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Full text: 43, 1925

I)ic wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstünne. 
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Jamaika versuchsweise zur Kakaoanpflanzung über, ohne daß sich aber eine dauernde Veränderung daraus 
ergeben hätte 1 ). Im allgemeinen hält man eben an dem durch lange Jahre Erprobten fest. Beim 
Zuckerrohr wurde dies ja besonders betont. Daneben gibt es einige Kunstmittel, die die Pflanzer aus 
ihrer Erfahrung gelernt haben, wodurch die Verluste oft wesentlich eingeschränkt werden können*). 
III. Die Gefährdung des Menschenlebens durch die tropischen Wirbelstürme. 
Bei den großen Orkankatastrophen machen die oft erschreckend hohen Ziffern der zugrunde ge 
gangenen oder schwer in Mitleidenschaft gezogenen Menschenleben am meisten von sich reden. Von 
wirtschaftlichem Interesse sind diese Verluste nur in bestimmten Fällen. Als wirtschaftlicher Schaden 
können sie eigentlich nur dann angesehen werden, wenn sie einen merkbaren Entgang von Wirtschafts 
subjekten, d. h. in erster Linie von Arbeitskräften bedeuten. Für die Beurteilung dieses Schadens haben 
aber die Ziffern immer nur einen relativen Wert. Bei der geringen Anzahl arbeitswilliger Einwohner auf 
den Südseeinseln kann dort die Vernichtung von 50 oder 100 Menschenleben eine viel größere Katastrophe 
bedeuten als in Ostasien oder Vorderindien der Verlust von einigen Tausend. Die relative Bedeutung 
der Verlustziffern liegt also nicht lediglich in der Volksdichte, sondern überhaupt in den allgemeinen 
Wirtschaftsverhältnissen. Rein wirtschaftlich gedacht muß die Vernichtung von Menschenleben nicht 
immer ein Schaden sein, sondern kann in Anbetracht der durch die Verheerungen eingetretenen Wohnungs 
und Hungersnot auch als ein neutrales Ereignis angesehen werden. 
Gefährdet ist das menschliche Leben in den Wirbelstürmen durch verschiedene Faktoren, vor 
denen der Mensch sich nur teilweise schützen kann: 
1. Die große Windstärke an sich, die den Menschen willenlos herumtreibt; 
2. Die Flutwellen an Flachküsten und Flußüberschwemmungen; 
3. Umfallende Bäume, einstürzende Häuser usvv. (Orkanverstecke!); 
4. Volksseuchen, eine Gefahr, die leicht unberücksichtigt bleibt; Volkskrankheiten (Pest, Cholera, 
Typhus) können durch mehrere Umstände oder deren Zusammenwirken hervorgerufen sein. Bei 
der großen Anzahl von Toten bleiben oft Leichen und Kadaver in stark verwesendem Zustand 
(Tropenhitze!) lange Zeit in Morästen usw. liegen®). Die bei den außergewöhnlichen Überschwem 
mungen zurückbleibenden Tümpel können gefährliche Malariaherde sein. Andererseits schreibt 
man aber auch den Wirbelstürmen unmittelbar die Verbreitung von Krankheiten zu. „Denn ob 
sie zwar manches Mal die Luft reinigen, und gleichsam mit einem rauhen Besen ausfegen, 
können sie doch dieselbe auch wohl, wenn sie gut ist, verübeln : sintemal die Luft durch solche 
Stürme sehr verändert, unbeständig und trübe gemacht wird. Daher dann eine solche trübe, 
verworrene, vermischte und vergröbte Luft gar leicht auch grobe Spiritus und Dünste in dem 
menschlichen Leibe erwecken oder den Sinn und Lebensgeister beschweren kann. Die Lunge 
leidet auch oft Not dabei, wann zumal der Sturm viel Staubes herstreue“. 4 ) Francisci gibt der 
Kälte die Schuld an dem großen „Sterb“, der sowohl bei den asiatischen wie bei den west 
indischen Orkanen beobachtet wurde. 
IV. Der Verkehr und die tropischen Wirbelstürme. 
In allen seinen Formen hat der Verkehr unter den Wirbelstürmen zu leiden. Auf dem Land ver 
nichtet der Orkan die oberirdischen Telegrafen- und Telefonleitungen, Oberbauten der Eisenbahn, ja, er 
hält sogar Eisenbahnzüge in der Fahrt auf und wirft sie um. Die von ihm verursachten Hochwässer 
reißen Brücken und Dämme ein, Verzögerungen und zeitweise Unterbindungen des Verkehrs sind die 
Folgen dieser Verheerungen. 
Weit größer scheint auf den ersten Blick die Beeinträchtigung des Seeverkehrs zu sein. Hierin 
zeigt sich ein gewaltiger Wandel im Lauf der Zeiten. Der Fortschritt in Wissenschaft und Technik hat 
die Orkangefahr für den Seeverkehr wesentlich herabgemindert: Die Segelanweisungen, die nautische 
Schulung des Schiffspersonals einerseits, die stabilere Bauart der Schiffe andererseits. Beispiele für die 
*) Rung a. a. O. 2 ) Visher (132) S. 209 ff. *) D. R. f. G. 1898 S. 233. 4 ) Francisci (38) S. 1091.
	        
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