Vorwort.
Die im folgenden bearbeiteten Beobachtungen bilden einen Teil eines größeren Programms zur
Erforschung der Gezeiten der Nordsee, insbesondere der Deutschen Ducht, zu dessen Durchführung im
Frühjahr 1921 eine Arbeitsgemeinschaft zwischen der Marineleitung, dem Institut für Meereskunde an
der Universität Berlin und der Deutschen Seewarte gebildet worden ist. Besondere Aufmerksamkeit soll
bei diesen Arbeiten dem Tidenstrom und -hub auf der offenen See gewidmet werden. Da ganz allge
mein Strommessungen in der Nordsee seit Jahren eine wichtige Programmaufgabe der internationalen
Meeresforschung sind, so trat, zugleich im Hinblick auf die Bedeutung dieser Arbeiten für gewisse Fischerei
fragen, auch die Deutsche Wissenschaftliche Kommission für Meeresforschung mit hinzu; sie leistete
ganz wesentliche Hilfe, schon durch die Bereitstellung des Hauptfahrzeuges, des Reichsforschungsdampfers
„Poseidon“, dann aber auch durch Hergabe eines großen Teiles der Kosten dieser Veröffentlichung.
Die ersten Unternehmungen dieser Arbeitsgemeinschaft fanden im Sommer 1921 statt, im Juni
eine Fahrt unter wissenschaftlicher Leitung des Instituts für Meereskunde zur Untersuchung der Gezei
tenerscheinungen der mittleren Nordsee und des Hevergebietes, im August die Strom- und Hubmessungen
im Sylter Gebiet, die den nachstehenden beiden Abhandlungen zugrunde liegen. Hierbei hatte die Deut
sche Seewarte die Leitung. An Beobachtungsfahrzeugen standen zur Verfügung: das schon erwähnte
Schiff der Deutschen Wissenschaftlichen Kommission für Meeresforschung, der Reichsforschungsdampfer
„Poseidon“, Kapt. Hupe, der Motorschuner des Herzogs von Altenburg, „Senta“, Kapt. Demelius, und
die Peilboote 1, 2 und o der Marineleitung, geführt von Steuermann Richter, Obersteuermann Schultz
und Steuermann Schmidt. Als wissenschaftliche Beobachter waren tätig: auf „Poseidon“ Dr. Schulz
als Leiter der gesamten Beobachtungen, Kapt. Hatje, Dr. Pape, I>r. Schumacher von der Deutschen
Seewarte, ferner Dr. Thorade, auf „Senta“ Dr. Wüst, cand. Bauer, Dr. Meyer, Fräulein Studienassessor
Möller vom Institut für Meereskunde. Auf den Marinefahrzeugen war je ein wissenschaftlicher Beob
achter eingeschifft: auf „Peilboot 1“ Dr. Böhnecke vom Institut für Meereskunde, auf „Peilboot 2“
G. Thiel von der Deutschen Seewarte, auf „Peilboot 5“ Dr. Michaelis von der Deutschen Seewarte. Be
sonders auf den Peilbooten hat die Besatzung bei den Beobachtungen mitgewirkt.
Die Beobachtungen bezogen sich auf die vertikale und horizontale Gezeitenbewegung; die Hubbeob
achtungen an Bord der Schiffe wurden wesentlich ergänzt durch die Angaben zahlreicher Pegel des Wasser-
bauamtes Husum, die in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellt wurden.
Es erwies sich als zweckmäßig, die Bearbeitung der Hubbeobachtungen und der Strommessungen
voneinander zu trennen. Vor der endgültigen Aufarbeitung der Strombeobachtungen waren eingehende
technische Sonderuntersuchungen (über die Deviation der Kompaßnadel im Ekman-Strommesser) er
forderlich, die erst im Oktober 1922 durchgeführt werden konnten.
Hamburg, 1. Januar 1924
Die Deutsche Seewarte