Dr. H, Thor ade: Gezeitenuntersuchungen in der Deutschen Bucht der Nordsee.
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Stromrosen ganz deutlich einen entgegen dem Uhrzeiger drehenden Gezeitenstrom anzeigen, die beiden
unteren dagegen einen alternierenden! Weiter unten (§ 17) wird sich zeigen, daß dies Verhalten nicht
nur im Gegensätze zu dem weiter seewärts beobachteten steht, sondern auch aus theoretischen Gründen
sich in das Bild der Gezeiten in der Deutschen Bucht nicht einfügt; doch mag die große Nähe des
Landes so wie die Interferenz der beiden in die Ackumer Ehe und in die Otzumer Balje eindringenden
Wellen die Ausbildung normaler Verhältnisse verhindern; man hätte dann, cla die beiden Wasserläufe
durch eine Barre geschlossen sind, die 1 m- und 5 m-Tiefe als durch sie beeinflußt anzusehen, während
sich in dem einfachen Alternieren des Stroms in den tieferen Lagen der Einfluß der ostwestlich laufenden
Küste geltend machen würde. Es erübrigt, die Höchstwerte der Geschwindigkeit und die Zeit des
Kenterns der Ostkomponente in bürgerlichen Stunden, bezogen auf Helgoland, anzuführen:
Vor Langeoog
Stärkster
Flutstrom
Kentert nach
Stärkster Ebbstrom
Kentert nach
Tiefe
17,—18. VI.
Vermntl.
M.-Wss. in Helgoland
17.—18. VI.
Vermntl.
H.-Wss. in Helgoland
Mittel
(17,—18. VI. 1924)
Mittel
(17.—18. VI. 1924)
l m
1.6 kn
(1.3 kn)
+ 6 Min.
1.5 kn
(1.2 kn)
4- 6 h 42 m
5 m
1.5 kn
(1.1 kn)
+ 7 Min.
1.4 kn
(1.1 kn)
4- 6 h 52 m
10 m
1.3 kn
(1.0 kn)
+ 6 Min.
1.2 kn
(1.0 kn)
4_ ßti 44m
1 m üb. Grund 1.1 kn
(0.9 kn)
4-8 Min.
1.1 kn
(0.8 kn)
4- 6 h 48 m
Auch hier ist wieder das „vermutliche Mittel“ auf Grund der Annahme (vgl. S. 36) berechnet, daß
die Stromgeschwindigkeiten sich zeitlich wie die Tidenhübe ändern. Die Umrechnung wurde vorge-
nommen über Norderney, wo der mittlere Hub, 232 cm (nach Neuberechnung durch Rauschelbach),
— 100% gesetzt wurde. Der Tidenhub des 17.—18. VI. 1924 betrug im Mittel 295 cm, w T as 127 % ent
spricht. Die beobachteten Stromgeschwindigkeiten wurden deshalb im Verhältnis 100 :127 verkleinert,
um „mittlere“ Werte abzuleiten. Die Geschwindigkeit nimmt von der Oberfläche bis zum Boden ständig
ab, und die Kenterzeiten sind in allen Tiefen annähernd die gleichen, was zum Teil von den für die
Jade und Büsum gefundenen Ergebnissen abweicht; doch wäre es im Hinblick auf die kurze Dauer der
Beobachtungen übereilt, hieran Folgerungen zu knüpfen. Daß im übrigen die Strömungen auf der all
seitig freien Reede von Langeoog sehr viel schwächer als in dem engen Fahrwasser von Wilhelmshaven
und nur etwa halb so schnell wie in denen von Büsum sind, die zudem ein weites Wattgebiet speisen und
entwässern, kann nicht wundernehmen.
§ 12. Die Strömungen vor der Wester Till.
(24.-25. VI. 1924, S. Taf. 3, Nr. 30—36. Vgl. Abb. 1).
Angesichts der verwickelten Verhältnisse, die sich für den Beobachtungsort daraus ergeben, daß
er an dem Zusammenflüsse zweier großer Stromrinnen lag (s. Abb. 1, S. 5), können die Beobachtungen,
die nur zwei Tiden umfassen, nichts mehr als eine Art grundsätzlicher Einsichten, aber keine endgültige
Lösung der Probleme, erbringen. Der Ausgleich der Beobachtungen durch die harmonische Analyse
führt auf folgende Zahlen (bezogen auf den oberen Meridiandurchgang des Mondes in Greenwich).
Vor der Wester Till.
Ostkomponente, cm/sec.
Tiefe
Uo
u,
«1
U,
CU
U„
a :i
u 4
u«
Mittlere Fehler
a » des Ergebnisses
lm
4~ 8.2
9.9
94°
67.4
222"
7.3
38°
1.1
15°
5.7
338° ± 1.0
5 m
4- 5.8
5.5
102°
73.9
220°
6.6
182°
4.9
241°
6.4
284° ± 2.8
10 m
4-11.4
2.6
58°
69.4
230°
2.7
337°
5.0
290°
6.7
293° ± 2.1
20 m
— 0.1
8.5
53°
57.2
241°
2.4
O
O
OO
SVl
3.5
49°
5.9
282° ± 1.2
„lm üb. Grund““)
4- 3.3
6.8
339°
46.6
242°
3.6
291°
2.5
223°
4.4
122° ± 1.8
«) D. i. 25—28
m. Doch
war
der Abstaad vom
Boden
oft
> 1 m.