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Full text: 43, 1925

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1925. Heft 3. 
Es ergibt sich hiernach eine vollkommene Übereinstimmung der Temperaturschichtung mit der aus 
den Pilotballonaufstiegen abgeleiteten Windschichtung (vgl. S. 24). Die großen Temperaturgradienten 
zwischen den einzelnen Schichten offenbaren auch den in diesen Zwischengebieten herrschenden vertikalen 
Luftaustausch und bestätigen so die früheren Ausführungen über die Reibung und Turbulenz. 
Von besonderem Interesse sind die thermischen Querschnitte, welche auf der zehntägigen Flugexpedition 
gewonnen worden sind (Tafel 6). Die Aufwölbung der Isothermen über Land tritt bei ihnen 
besonders deutlich hervor. Längs der Küste schieben sich die kälteren Luftmassen des Meeres keilförmig 
unter die wärmeren des Landes. Wenn am Mittag und am frühen Nachmittag die Temperaturgegensätze 
zwischen Meer und Land am größten sind, so erfolgt die Aufrollung dieser Grenzfläche unter der Bildung 
von Regenböen, die an der Küste entlang ziehen und mit ihren Begleiterscheinungen ganz den bei uns 
auftretenden Böen gleichen. Die photographische Aufnahme einer derartigen Bö, die längs der Küste 
bei Cartagena vorüberzieht, zeigt einen besonders schön ausgebildeten Böenkopf (Tafel 7). 
Eine weitere interessante Einzelheit offenbart die Isoplethendarstellung der Tafel 6 (Curagao-Barranquilla) 
hinsichtlich der verschiedenen Höhenlage ihrer Inversion über Meer und Land. Über dem Caribischen Meer 
liegt die Inversion in 800 m Höhe, an der Küste steigt sie auf etwas über 1000 m und weiter landeinwärts 
bei Barranquilla auf 1250 m Höhe. Entsprechend der verstärkten Reibung hebt sich demnach die untere 
Turbulenzzone beim Übergang vom Meer auf Land um ca. 400 m. Hierdurch erklärt sich auch der 
verschiedene Bewölkungszustand, der häufig über Meer und Land auf den Flügen festgestellt werden 
konnte. Über Land wurde gewöhnlich eine ausgedehnte Strato-Cumulus-Bewölkung angetroffen, während 
es auf See klar war oder nur einzelne Fracto-Cumuli gesichtet wurden. Das Kondensationsniveau lag 
demnach über Land noch innerhalb der Turbulenzzone, während auf See die Reibungswirbel wegen ihrer 
geringeren vertikalen Erstreckung den Taupunkt nicht mehr erreichten, abgesehen von einzelnen feuchteren 
Luftquanten, welche die zerstreuten Fracto-Cumuli hervorbrachten. 
Selbst die Cirren sind offenbar noch diesen unterschiedlichen Einflüssen von Land und Meer unterworfen. 
Der sich tagsüber in reichem Maße über Land bildende Cirro-Stratus greift gewöhnlich nicht auf das Meer 
über, sondern schneidet scharf mit der Küste ab. Die thermische Aufwölbung über Land, wie sie in den 
Isoplethendarstellungen für die unteren Schichten ersichtlich ist, erstreckt sich demnach bis ins Cirrenniveau. 
6. Meteorologische Einzelbeobachtungen. 
A. Nebel im Azorengebiet. 
Am 25. Mai herrschte morgens trübes Wetter mit niedriger Wolkendecke; ab 9 h a klarte es jedoch 
rasch auf. Um H/Ap fiel plötzlich flacher Nebel ein und am weiteren Nachmittag durchfuhr die »Teutonia« 
wiederholt Bänke flachen, stark nässenden Bodennebels, die durch sichtige wolkenfreie Zwischengebiete 
getrennt waren. Der folgende Tag brachte einen ganz ähnlichen Witterungsverlauf: früh morgens dichte 
Decken niedriger Strato-Cumulus-Wolken, sodann ab 9 h a wieder Aufheiterung. Um 17» h p fiel erneut 
Nebel ein. Wie tags zuvor waren es mehrere flache Nebelbänke, die jedoch diesmal nicht den ganzen 
Nachmittag über anhielten, sondern mit Annäherung an die Insel Terceira sich auflösten. 
Unterschiede zwischen der Luft- und Wassertemperatur sind für die Nebelbildung nicht verantwortlich 
zu machen, denn die Differenzen zwischen Wasser und Luft betragen an beiden Tagen — mit Ausnahme 
des 9 h p-Termines am 26. nach dem Nebel — nur bis zu einem halben Grad, positiv oder negativ, und 
zwar ist bis auf die Ablesung am 26. um 2 und 6 h p die Luft etwas wärmer als das Wasser. 
Betrachtet man die Änderungen der Lufttemperatur, so ist zu berücksichtigen, daß durch den 
Südwestkurs des Schiffes und die Breitenänderungen nach Süden eine erhebliche Erwärmung erfolgt. 
Zwischen 45 und 35° N. Br. läßt sich der Betrag dieser meridionalen Erwärmung leicht graphisch ermitteln
	        
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