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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 45. Bd. Heit 1.
Für w = oo würde sich m, = V* und m 2 = 3 /a ergeben. Für « = oo würde sich m, = s / 4 und m 2 = 1 /4
ergeben. Die Grenzwerte, die bei Verwendung von Formel (17) Vorkommen können, sind somit i U und */*,
wobei stets di, -j- = 1 bleibt.
Für die in der Zusammenstellung No. 8 vorkommenden Niederschlagsschwellen u — 0.5, v - 8.0 und
co = 91.5 würde sich mj = 0.27 und m 2 = 0.73 ergeben; also nahezu die Grenzwerte K bzw. K. Da nun
w mit 91.5 eher zu niedrig als zu hoch angesetzt ist, so wird der wahre Wert von m l noch näher an V*
liegen als 0.27. Angebracht erscheint mir daher, zur Vermeidung übertriebener Feinheiten allgemein bei
einem ähnlichen Verhältnis von w zu u und v wie bei dem obigen allgemein m 1 = l A und m 2 = % festzu
setzen. Hiernach wären also die Tage mit Niederschlag zu % als solche mit starkem Niederschlag und
zu % als solche mit keinem oder leichtem Niederschlag zu rechnen; eine Verteilung, die durchaus meinem
Wahrscheinlichkeitsgefühl entspricht.
Nun mag anderen Fachgenossen ein anderes Verhältnis als m l : m 2 — 1: 3 für den Grenzwert w = oo
richtiger erscheinen; es sei das Verhältnis m 1 : m % ~ r : s, wobei r und s ganze positive Zahlen sind. Dann
wäre entsprechend zu bestimmen.
2s« + (t s) v -f 2rw 2ru -f (r -f u) v + 2sw
(18) . . , m,— und m, =
2 (r + s) (u + v + w) 2 (r + s) (u + v -f iv)
Formel (17) ist der Sonderfall r = 1 und s = 3 der allgemeineren Formel (18), welche ebenfalls der
Bedingung m, = 1 /s und m 2 = */* für u — w genügt, gleichgiltig -welche Werte u, v, w, r und s haben. In
dieser Arbeit wird nur mit der Formel (17) gerechnet werden, nicht aber mit (18).
Von ganz anderen Gesichtspunkten muß bei der Festsetzung für m l und m. 2 ausgegangen werden,
wenn man für die unter Ziffer D dieses Absatzes verzeichneten meteorologischen Faktoren die Vorher
sage „Neigung zu derem Auftreten“ verwendet; wenn man also z. B. neben den Vorhersagen
„Gewitter“ und „kein Gewitter“ noch die dazwischenliegende Vorhersage „Gewitternei
gung“ verwendet. Werte für u, v und w können aus Mangel an einem geeignete Meßverfahren wie
bereits erörtert, nicht bestimmt werden; damit entfällt auch die Anwendungsmöglichkeit der Formel (17).
Wohl kann der Ausdruck Gewittertag einwandfrei festgesetzt werden. Es kann hierunter z. B. ein
Tag verstanden werden, an welchem bis zu einer bestimmten Entfernung von der Beobachtungsstelle
(z.B. 10km) wenigstens ein Beobachter Blitz und Donner beobachtet und dies mitgeteilt hat. Tage
ohne Gewitter sind dann solche, für welche keine derartige Mitteilung eingegangen ist. Ausnahms-
1 o s kann bei einer derartigen Begriffsbestimmung für jeden Tag festgestellt werden, ob er zu den Tagen
mit Gewitter oder zu den Tagen ohne Gewitter zu rechnen ist. Gewiß mag man mir einwenden, daß
trotzdem gelegentlich ein Gewitter namentlich nachts eingetreten sein kann, ohne daß es gemeldet ist.
Das ist richtig. Es beweist aber nur, daß das Beobachtungsverfahren verbessert werden muß;
es beweist nichts gegen das Prüfungsverfahren. Im übrigen halte ich die Zahl dieser ausge
bliebenen Meldungen für nicht so erheblich, daß sie die Prüfungsmöglichkeit der Gewittervorhersagen aus
schließt. Für unmöglich halte ich aber, bei dem jetzigen Beobachtungsverfahren für
den Ausdruck „Gewitterneigung“ eine Begriffsbestimmung zu geben, welche ausnahmslos jeden Zweifel
ausschließt, ob an bestimmten Tagen Gewitterneigung vorhanden war oder nicht. Zweifellos läßt sich
für den Ausdruck Gewitterneigung eine obere Grenze angeben. Erkennt nämlich jeder geübte Beob
achter, daß zweifellos Gewitterneigung vorhanden w r ar, ohne daß ein einziger Blitz mit Donner beobachtet
ist, so wird man unbedingt einen derartigen Tag als einen solchen mit Gewitterneigung bezeichnen kön
nen. Eine derartig scharfe Grenze kann aber nicht zwischen den Tagen mit Gewitterneigung und denen
ohne Gewitterneigung bei unserem jetzigen Beobachtungsverfahren gezogen werden. Es gibt zweifel
los Witterungszustände, die der eine geübte Beobachter noch gerade als solche mit Gewitterneigung be
zeichnet, während ein anderer ebenso geübter Beobachter sie noch gerade als Tage ohne Gewitternei
gung bezeichnet. Es bleibt daher m. E. nur übrig, den Ausdruck Gewitterneigung auf die Vorher