Dr. H. Thorade: Gezeitenuntersuelmngen iii der Deutschen Bucht der Nordsee.
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Abb. 9 zeigt, nicht so: Trotzdem das Schiff auf IV fast den anfänglichen Kurs von I wieder erreicht
hat, ist die Ortsveränderung ziemlich beträchtlich.
Zweitens lehren die obigen Zahlen, daß die Schleppstrecke nur in Frage kommt, wenn sie groß
gegenüber dem Stromwege ist, d. i. also in der Regel bei schwachen Strömungen. Bei den Beobachtungen
in der Nordsee 1924 waren aber die Strömungen sehr kräftig, so daß die Schiffsbewegungen die Strom
messung nicht wesentlich beeinträchtigten; außerdem hatten die starken Strömungen die Wirkung, daß
das Schiff ziemlich ruhig lag. Man kann daher annehmen, daß die Schiffsbewegungen im Verhältnis
zum Strome vernachlässigt werden dürfen, und daß sie bei der Bearbeitung nur die Rolle von zufälligen
Fehlern spielen werden. Wenn aber beim Schwojen, also in der Regel bei schwachem Strome, stärkere
Kursänderungen als 10° während der Beobachtung auftraten, wurde dies als ein Anzeichen relativ be
trächtlicher Schiffsbewegungen bewertet und die Beobachtung ausgeschieden.
Kapitel 2: Bearbeitung der Beobachtungen.
§ 5. Ordnen der Beobachtungen.
Es mag hier davon abgesehen werden, die Bearbeitung der Pegel- und Lotbeobachtungen sowie der
Temperatur- und Salzgehaltsreihen zu behandeln, da das Nähere hierüber aus den Ergebnissen (§ 8
und § 15) hervorgeht. Nur so viel sei bemerkt, daß die Reihen zu kurz erscheinen, um einer harmo
nischen Analyse den Erfolg zu verbürgen, und daß daher unperiodische Mittelwerte abgeleitet wurden.
Die Stromrichtungen und -geschwindigkeiten wurden, nachdem die Propellerumdrehungen mit Hilfe
der Prüfscheine in cm/sec umgerechnet waren, mit der zugehörigen mittleren Greenwich-Zeit (M. Gr. Z.)
in Listen eingetragen und zuerst zu jeder Beobachtung die seit dem letzten Mond-Meridiandurchgange
in Greenwich verstrichene Zeit in Mondstunden hinzugeschrieben, indem die jeweilige Zwischenzeit zwi
schen zwei Durchgängen gleich 12 Mondstunden gesetzt wurde. Aus Schiffskurs und Beobachtung des
Libellenstrommessers ergab sich die wahre Stromrichtung, und die nächste Aufgabe bestand darin, die
so erhaltene Stromgeschwindigkeit und -richtung zu überprüfen. Hierbei war zunächst auf die während
jeder einzelnen Strommessung beobachtete Zerstreuung zu achten. Sie trat beim Libellenstrommesser
in dem Winkelraum zutage, über den sich die Stellungen der Blase, alle halbe oder volle Minute abge
lesen, während der 3—-5 Minuten dauernden einzelnen Strombeobachtung verteilten. Beim Propeller
strommesser könnte man eine Berücksichtigung des Streuens der Kugeln für unnötig halten, da, wie
oben dargelegt, seine Richtungsangaben nicht verwertet wurden; es ist aber zu bedenken, daß z. B. durch
ein Hin- und Herschleppen infolge der Schiffsbewegungen die Umdrehungszahl des Propellers erhöht
und eine zu hohe Stromgeschwindigkeit vorgetäuscht wird. Wenn deshalb die Kugeln über einen Sektor
von mehr als 60° verteilt lagen, so w r urden die einzelnen Richtungen vektoriell zu einem Mittel ver
einigt, wobei jede Richtung mit einem Gewichte entsprechend der auf ihr 10° breites Fach entfallenen
Kugelzahl versehen wurde; gewiß kann auch hinsichtlich der Kugelzahl der Zufall mitspielen, doch wird
man ein besseres Mittel erhalten, wenn man sie berücksichtigt, als wenn man sie unbeachtet läßt. Die
Berechnung des Mittels erfolgte durch Aufspalten in eine Nord- und Ostkomponente, die beide in „Kugel
einheiten“ ausgedrückt wurden. Z. B. fanden sich bei einer Beobachtung in
Fach: 30° 150° 210° 250° 330°
Kugeln: 1113 1 zus. 7
Nordkomponente: +0.87 —0.87 —'0.87 —1.03 +0.87, zus.—1.03
Ostkomponente: + 0,50 + 0.50 — 0.50 — 2.82 — 0.50, zus. — 2.82