Dr. H. Thora de: Gezeiten untersuch un gen in der Deutschen Bucht der Nordsee.
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Zusammenfassung.
1. Die Beobachtung des Steigens und F a 11 e n s des Wassers mit dem Lot war mühselig und
gewährte eine nicht eben große Sicherheit des Ergebnisses. Selbsttätige Aufzeichnung durch
Instrumente ist unbedingt anzustreben.
2. Der Libellenstrommesser von Jacobsen konnte mit Erfolg zur Erforschung der
Strom rieht ung verwendet werden. Ob dies auch in Gewässern mit noch größeren Unterschieden
zwischen Ober- und Unterstrom möglich ist, steht dahin. Auf die Null-Lage ist zu achten und das In
strument nötigenfalls zu justieren. Ist dies nicht angängig, so sind die Fehler der Null-Lage festzu
stellen. Es wurde ein Verfahren entwickelt, um sie nachträglich auszumerzen. Dagegen sind die Ge-
schwindigkeitsangaben des Instruments zu schwankend, um ein Urteil darauf zu gründen.
3. Der Propellerstrommesser von Ekman-Merz wurde benutzt, um die Stromge
schwindigkeit zu untersuchen. Nachträgliche Prüfung und fremde Arbeiten bestätigen, daß die
Umdrehungszahl in turbulenter Strömung sich von der bei der Aichung durch Schleppen in ruhendem
Wasser ermittelten nur unbedeutend unterscheidet. Die Richtungsangaben waren zu sehr durch De
viation verfälscht, um Schlüsse daraus zu ziehen; der Betrag der Deviation änderte sich beträchtlich
innerhalb einer Woche und erwies sich, davon abgesehen, als so schwankend, daß meistens eine 20—30-
malige Wiederholung jeder einzelnen Beobachtung nötig gewesen wäre, um den mittleren Fehler auf
± 5° herabzudrücken. Wäre die Deviation für jeden anliegenden Kurs genau bekannt gewesen, so hätte
es einer 20—30inaligen Wiederholung der einzelnen Strombeobachtung bedurft, um die Stromrichtung
auf ± 5° sicherzustellen. Im Allgemeinen muß daher für Strombeobachtungen in
seichten Gewässern ein Strommesser gefordert werden, der von Deviation
frei ist.
4. Der Schiffskörper störte die Stromlinien an der Oberfläche; um den hieraus entstehen
den Fehler zu vermeiden, hätte das Instrument um !4 Schiffsbreite von der Schiffswand entfernt ausge
bracht werden müssen, was aber zahlreiche andere Übelstände mit sich gebracht hätte. Unangenehmer
war das Schwojen und Gieren des Schiffes; doch waren die Strömungen meistens stark genug, um eine
zu große Fälschung der Instrumentenablesung zu verhindern. Nur bei sehr schwachen Strömen können
die Ablesungen bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden. Bei den vorliegenden Beobachtungen belief
sich der hauptsächlich auf den Schiffsbewegungen beruhende mittlere Fehler der Spring- und
Nipptide-Beobachtungen auf ± 7.5 cm/sec. Dieser mittlere Fehler ist somit für die Gewässer der Deut
schen Bucht bei mäßigen Winden der Meßmethode eigen.
5. Die Strombeobachtungen wurden in eine Nord- und Ostkomponente zerlegt, nach Mond
stunden geordnet, und alsdann zur Ausscheidung zufälliger Fehler die Forderung aufgestellt, die gra
phisch eingeschalteten Werte harmonisch zu analysieren (nach Vielfachen der Mondgeschwin
digkeit). Das Verfahren hierzu wurde entwickelt und einfache Formeln abgeleitet, um Lage und Größe
der Hauptachsen sowie den Umlaufssinn der Stromellipsen festzustellen. Besondere Formeln wurden
aufgestellt, um aus den Beobachtungen einiger Tiden um Springzeit und einiger um Nippzeit den Ein