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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 45. Dd. Heft 1.
Es werden z. B. für die Temperatur nur die täglichen Wetterdienst-Vorher sagen zugelassen: 1.
Wärmer. — 2. Wenig Temperaturänderung. — 3. Kälter. — Diesen Wetterdienst-Vorhersagen ist die
vermutete Höhe der morgigen Temperatur ebenfalls nicht unmittelbar zu entnehmen; sie gehen nur
den Unterschied zwischen der erwarteten morgigen und der erwarteten heutigen Temperatur innerhalb
bestimmter Schwellwerte an. G-ilt die Wetterdienst-Vorhersage und damit auch die statistische z. B. für
morgen von Mitternacht bis Mitternacht, so ist es völlig gleichgiltig, zu welcher Uhrzeit heute die Wetter
dienst-Vorhersage gestellt wird. Stets lautet die statistische Vorhersage: ¡/Wenig Temperaturänderung
gegen heute”; die Wetterdienst-Vorhersage „Wärmer bzw. kälter als heute” oder „Wenig Temperatur
änderung gegen heute.” Entsprechendes gilt für alle Wetterdienst-Vorhersagen, durch welche nur
Änderungsbeträge eines bestimmten Witterungselements angegeben werden.
Im Gegensatz hierzu geben andere Teilvorhersagen des Wetterdienstes, z. B. die Ge Witter-Vorher
sagen an, ob das betreffende Witterungselement (also Gewitter) morgen vermutlich auftreten wird oder
nicht. Würde die Wetterdienst-Vorhersage unmittelbar vor Anfang der zugehörigen Vorhersagezeit ge
stellt werden, so könnte allerdings die bisherige statistische Vorhersage „Morgen ist das Wetter so wie
heute” unverändert beibehalten werden. Die zugehörigen Wetterdienst-Vorher sagen „Änderung” bzw.
„keine Änderung” würden dann unzweideutig in dem Augenblick, zu welchem sie gestellt sind, aus-
drücken, was sie bedeuten. Die an einem Gewittertag für den nächsten Tag gegebene Ge Witter-Vorher
sage „Änderung” bzw. „keine Änderung” wäre gleichbedeutend mit der Vorhersage „kein Gewitter”
bzw r . „Gewitter”; dieselbe an einem gewitterfreien Tag gegebene Gewitter-Vorhersage wäre hingegen
gleichbedeutend mit der entgegengesetzten Vorhersage „Gewitter“ bzw. „kein Gewitter“. Die Wetter
dienst-Vorhersage wird aber nicht erst unmittelbar vor dem Anfang der Vorhersagezeit auf
gestellt, für welche sie gilt, sondern bereits Stunden vorher. Die deutschen Wetterdienststellen
z. B. geben ihre Vorhersagen für den nächsten Tag meist bereits am Vormittag des Vortages. Die
Wetterdienst-Vorhersage ist also etwa einen halben Tag vor dem Anfang des Zeitraumes auf gestellt, für
welchen sie gilt. Die vom Wetterdienst heute Mittag nach einem gewitterfreien Vormittag für morgen
gestellte Gewittervorhersage „Änderung” würde „Gewitter” bedeuten, wenn der heutige Nachmittag
gewitterfrei bleibt; hingegen „kein Gewitter”, wenn heute nachmittag Gewitter ist. Zweifellos würden
derartige doppelsinnige Vorhersagen das Ansehen des Wetterdienstes schädigen. Die Vorhersage muß
lauten „Gewitter“ oder „kein Gewitter“, um allgemeinverständlich zu sein. Es muß daher
der Unterschied in der Uhrzeit bei der Aufstellung der Wetterdienst-Vor her sage und dem Anfang der
zugehörigen Vorhersagezeit in der Begriffsbestimmung der statistischen Vorhersage berücksichtigt
werden, wenn man die Erfolge der für dieselben Vorhersagezeiträume erlassenen Wetterdienst- und
statistischen Vorhersagen miteinander vergleichen will. Für die Aufstellung der statistischen Vorher
sagen können und müssen bei diesen Wetterdienst-Vorhersagen zwar alle Beobachtungen heran
gezogen werden, die bis zum normalen Zeitpunkt der Aufstellung der W r etterdienst-Vorher sage gewonnen
sind; aber keine späteren. Es ergibt sich mithin für diese Wetterdienst-Vorhersagen im allgemeinen
als zugehörige statistische Vorhersage: „Das Wetter ist in jeder Vorhersagezeit so wie
in einer ebenso langen, die mit dem Zeitpunkt endet, bis zu welchem durch
schnittlich täglich die Wetterdienst-Vorhersage aufgestellt wird.“ Unter Vor
hersagezeit wird hierbei der Zeitraum verstanden, für welchen eine Wetter-Vorhersage gegeben wird;
im allgemeinen also morgen von Mitternacht bis Mitternacht. Wird z. B. kurz nach 12 Uhr am 17. eine
derartige Wetterdienst-Vorhersage für den 18. von Mitternacht bis Mitternacht gegeben, so lautet also
die zugehörige statistische Vorhersage: „Morgen ist das Wetter wie gestern kurz nach 12 Uhr bis heute
um 12 Uhr.”
Die statistische Vorhersage „Das Wetter ist morgen so wie heute” ist nur für Vorhersagen von
heute auf morgen erprobt; sie hat sich stets als recht erfolgreich bewiesen. Durchaus wahrscheinlich
ist, daß auch die statistische Vorhersage „Morgen ist das Wetter so wie gestern kurz nach 12 Uhr bis
heute 12 Uhr“ noch recht erfolgreich sein wird, wenn auch etwas weniger als die vorige. Ob sie für
längere Zeiträume z. B. dahin erweitert werden kann „Das Wetter ist übermorgen so wie heute” oder