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Aus dem Archiv der Deutschen Seewürfe. — 1923. Heft 4.
IY. Diskussion.
1. Abhängigkeit der Höhenwinde von der geographischen Breite.
a) Bildung von Breitengruppen. Bei der Zusammenfassung des gesamten Beobach
materials in Breitengruppen von 5 zu 5 Grad nach dem Vorgänge von Wegener und Kuhlbrodt stellte
sich sehr bald heraus, daß in unserem Falle eine weitere Unterteilung der den einzelnen Breitengruppen
angehörenden Aufstiege erforderlich war. Denn die Ergebnisse, die bei der Durchquerung besonders
der niedrigen Breitenzonen von Zone IV ab auf der Ausreise gefunden wurden, waren von den A bis VA
Monate später auf der Durchquerung bei der Rückfahrt gewonnenen so verschieden, daß die Zusammen
fassung aller in der gleichen Breitenzone gefundenen Ergebnisse zu einem Mittelwert nicht gerecht
fertigt erschien. Es spielen dabei offenbar nicht so sehr die Längenunterschiede der Aufstiegsorte in
den einzelnen Breitenzonen eine Rolle, sondern es scheint vielmehr, daß jahreszeitliche Änderungen
in der allgemeinen Luftzirkulation zwischen Ausreise und Rückreise für die Unterschiede in den ge
fundenen Windverhältnissen ausschlaggebend gewesen sind. Der erste Teil der Messungsergebnisse zeigt
mehr die herbstlichen, der zweite Teil die winterlichen Verhältnisse; die, natürlich nicht scharfe, Grenze
fällt in das erste Novemberviertel. Demgemäß wurde jede Breitengruppe in eine Herbst- und eine
Wintergruppe unterteilt (Index h bezw. w an ¡der Gruppennummer), Die Teilung bei den Gruppen I
bis VI ergab sich zwanglos nach der zeitlichen Gruppierung der Aufstiege; bei ¡>er südlichsten Gruppe
(VII) mußte in der Unterteilung bis zu einem gewissen Grade willkürlich verfahren werden, es wurde
dafür der Zeitpunkt gewählt, in dem eine gründliche Änderung des Charaktere der Pilotbahnen eintrat.
Die endgültige Gruppierung (nach der Breite, Zähl der Beobachtungen, Zeiträumen, Pilotnummern und
geographischen Länge) ist aus der nachfolgenden Tabelle 3 zu ersehen.
Tabelle 3. Bildung von Breitengruppen.
Gruppe
Ib
II h
III h
IVh
Vh
VI h
VII;h
VII w
VI w
V w
IV w
III w
II w
Iw
Geographische Breite
50-45
45-40
40-35
35-30
30-25
25-20
20-18
18-20
20-25
25-30
30-35
35-40
40-45
45-50
Zahl der Beobachtungen
3
3
11
6
7
10
14
6
10
7
3
7
6
12
Davon Piloten
2
2
9
6
7
10
14
6
10
7
3
7
3
7
Wolkenschätzungen
1
—
1
—
2
—
—
—
—
—
—
—
—
2
5.-9.1
17.-18.
Datum
29.-30. IX
1.-2. X
2.-7. X
8.-10 X
11.-14.X
14.-17 X
22.X-4.XI
9.-15. XI
16 -17.1X1
26.-29.
30.XI1.XII
1.-4. XII
5.-7. XII
8.-13.XII
28. J
XI
Piloten-Nr.
1, 2.
3, 4.
5-13
14-19
20-26
'27-36
37-50
;56-6i
51-55
62-64
70-71
65-69
72-73
74-76
77-83
84-86
87-93
Geographische Länge
7-13
16-21
22-48
52-64
67-80
80-94
94-96
94-95
81-97
79-91
73-78
57-72
41-54
6-38
Dies©Tabelle zeigt, daß die Zahl der Beobachtungen in den einzelnen Gruppen ziemlich verschieden
und infolge der notwendigen Unterteilung z. T. recht gering ist, doch ist sie gerade innerhalb der
niederen, interessanteren Breitengruppen noch befriedigend groß. Die Ergebnisse zeigen auch, daß
sich auf Grund dieser Gruppierung allgemeine Schlüsse ziehen lassen, wobei freilich nicht ganz ver
gessen werden darf, daß die Längenunterschiede zwischen den entsprechenden h- und w-Gruppen z. I.
groß sind; aber auch diese sind gerade bei den südlicheren Gruppen geringer.
b) Vektorielle Mittelwerte. Für die Mittelung der beiden Komponenten wurde die
Methode der vertikalen Differenzen angewandt. Die Tabelle 4 gibt die mittleren Komponenten für die
einzelnen Breitengnippen, die Tabelle 5 die daraus graphisch abgeleiteten Resultanten nach Richtung
und Stärke wieder.
Bemerkenswert ist in diesen Tabellen zunächst die Grenze zwischen Ost- und Westwinden. Sie
steigt bei den h-Gruppen zwischen den Gruppen III h und IVh ganz steil in di© Höhe; während sie bei IIIh
ungefähr an der Meeresoberfläche zu suchen ist, liegt sie bei IVh bereits über 14 km hoch, in dieser
Gruppe wurde ein oberer Westwind überhaupt nicht erreicht. In Gruppe Vh ist die Grenze gerade