sich etwa entwickelnder Landwind mit
der allgemeinen Strömung zusammenfiel. (Aufstiege Nr. 50, 52 und 54.) Nachmittags waren aber sehr
markante Störungen vorhanden (Aufstiege 49, 51 und 53), die aber auch nur zeigten, daß dann sich
in den untersten Schichten ein stark wechselndes, wenig einheitliches Strömungssystem herausgebildet
hatte.
D. Feststellung des Fehlers der „Hüttentemperaturen“.
Zweck der Vergleiche war festzustellen, ob man an Bord eine möglichst wenig beeinflußte Aufstel
lung für eine Hütte oder ein ähnliches Gehäuse finden kann, das ein Registrierinstument aufzunehmen hat.
Eine Prüfung der bisher gebräuchlichen Aufstellungsart des gewöhnlichen Bordthermometers
(meistens auf der Brücke) war nicht beabsichtigt, darüber liegen genügend Vergleiche vor.
Die früheren Expeditionen sind mit Hüttenauf
stellungen nicht zufrieden gewesen, z. B. bezeichnen
G e o r g i i und S e i 1 k o p f 13 ) die Werte einer auf
dem Pelkompaßdeck aufgestellten Hütte infolge
starker Einstrahlung als nicht einwandfrei.
Diesen vermeintlichen Strahlungseinfluß galt es
näher zu bestimmen. Da er nur bei intensivem
Sonnenschein zu erwarten war, wurden Vergleiche
auch nur bei Strahlungswetter mit möglichst ge
ringer Bewölkung angestellt.
Die Hütte war auf beiden Schiffen auf dem Peil
kompaßdeck aufgestellt. Auf der „Galicia“ an der
Reeling nach dem Bug zu, fast in der Ecke an Back
bord. Auf der „Elsa Hugo Stinnes“ ließ sich dies
wegen der kleineren Fläche des Decks nicht ermög
lichen, da die mit der eigentlichen Hütte über die
Reeling hinausragende Aufstellung den freien Blick
beeinträchtigt hätte. Die Hütte erhielt ihren Platz
auf einer % m hohen Kiste nach der hinteren Reeling
zu, obgleich das Fehlerhafte dieser Aufstellung ein
leuchtend war. Der Fahrtwind konnte hier nicht so
wirksam w r erden.
Sonnensegel waren auf beiden Schiffen auf dem
Peilkompaßdeck nicht gespannt; die Hütte unterlag
also in jedem Fall der Rückstrahlung des Fußbodens.
Um die Größe des Strahlungsfehlers zu bestim
men, war beabsichtigt, zunächst die Vergleiche bei
völlig bestrahlter Hütte durchzuführen, dann die Hütte künstlich gegen Bestrahlung durch die Sonne zu
schützen und den Vergleich möglichst unter ähnlichen Bedingungen wie hei unbeschatteter Hütte zu
: u ) Archiv der Deutschen Seewarte XLHI, 1925. H. 2. S. 10.