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Full text: 44, 1927

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 44. lid. Heft 3. 
unteren Lena, so daß Ost- und Mittelsibirien unter Hochdruckgebieten liegt und infolgedessen tief er 
kaltet. In extrem milden Wintern ziehen die Tiefdruckgebiete vom Weißen Meer über den mittleren 
Ural, das Obere-Tunguska- und nördliche Baikalgebiet zum unteren Amur; häufige Einbrüche warmer 
westlicher Luftströmung sind die Folge. In mittleren Jahren werden mittlere Richtungen bevorzugt. 
E. Niederschlagverhältnisse. 
I. Mittlere Verteilung der Niederschläge am Luftweg. 
Daß die Angaben der mittleren Niederschlagsmenge für den Luftverkehr kaum Bedeutung haben, 
dagegen aber die Anzahl der Niederschlagstage nach den Erfahrungen heimischer Flugberatung einen 
Anhaltspunkt für die Beurteilung der Häufigkeit von Schlecht wetten im fliegerischen Sinne sein kann, 
war bereits in der Einleitung ausgeführt worden. Für den deutschen Streckenabschnitt gibt Hellmann 
in seinem Klima-Atlas 58 ) folgende Werte der mittleren Anzahl der Tage mit mindestens 0,1 mm Nieder 
schlag: 
Berlin 
168,7 
Könitz 
179,0 
Stettin 
164,9 
Neufahrwasser 
160,7 
Pammin 
174,2 
Königsberg i. Pr. 
188,3 
Köslin 
Lauenburg 
170,5 
i. P. 183,2 
Insterburg 
189,4 
Die in seiner kartographischen Darstellung längs des Madüsees führende Linie von 170 mittle 
ren Niederschlagstagen ist nach den Erfahrungen an der Nachtflugstrecke Berlin-Königsberg eine 
häufige Wetterscheide, und der großen Niederschlagshäufigkeit im Gebiete der PommereUen (183,2 in 
Lauenburg) entspricht häufiges Auftreten von Schlechtwetter, worauf ebenfalls in der Einleitung hin 
gewiesen wurde. 
Bei der verhältnismäßig geringen Beeinflussung des Luftverkehrs durch Niederschläge — nur 
Staubregen (Nebelregen) und Schneefall können infolge der Sichtversohlechterung ihn behindern — 
gibt jedoch die Anzahl der Niederschlagstage kein unmittelbares Maß für die Behinderung des Luft 
verkehrs durch Niederschläge. Außerdem werden örtliche Niederschlagsgebiete, falls sie erhebliche 
Wetterverschlechterung bringen sollten, gegebenenfalls umflogen, kleinere Niederschlagsgebiete selbst 
mit sehr niedrigen Wolken und schlechter Sicht durchflogen, sofern die Maschine ausreichende na- 
vigatorische Ausrüstung und der Führer genügend Erfahrung besitzt. Sehr wesentlich ist dagegen zur 
Beurteilung der Flugmöglichkeit bei Schlechtwetter infolge von sichtverschleohterndem Niederschlag die 
Frage, ob mit Niederschlag nur örtlich oder auf großen Teilen der Strecke zu rechnen ist. Die Nieder 
schlagshäufigkeit ist somit nicht auf den einzelnen Ort an der Strecke, sondern auf die Strecke seihst 
zu beziehen. 
Um daher die Niederschlagsverhältnisse des russisch-asiatischen Streckenabschnittes für die 
Zwecke des Luftverkehrs darzusteilen, wird zur Untersuchung der gestellten Frage der folgende Weg 
beschritten: Längs der Strecke sind Stationspaare mit annähernd gleichem Abstande ausgewählt wor 
den, wobei die Entfernung von Station zu Station der ungefähren Flugweite neuzeitlicher Verkehrs- 
Großflugzeuge entspricht. Im Mittel beträgt der Abstand von Station zu Station 782 km. Da für 
diesen Zweck nur Beobachtungein von verhältnismäßig wenigen Stationen an oder in der Nähe des 
Luftwegs verfügbar sind, läßt es sich nicht vermeiden, daß der Wert zwischen 630 und 830 km 
“) Heitmann, v. Elsner, Honze, Kn och, a. a. O. S. 38.
	        
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