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Full text: 44, 1927

Stadienrat Dr. Margarete Gans: Das Hudsonmeer 
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reu und direkteren Weg nach Großbritannien zu eröffnen, nachdem gerade, und zwar mit hohen Kosten 
und einem gewissen Risiko, die Eisenbahnverbindung zwischen dem Nordwesten un'd den älteren 
Teilen Kanadas hergesteilt worden war. Die Händler des Ostens fürchteten, kalt gestellt zu werden. 
Eine ernste wissenschaftliche Stimme auf gegnerischer Seite ist Rae. 
Getragen von dem Streite der Meinungen, der, da sich beide Parteien nicht frei von Übertreibun 
gen hielten, zuweilen sehr heftig tobte, vollzog sich die äußere Entwicklung des Hudsonbaiweg- 
Problems in 3 Hauptabschnitten: 
Der erste umspannt die 70er Jahre. Da in dieser Zeit die Zahl und folglich auch der politische 
Einfluß der Farmer des Westens noch gering war und die Gegnerschaft sich deshalb stärker und un 
gehinderter regen konnte, überwogen die Bestrebungen der gedanklichen Verbreitung, der Weckung 
des Verständnisses für die Frage in engeren und weiteren Kreisen: Schon 1869 besprach sich Bell mit 
weitblickenden Männern, wie Young, Keefer, Armstrong und anderen darüber. 1876 brachte Selwyn 
die Angelegenheit inoffiziell vor Mitglieder der kanadischen Regierung. 1878 veröffentlichten Bell und 
der für die Sache stark interessierte Minister des Innern Sir John A. Macdonald je eine Flugschrift zu 
der Frage. Eine Fülle kleinerer Artikel, zum Teil auch von Beil, folgte in dien verschiedensten Zeit 
schriften. Während der Session von 1878/79 und nochmals im folgenden Jahre legte der Hon. Thomas 
Ryan, ein Mann von großem Uriternehmungsgeiste, die Sache vor den Dominion - Senat. Schließlich 
faßte Bell 1880 in einem zu Montreal erschienenen Pamphlet alle bis dahin gewonnenen Erkenntnisse 
in vollständiger Weise zusammen. 32 ) Das praktische Ergebnis des 1. Abschnitts war die Heraus- 
kristallisation der 3 Einzelfragen: Eisenbahn ans Hudsonmeer, Endhafen, Ilur cJvf ahrtsmögMchkeiten 
durch die Hudsonstraße. 
Die 2. Entwicklungsperiode umfaßt die nächsten 3 Jahrzehnte bis 1909. 
Zu Beginn der 80er Jahre trat eine Wandlung ein. Größere Anzahl und stärkerer politischer Ein 
fluß der Farmer im Westen erheischten gebieterisch ein Entgegenkommen der kanadischen Regierung 
in der Angelegenheit dds Hudsonbaiwegs. Dieses führte zu eingehender Untersuchung der technischen 
Ausführbarkeit des Plans. So steht der 2. Abschnitt vor allem im Zeichen reger Forschertätigkeit. Es 
wurden erkundet: 1. die Geländeverhältnisse im Westen des Hudsonmeers hinsichtlich ihrer Tauglichkeit 
für den Eisenbahnbau, 2. die beiden in Aussicht genommenen Häfen Churchill und York (Nelson ge 
nannt) nach Beschaffenheit und Verbesserungsmöglichkeiten und 3. die Meteorologie der Hudsonstraße. 
Die Leitung in der Eisenbahnfrage übertrug die kanadische Regierung nacheinander verschiede 
nen Gesellschaften: erst für kurze Zeit der Nelson Valley Railway and Transportation Company (Mon 
treal) und einer anderen weniger bedeutenden, schließlich aber der Grand Trunk Pacific und der Ca 
nadian Northern; die letztere wird die Schlußarbeit allein leisten. Um zu beschleunigter Tätigkeit an 
zuspornen, wurden den Gesellschaften breite Landstreifen längs der zukünftigen Eisenbahnlinie ver 
sprochen. 
Von Anfang an stand fest, daß der Ausgangspunkt der Bahn im Innern Winnipeg sein, ferner, 
daß die Bahn im Westen des Manitoba- und des Winnipegosissees nach Norden, dann bei The Pas über 
den Nord-Saskatchewan führen und schließlich nach dem Hudsonmieere abbiegen sollte. Der Verlauf des 
letzten Stücks, oft als das Hauptstüok oder die eigentliche „Hudsonbaibahn“ bezeichnet, konnte erst 
nach klarer Entscheidung in der Endhafenfrage genau bestimmt werden. Da diese aber merkwürdiger 
weise bis 1912 hinaus verzögert wurde, 33 ) mußten die Forschungen in der Eisenbahnangelegenbeit wäh 
rend der ganzen 2. Periode auf Churchill und York (Nelson) eingestellt werden. Ja, die meiste Arbeit 
wurde auf die weniger bekannte nördlichere Linie verwendet, auf die am Ende die Wahl gar nicht fiel. 
Sie wurde geleistet von G. A. Bayne 1884 (Playgreen-See— Churchill), Fisher 1897 (Winnipeg—Churchill), 
SJ ) Ein großer Teil der später veröffentlichten allgemeinen Literatur über den Hudsonbaiweg schöpft aus 
dieser Flugschrift. 
JS ) Trotz des 1864 bereits ausgesprochenen Urteils von Hind, daß York Faktory das „Archangelsk des 
Westens“ sei.
	        
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