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Full text: 46, 1928/1929

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 46. Bd. Nr. 3. 
eine etwaige spätere Wiederaufnahme bieten. Die Zufahrten nach Büsum (vgl. Ahb. 1 und 10, S. 5 u. 37) 
werden gebildet durch die Norder- und Süderpiep, zwei schmale Priele. Die erstere, etwa 16 Sm lang, 
ist, von der 6 m-Tiefenlinie an gerechnet, 'A—1 Sm breit und erreicht eine Tiefe von 20 m, ist aber an 
ihrer Mündung in die See durch eine Barre von 3—4 m Tiefe verschlossen. Die Süder-Piep öffnet 
sich seewärts in einem breiten Trichter, bleibt auch sonst in der Regel breiter als die Norder-Piep, ist 
jedoch nicht so tief, und würde nach dem Lande zu in diese münden, wenn die Verbindung beider nicht 
durch einen schmalen Wattrücken unterbrochen wäre, der von dem zwischen ihnen liegenden Tertius- 
sande ausgeht; dieser Rücken besitzt nur zwei Durchlässe von 3—4 m Tiefe, und auf dem einen, dem 
„Dwarsgat“ (in der Nähe der Tonne P), s. Abb. 10, ankerte eins der beiden Bote; das andere beobachtete 
südlich vom Tertiussande, während der „Panther“ in der Norder-Piep, lag Die Beobachtungen begannen 
in der zweiten Hälfte der Flut, 2 Stunden vor Hochwasser in Büsum, das an diesem Tage zeitlich nahezu 
mit dem Mond-Meridiandurchgang in Greenwich zusammenfiel, und ergaben für das Dwarsgat einen 
schräg in die Norder-Piep hineinsetzenden Strom wie man ihn nach den Bodenformen vermuten konnte. 
Eine Stunde später, bei voll überschwemmtem Watt, setzte aber an der Oberfläche der Strom an allen 
drei Beobachtungsstellen nach OSO, ohne Rücksicht auf die Bodenformen; hier war also nur das nach 
der Büsumer Bucht gerichtete Spiegel-Gefälle hin wirksam, so lange sie sich mit Wasser füllte. In 5 m 
Tiefe dagegen strömte das Wasser in der Richtung der Rinne, nicht nur durch das Dwarsgat, sondern 
auch in der Süder-Piep. Ähnlich blieben die Verhältnisse nach dem Kentern: Die Richtung des Gefälles 
nach W bis WNW blieb für die Oberflächenschichten einstweilen maßgebend, nicht nur in der Norder 
und Süder-Piep, sondern sogar auf dem Dwarsgat, wo bis zu 2 Stunden nach Hochwasser die Strömung 
längs des Wattrückens setzt, sogar auch noch in 4 m Tiefe. Erst um 3 Stunden nach Hochwasser sind 
die Sünde trocken genug, um dem Wasser die Richtung vorzuschreiben. Erst dann sind also die Priele 
Flüssen vergleichbar, während vorher das Spiegelgefälle der Oberfläche die Wassermassen quer über 
die Sünde treiben konnte. Diese letztere Erscheinung ist auch sonst beobachtet und unlängst von B. 
Schulz 5 6 ) durch Beobachtung von Schwimmkörpern vor der flandrischen Küste nachgewiesen worden. 
§ 11. Die Strömungen vor Langeoog. 
(17. VI.—18. VI., S. Abb. 11 und Taf. 2 u. 3, Nr. 24—29.) 
Das Hauptziel dieser Beobachtungen bildete die Beantwortung der Frage, ob bei Annäherung an 
Land Änderungen des Gezeitenstroms bemerkbar sind. Leider gestattete die zur Verfügung stehende 
Zeit nicht die Beobachtung einer vollen Tide, und aus diesem Grunde konnte der Vergleich nicht auf 
harmonische Konstanten gegründet werden, sondern es mußte zur graphischen Ausgleichung gegriffen 
werden. Die Orte des „Panther“ und des Kutters (der an einer Hanftrosse ankerte) sind in der Karte 
Abb. 11 zu ersehen und in der Übersicht Seite 3 genauer angegeben. Der „Panther“ befand sich so 
mit etwa 3 Sm von der Küste entfernt auf einer Wassertiefe von 15 m im Mittel und beobachtete den 
Strom in den Tiefen von 1 m, 5 m, 10 m und „1 m über Grund“, während der Kutter eine Meerestiefe von 
6'A m im Mittel hei einem Abstande von 1,4 Sm von Land feststellte und deshalb seine Beobachtungen 
auf die Tiefen von 1 m und 3 m beschränkte, um nicht durch etwa unbekannte Bodenformen irregeführt 
zu werden. 
Die ostfriesischen Inseln bilden keine glatte Linie, sondern jede einzelne von ihnen zeigt gewisser 
maßen das Bestreben, einen rechtwinckligen Haken zu bilden, dessen einer, kürzerer Arm nach S, und 
dessen längerer Arm nach O weist. Indem der südliche Teil jeder Insel etwa in der Höhe des Ost- 
Endes der vorhergehenden beginnt, bilden diese Haken eine Art Treppenlinie, und der Hauptteil jeder 
Insel liegt etwas nördlicher als der der vorhergehenden, wenn man sie von Westen nach Osten verfolgt. 
Diese staffelförmige Anordnung hat zur Folge, daß die Seegatten zwischen den Inseln oft einen ge 
5 ) B. Schulz: Beiträge zur Kenntnis der Gezeiten an der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde. 
Aerolog. u. Hydrogr. Beob. d. Deutschen Marinestat. während der Kriegszeit 1914—1918, Heft 2, Hydrogr. Unters. B, 
Deutsche Seewarte, Hamburg 1925, S. 31—32. Taf. 3 u. 4.
	        
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