Pie wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürme.
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Der Art der Schäden nach spielen die Überschwemmungen die größte Rolle. Gewaltige Sturmwellen
fegen über die flachen Sandbarren hinweg, reißen ganze Dörfer mit und setzen Städte unter Wasser.
Am bekanntesten ist in dieser Hinsicht das Schicksal von Galveston. Die gewaltigen Regenmassen rufen
in den Flußniederungen bedeutende Überschwemmungen hervor 1 ).
Für die landwirtschaftlichen Verhältnisse der gesamten Golfstaaten kommt eine Instabilität infolge
von Wirbelstürmen nicht in Betracht. Valgrens Tabellen 5 ) geben für die Sturmschäden in diesen Gebieten
(II und V) keine auffallenden Werte. „Die meisten Verluste durch Stürme sind fast stets in den größeren
Ansiedelungen anzutreffen, wo Gebäude, industrielle Anlagen, Bahnen und dergleichen verwüstet werden,
während die Landwirtschaft mehr davon verschont bleibt“ 3 ). Gleichwohl drückt die Wirbelsturmgefahr
gelegentlich der Landschaft ein gewisses Gepräge auf, z. B. durch die großen Dämme zum Schutz flacher
Siedlungen, Orkanbollwerke u. ä. Die folgende Übersicht soll als Ergänzung der Tabellen im Anhang
die in Zahlen faßbaren Schäden an der Golfküste der Vereinigten Staaten zeigen:
Datum
Schaden in Geld
Dollar
Andere
Schätzungen
Dollar
Menschenleben
1900 1.—12. 9.
30 000 000
6000
1901 9,—15. 8.
1000 000
10
1903 10.-15. 9.
300 000
1906 23.-27. 9.
3 970000
10000 000
63
1909 18.-21. 7.
100 000
2 100 000
4
1909 12.-21. 9.
6400000
353
1909 11. 10.
1000 000
1915 13.—17. 8.
21000000
60000000
275
1915 22.-30. 9.
13 000 000
275
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7
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<r.
3 500 000
12
1916 12.-19. 8.
1 800 000
15
1918 1,— 6, 8.
5 000 000
34
1919 6.—14. 9.
20 272 000
284
Innerhalb 20 Jahren
107 340 000
(154370 000)
7225
Mit der einen gewaltigen Schadenziffer ist aber das Unglück oft noch gar nicht überstanden. Nach
der Katastrophe von 1900 trat infolge der zerstörten Hafenanlagen in verschiedenen Hafenplätzen in Texas,
vor allem in Galveston, eine bedeutende Minderung des Schiffsverkehrs ein 4 ), die natürlich auch durch
einen Rückgang der Produktion verursacht war. In der Ausfuhrstatistik zeigt sich dies folgendermaßen:
Baumwolle Mais Vieh
Ballen Busheis in Dollar
1898/1899 1967 867 22 820 184 833 660
1899/1900 1 491 883 13 727 850 129 836
Bei der Baumwolle wurde der quantitative Ausfall durch einen höheren Preis ausgeglichen 5 ).
2. Die westindische Inselwelt.
Wesentlich anders als auf dem Kontinent steht es mit den wirtschaftlichen Einflüssen der Wirbelstürme
auf den westindischen Inseln. Bei den kleineren derselben handelt es sich häufig um selbständige
Wirtschaftsgebiete, die ganz und gar der Wut des Orkans zum Opfer fallen. Hinsichtlich der Sturm
warnung sind die Inseln naturgemäß auch viel schlechter gestellt, weil in den meisten Fällen die Gelegenheit
zur Beobachtung des Orkans vor dem Betreten festen Landes fehlt. Dazu kommt, daß es sich hier meist
um Wirtschaftsgebiete mit intensiver Kultur handelt, während man die Wirtschaftsform der Golfstaaten
l ) Im Gesamtverhältnis scheinen die Überschwemmungen dieser Art doch nur unbeträchtlich zu sein, da selbst die als sehr
verheerend geschilderten Kalle bei Heise (54) unerwähnt bleiben. *) angeführt bei Termer (124), 8. 66. *) Termer a. a. O.
4 ) Fischer (37), S. 43. *) Diplomatie and consular reports U. S. Trade of Texas, for the year 1900.