50
Aus dem Archiv der Deutschen See warte. — 45. Bd. Heft 3.
18. Die Wauviolette Sonnen- und Himmelsstrahlung (Photochemische Tages- und Ortshelligkeit).
Die blauviolette Strahlungsintensität oder photochemische Helligkeit der Sonne wurde ständig so
wohl in der Horizontalebene als Oberlicht, als auch in der stets nach Norden gerichteten Vertikalebene
als Hinter licht aui der Nordhalbkugel und als Vorderlicht auf der Südhalbkugel mittels zweier Grau
keilphotometer 30 ), die sich unter einer diffundierenden Milchglasplatte befanden, gemessen. Die gemessene
Bestrahlung setzt sich aus der direkten Sonnenstrahlung und der Himmelsstrahlung zusammen (Bild 7).
Gut vergleichbare Werte ergaben sich nur aus den Beobachtungen an heiteren bis wolkenlosen
Tagen, für welche die Beobachtungen aus dem meteorologischen Tagebuch Seite 18 zu entnehmen sind.
Ordnen wir die Oberlichtstreifen dieser Tage nach der Helligkeit, so ergibt sich, daß auf dem
Ozean der Einfluß der Sonnenhöhe den der Tageslänge überwiegt. Vergleichen
wir ferner die hier auf dem Ozean gefundenen Werte mit den in Europa erhaltenen Werten, so erkennt
man, daß bei wolkenfreiem Himmel und gleicher Sonnenhöhe auf dem Ozean die blauviolette
Strahlung wesentlich größer ist, als auf dem Festlande.
Die in der Bearbeitung dieser Ergebnisse von Dorno und mir 31 ) zuerst als verloren gemeldeten
Streifen vom 3. bis 12. Juni haben sich inzwischen wieder angefunden und ergänzen unsere dortigen
Resultate. Dies zeigt uns folgende Gegenüberstellung von Beobachtungen an etwa gleichen Orten im
März und Juni, auf Hin- und Rückreise, in Tabelle 11, die uns sagt, daß die im Juni von Südwesteuropa
wehenden nordöstlichen Landwinde zwischen Spanien und den Kanarischen Inseln die Helligkeit stark
vermindern. Ob Schornsteinruß des Schiffes, der im Juni gerade in Richtung über das Photometer
getrieben wurde und sich zum Teil drauf absetzte, einen Einfluß ausgeübt hat, läßt sich schwer sagen.
Tabelle 11. Photochemische Helligkeit (Bewölkung und Luftherkunft).
Datum
(Ausreise)
Relative
Lichtmenge
Bewölkung
Hinterlicht
(Nordlicht)
Datum
(Rückreise)
Relative
Lichtmenge
Bewölkung
Hinterlicht
(Nordlicht)
Oberlicht
Oberlicht
1 924
März 29
970.5
4.0
0.28
1924
Juni 3
295.3
10.0
0.70
28
843.4
4.5
0.30
4
553.4
3.5
0.43
27
595.1
3.0
0.23
5
553.4
6.5
0.50
26/27
12015
3.0
0.25
6
553.4
3.5
0.28
25/26
1201.5
0.0
0.20
7
419.0
9.0
0.43
24/25
1117.0
0.0
0.23
8
364.0
9.5
0.43
23/24
907.0
1.5
(1.07)
9
553.4
7.5
0.23
Bei der Aufstellung der Instrumente zur Messung der photochemischen Helligkeit an
Bord von Schiffen ist nämlich folgendes zu beachten. Der Schornstein sendet oft eine lange schwarze
Fahne Rauch aus, durch die der Himmel verdunkelt wird, auch Kohleteilchen fallen dabei dauernd
herab. Weht der resultierende Wind gerade über das Instument hin, so wird die Messung beeinträchtigt,
nicht nur durch Verdunkelung, sondern auch dadurch, daß die Milchglasplatte mit Kohleteilchen in
kurzer Zeit übersät sein kann. Bei den Messungen vom 4. bis 15. Juni war dies öfter der Fall, und
zwar setzten sich die Teilchen auffallenderweise mehr an der vertikalen Glasplatte als auf der horizon
talen fest. Es ist daher nötig, daß man zw r ei Plätze, den einen vor, den anderen hinter dem Schorn
stein zur Aufstellung der Instrumente zur Verfügung hat, falls man es nicht vorzieht, an beiden Plätzen
zu beobachten.
Die Bewölkungszahlen allein geben keinen sicheren Anhalt für die Tages
helligkeit. Die beiden Reihen des Verhältnisses Hinterlicht (Nordlicht): Oberlicht besagen, daß auf
der Hinreise die Sonnenstrahlung (Oberlicht) viel stärker, die Bewölkung (einschl. Dunst) viel geringer
gewesen ist, als auf der Rückreise.
30 ) Dorno. Ueber die Verwendbarkeit von Eder’s Graukeilphotometer usw. Meteorol. Ztschr. 1925, S. 81—97.
sl ) Perlewitz und. Dorno. Sonnenintensitäten und phototechnisehe Helligkeit auf dem Nord- und Südatlantiseben
Ozean, Meteorol. Ztschr. 1925, S. 108.