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Full text: 44, 1927

4 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Nr. 1. 1926. 
worden sei. 9 ) Leider ist eine Nachprüfung unmöglich, da Asher diese Karten nicht näher bezeichnet. 
Die Atlanten von Nordenskiöld und Kretschmer geben auch keinen Anhalt. Doch läßt sich im Anschluß 
an Ashers Meinung folgender Gedankengang durchführen: die Hauptbekräftigung seiner Ansicht ist für 
Asher die Tatsache, daß das Hudsonmeer auf der Orteliuskarte vom Jahre 1570 10 ) eingezeichnet sei, 
„Baia dos Medaos“ genannt. 11 ) Die Eintragung einer nach Süden zu schmäler werdenden Bucht in den 
Norden Amerikas, etwas mehr östlich als westlich in den Kontinent hinein, ist in der Tat überraschend. 
Doch ist dem zu entgegnen: einmal in zeitlicher Hinsicht: Schon vor 1558, geschweige denn vor 1570, er 
scheint auf Karten eine Einbuchtung ähnlicher Art in ungefähr derselben Lage, nämlich: 
1. auf der Karte des Orontius Finaeus 153, 12 ) 
2. dem Authentic Globe of Schöner 1533, 13 ) 
3. dem Paris Wooden Globe 1535, 14 ) 
4. der Karte Typus orbis universalis, Ptolemaeus, Basiliae 1540, lfi ) 
5. der Map of America from Ptolemaeus, Basiliae 1540, 16 ) 
6. der Karte des Seb. Münster 1540, 17 * ) 
7. der Karte: La Geografia di Claudio Ptolemeo Venetia, 1548, 1S ) 
8. der Weltkarte aus der Ptolemäusausgabe von 1548 19 ) 
und einigen undatierten anderen Karten. Die Entdeckung des Hudsontneem müßte also mindestens 
früher angesetzt werden. Dann zu dieser Einbuchtung selbst: Auf der Orteliuskarte reicht sie von 59° 
bis ungefähr 75° n. Br., auf den andern Karten liegt sie, wenn überhaupt ein Gradnetz eingezeichnet ist, 
vielfach nicht über den 60.° nach Süden hinaus. Karten, auf denen sie bedeutend weiter südlich reicht, 
(wie Nr. 5 u. 7) machen im ganzen einen willkürlicheren bezw. oberflächlicheren Eindruck. Das legt 
den Gedanken nahe, daß mit der Bucht vielleicht die Ungavabucht gemeint sein könnte, eine Ver 
mutung, die bisher noch nicht in Erwägung gezogen worden ist. Festere Anhaltspunkte dazu fehlen 
aber. 20 ) 
Auf späteren Karten, nämlich auf den beiden Merkatorkarten von 1569' 21 ) (G. Mercator’s Map of 
the North Polar Regions) und 1587 22 ) (Orbis Terrae Compendiosa Descriptio) ist die betreffende Bucht 
mit einem Süßwassersee im Innern Nordamerikas verbunden. Das spräche wiederum für das Hudsonmeer, 
obgleich es nicht unmittelbar mit den Kanadischen Seen zusammenhängt. Entdeckungen im Gebiete 
dieser Seen und Indianeraussagen spielen offenbar in diese Darstellung hinein. Auf der 1593 in Ant 
werpen erschienenen Karte des Cornelius de Judaeus, Speculum Orbis Terrae, 23 ) und auf Wytfliet’s 
Karte vom Jahre 1597 24 ) fehlt die Verbindung mit einem Süßwassersee wieder; auf der ersteren mün 
den einige Flüsse von Süden her ein, die Bucht selbst ist durchgängig schmäler gehalten und zeigt eine 
scharfe westliche Ausbiegung; auf der letzteren ist die Bucht durch einen kurzen Flußlauf an einen 
9 ) Asher a. a. O. S. XCVI. 
i°) Nordenskiöld (Schw.) XLVI. 
J1 ) Der Name ist bei Nordenskiöld nicht eingetragen, bei Asher auch nicht erklärt. (S. CLXXI.) Vor gl. Mark- 
ham. Roy. G. Soc. London 1889, S. 620. (Suppl. Pap. Vol. II.) 
15 ) Nordenskiöld (Schw.) XLI. 
1J ) Harrisse a. a. O. S. 520. 
14 ) Harrisse a. a. O. S. 612. 
15 ) Nordenskiöld (Schw.) XLIV. 
16 ) Nordenskiöld (Engl.) Nr. 73. 
17 ) Kretschmer, Atlas zur Entd. Amerikas, Tafel XIX. 
i®) Nordenskiöld (Schw.) XLY. 
“) Kretschmer, Tafel XVIII. 
20 ) Auf der Karte des Orontius Finaeus 1531 münden Flüsse von Wund SW ein, und in der Bucht liegen mehrere 
Inseln, eine große, breite schließt die Bucht im N. ab. Das sind Eigentümlichkeiten, die sowohl für das Hudson 
meer als auch die Ungavabucht kennzeichnend sind. 
»») Nordenskiöld (Schw.) XLVII). Low meint von dieser Karte (Geol. Snrv. of Can. 1896, S. 9), daß sie „die 
Küsten Labradors und der Ungava- oder Hudsonbai“ zeige. 
**) Nordenskiöld (Schw.) XLVII. 
ss ) Nordenskiöld (Schw.) XLVIII.
	        
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