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Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürme.
Es kommen aber auch im Juni und früher viele Wirbelstürme vor, ebenso wie die Erfahrung lehrt,
daß im Oktober durchaus noch nicht „all over“ ist. Diese jahreszeitliche Verteilung ist für die Wirt
schaft nicht ohne Bedeutung. Günstig ist an sich schon die Beschränkung auf einen bestimmten Zeitraum
innerhalb des Jahres — acht Monate sind mit 75% und mehr Wahrscheinlichkeit gefahrfrei. Daß aber
die größte Intensität gerade im Spätsommer und Frühherbst ist, hat Einfluß auf Schiffahrt und land
wirtschaftliche Erzeugnisse, deren Ernte oder letzte Reifezeit häufig gerade in diese gefährliche
Periode fällt.
Die jährliche Frequenz ist außerordentlich wechselnd. Woher diese Veränderlichkeit rührt, ist noch
nicht erwiesen. Für die Mauritius-Orkane hat Meldrum den Nachweis erbracht, daß die Häufigkeit dieser
Orkane von dem Verhalten der Sonne abhängt, und zwar in der Weise, daß in der Zeit des Maximums
der Sonnenflecken auch die Zyklonen ihr Maximum an Häufigkeit und Intensität aufweisen und um
gekehrt. Nicht alles, was unter dem Namen Taifun, Hurricane usw. geführt wird, ist als wirklicher
Wirbelsturm mit vernichtender Orkangewalt zu betrachten. Die einzelnen Beobachter legen oft einen
abweichenden Maßstab zugrunde und kommen dann zu ganz verschiedenartigen Resultaten.
IV. Die schadenbringenden Faktoren der tropischen Wirbelstürme.
Für die schrecklichen Verheerungen auf dem festen Lande diene die Schilderung, die der damalige
Gouverneur der Insel Barbados, James Lyon, über den Orkan des Jahres 1831 in der London Gazette
gibt, als Beispiel:
„On the evening of the 10th (August 1837) the sun set on a landscape of the greatest
beauty and fertility, and rose on the following morning over an utter desolation and waste.
The prospect at the break of day on the 11th inst. was that of January in Europe; every tree,
if not entirely rooted up, was deprived of its foliage and of many of its branches, every house
within my view was levelled with the ground, or materially damaged; and every hour brought
intelligence of the most lamentable accidents, and of very many shocking deaths.“
Was die Wirbelstürme zu einem so furchtbaren Naturereignis macht, sind vor allem die Wind
geschwindigkeiten, die sonst nur von den Tornados Nordamerikas erreicht werden. Dabei muß natürlich
auch die Kraft des Windes sehr bedeutend sein. Sie läßt sich als „Winddruck“ berechnen nach der Formel
p = C • V ä , wobei c eine Konstante vom Wert 0,125 (nur für kleine Flächen verwendbar), v die
Geschwindigkeit in Metern je Sekunde und p der Druck je Quadratmeter ist'). Der Winddruck wächst
also mit zunehmender Geschwindigkeit gewaltig an.
Beaufort 5 Windgeschw. 8,8 m p. s. Winddruck 9,955 kg
6 10,7 14,311
7 12,9 19,801
8 15,4 29,645
9 18,0 40,500
10 21,0 53,875
11 ca. 30,0 112,500
12 ca. 50,0 312,500
Genaue Messungen über die höchsten Windgeschwindigkeiten gibt es nicht, da die gebräuchlichen
Anemometer bei Geschwindigkeiten von über 50 m, oft schon früher, zu zerbrechen pflegten. Der
höchste registrierte Wert ist von der Jamaica-Zyklone vom 18. XI. 1912 bekannt, wo zuletzt 53,6 m p. s.
gemessen wurde 2 ). Doch handelt es sich hierbei nur um einzelne Windstöße, die nur ganz kurze Zeit
gedauert haben. Im übrigen beträgt das Mittel länger andauernder Höchstgeschwindigkeit 30—40 m,
ja für Mauritius ergibt sich als durchschnittliches Maximum nur 23 m p. s. 3 )
*) Hann (47) S. 383. s ) Nach Met. Z. 1899 S. 152 erreichte in dem Taifun des 9. IX. 1897 der Wind in Böen eine
Geschwindigkeit von 47 m p. s. *) (135) E 9.