44 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 44. lid. Heit 3.
ineinerSenkungderWertezum Ausdruck. Mit Hilfe der angegebenen Methode
kann man daher Rückschlüsse auf die Reichweite von Luftströmungen im
großen und ihre Beeinflussung durch g e o g r ap h i sc li - or ogr aphisch e Verhält
nisse ziehen, wie man aus der Änderung der Niederschlagsmenge auf
Änderungen des räumlichen Strömungsfeldes im kleinen an Gebirgen und
Küsten geschlossen hat.
II. Niederschläge und Wetterlage.
Die winterlichen Niederschläge fallen im wesentlichen in den Gebieten, in denen sich Zungen
warmer westlicher bis südwestlicher Luftströmungen in Kaltluftmassen vorschieben, wobei sie auf die
Kaltluft heraufgleiten und ihre Feuchtigkeit in Form von Niederschlägen ausfällen, wie bereits in dem
Abschnitt über die Schneestürme (Burane) ausgeführt ist. Wie weit die sommerlichen Niederschläge
in Sibirien und im östlichen Asien ihre Entstehung der Konvektion örtlich erwärmter aufsteigender
Luftmassen oder dem Aufsteigen von Warmluft an Kaltluftkörpern verdanken, ist bisher noch nicht
untersucht worden. Die täglichen Wetterkarten des Sommers 1926 gestatten eine Beurteilung dieser
Frage.
Nach einer Periode heiteren und trockenen Wetters in der zweiten Junihälfte 1926 begannen
am 27. Juni im Raume zwischen Jenissei und Oberer Tunguska Regenfälle, vielfach in Begleitung von
Gewittern, die sich südostwärts fortpflanzten. Die Front der Regen und Gewitter passierte Irkutsk am
29. abends. Die Niederschläge standen im Zusammenhang mit einem Einbruch kälterer, polarer Luft
massen. Die Kaltluft gehörte der Rückseite eines Ausläufers einer Eismeerdepression an, die das vor
her herrschende, Trockenheit bringende nordsibirische Hoch zurückgedrängt hatte. Aus den beim
Observatorium Irkutsk eingegangenen Wettermeldungen läßt sich diese Kältewellen von Jenisseisk
(27./28. Juni) bis Troitzkossawsk (29./80.) verfolgen; Urga hat sie nicht mehr erreicht. Ein zweiter,
allerdings geringerer Kälteeinbruch ging jedoch bis Urga (28./29. Juni bis 1./2. Juli), wie aus der
folgenden Tabelle 24stündiger Temperaturänderungen hervorgeht.
27.
28.
28.
29.
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30.
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1.
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5.
A.
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Jenisseisk...
Krasnojarsk.
Kirensk
Irkutsk
Urga
In der Mandschurei ging bereits Ende Juni verbreitet Regen nieder unter dem Einfluß von
Tiefdruckgebieten, die vom 23.—25. und vom 26.—29. durch die Mandschurei nach dem unteren Amur
zogen. Im östlichen Sibirien hielten die Regenfälle in den ersten beiden Julitagen unter der rasch
wechselnden Einwirkung wärmerer und kälterer Luftmassen an. Als jedoch vom 2. zum 4. Juli Mittel
und Ostsibirien unter dem Einfluß von Warmluft kam, hörten die Niederschläge auf. Der neue Vor
stoß kälterer Luftmassen vom 4. zum 5. brachte zwischen Jenissei und Baikalsee wieder Regen. Eine
Verschärfung der Temperaturgegensätze über der östlichen Mongolei und nördlichen Mandschurei
führte zur Vertiefung einer dort gelegenen Depression, die vom 9. zum 10. nach dem Ostufer des Baikal
vorrückte. In diesem Tief strömte warme südöstliche, vom Pazific stammende Luft auf Kaltluftmassen
im Baikal- und Lenagebiet, wobei sehr erhebliche Niederschlagsmengen fielen. Urga hatte am 9. früh
24 mm, am 10. hatten Troitzkossawsk 31, Werchne Udinsk 36, Kabansk 71, Myssowaja sogar 72 mm
Niederschlag (Liter je qm) in 24 Stunden. Ausgedehnte Regenfälle beginnen wieder am 22. Juli im
Zusammenhang mit einer ausgeprägten Konvergenzlinie zwischen kühlerer Nordwest- und wärmerer