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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 44. Bd. Heft 3.
Smolensk sind bereits der Oktober und November durch die kleinsten Werte mittlerer Wolkenhöhe
ausgezeichnet.
Für Irkutsk hat Schostakowitsch 30 ) untere Wolkengrenzen auf Grund von Pilotballonmessungen
in den Jahren 1913—1917 nach Wolkenarten und Monaten gesondert veröffentlicht. Für den Luftver
kehr hat die Art der Wolken weniger Bedeutung, vielmehr kommt die Häufigkeit des Vorkommens
von Wolken in verschiedenen Höhenlagen in Frage, zumal da verschiedene Wolkenarten häufig die
gleiche Höhenlage bevorzugen. Zählt man die von Schostakowitsch veröffentlichten Wolkenhöhen für
Höhenstufen von je 400 m aus, so lassen sie sich in einem gewissen Vergleich mit den von Sprung
und Süring”) veröffentlichten Häufigkeitswerten der Wolkenhöhe in Potsdam setzen. Ein strenger
Vergleich ist allerdings infolge der verschiedenen Beobachtungsmethoden nicht möglich (photogramm
metrische Höhenhestimmung in Potsdam, Höhenbestimmung nach Pilotballonmessungen in Irkutsk).
Der Vergleich ist in Zahlentafel 4 durchgeführt.
Das stärkere Hervortreten der unteren Wolkenschichten in Irkutsk gegenüber Potsdam erklärt
sich dadurch, daß niedere Wolkendecken in Potsdam wenig gemessen worden sind. Bei den niederen
Stratus-Decken ohne Struktur ist eine photogrammetrisdhe Vermessung unmöglich. Dieser Unterschied
ist daher als systematischer Fehler durch di© Verschiedenartigkext der Beobachtungsmethoden zu
werten. Ebenso entspringen die größeren Werte von Potsdam oberhalb von 8 km einem systemati
schen Fehler, indem die in diesen Höhen lagerndem Oirrus-Wolken verhältnismäßig selten von Pilot
ballonen erreicht werden, während ihre klaren Formen der photogrammetrisohen Vermessung beson
ders zugänglich sind. In den dazwischenliegenden Höhenkilometern von 1—8 km zeigt sich aber im
merhin, daß bevorzugte Wolkenlagen, die sich in Potsdam bei 1200—1600 m, 4000—4400 m, 6400—6800 m
zeigen, in Irkutsk in größeren Höhen anzutreffen sind, nämlich in 1600—2000 m, 4400—4800 m, 6800
bis 7600 m.
Die Auszählung nach 400 m-Stufen ist jedoch für die Kenntnis der Wolkenschichtung wie auch
für Luftfahrtzwecke bereits zu roh. Für die Möglichkeit des Fluges ist es oft entscheidend, ob eine
Wolkendecke im Gebiete 100 oder 300 m hoch liegt. Betrachtet man aber die laufenden Höhenangaben
der Irkutsker Wolkenmessungen (Zahlentafel 5), so ergehen sich zwanglos an einzelnen Stellen Häufun
gen der Beobachtungen. Namentlich aus dem Gang des Höhenunterschiedes zwischen den Einzelwer
ten lassen sich leicht Höhenlagen häufigeren Vorkommens von Wolkendecken, Häufigkeitsgruppen
finden. Hierbei ist angenommen, daß innerhalb einer Häufigkeitsgrupp© der Höhenunterschied zwischen
benachbarten Werten folgende Größen nicht überschreiten darf: Unterhalb von 1050 m 20 m, von 1050
bis 3000 m 30 m, von 3000 bis 7000 m 50 m, oberhalb von 7000 m 100 m. Außerdem müssen unterhalb
von 2000 m mindestens 5, oberhalb 2000 m mindestens 4 Wolkenbeobachtungen einer Häufigkeitsgruppe
sich zuordnen lassen. In Zahlentafel 5 sind die Gruppen häufigeren Vorkommens zu Mittelwerten zu
sammengefaßt. Hierbei erscheinen folgende Höhenlagen häufiger Größen (abgerundet, oberhalb von
1000 m auf 100 m): (190), 275, 360, 550, 730, 1100, 1300, 1600, 2200, 2700, 3400, 3600, 5300, 7400, 8200 m.
Sprung und Süring geben für Potsdam * * * 35 ) 1896/97 folgende mittlere Höhen an: 600, 1600, 4000, 6000, 8000,
10 000 m. Die Messungen des internationalen Wolkenjahres von den Observatorien Bossekop, Pawlowsk,
Upsala, Potsdam, Blue Hill, Washington und Manila hat sodann Süring zu folgenden Mittelwerten zu
sammengefaßt: 1700, 4300, 6500, 8300, 9900 m. Die Höhenlagen von 600 (550), 1600 bzw. 1700, 8300 (8200)
erweisen sich auch in den Irkutsker Beobachtungen als Schichten häufiger Wolkenbildung. Dagegen
treten die Höhen von 4000 und 6000 bzw. 4300 und 6500 m in Irkutsk nicht durch häufigeres Vorkom
men von Wolken hervor.
Die häufige Beobachtung von Wolken in den benachbarten Höhen von 3400 und 3600 m spiegelt
die eigentümliche Doppelschichtung der Höhenlage von Altostratus- und Altocumulus-Wolken wieder,
s») a. a. O. S. 55—56.
31 ) A. Sprung u. B. Süring, Ergebnisse der Wolkenbeobachtungen in Potsdam in den Jahren 1896 und 1897.
Veröffentl. d. Preuß. meteorolog. Instituts, Berlin 1903, S. 68.
3S ) a. a. O. S. 69.