Dr. A. M e y : Pilotballonaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko, September bis Dezember 1922.
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Beeinflussung durch das Klima dürfte zum Teil der Aufbewahrung in einem Blechkasten (Tropenkoffer)
zu verdanken sein. Die Ballone hatten in der Fabrik (Continental-Hannover) eine rote Färbung erhalten,
die ihre Sichtbarkeit vor dem Wolkenhimmel angenehm erhöhte.
Das Instrument. Der Theodolit mit lOfacher Vergrößerung wurde dem mit 20facher während der
Fahrt stets vorgezogen wegen des weiteren Gesichtsfeldes und der größeren Lichtstärke, denn auf diese
kommt es hei hohen Aufstiegen nur an, da der Gummiballon in der Höhe als Lichtpünktchen erscheint.
Die von Wegener und Kuhlbrodt benutzten Kotfilter aus Gelatine waren durch von der Firma Zeiß-
Jena gelieferte Rotsoheiben (1 hellere und 1 dunklere) ersetzt, die in Metallfassungen leicht über das
Okular geschoben und ausgewechselt werden konnten. Fast immer wurde die hellere Scheibe mit gutem
Nutzen verwandt, die dunklere nahm zu viel Licht weg und konnte doch nicht verhindern, daß der in
unmittelbare Sonnennähe gelangte Ballon außer Sicht kam.
Die Messung des Wolkenzuges. Sofern auf die relative Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit
kein Wert gelegt wird, kann man auch eine einfachere als die von Wegener und Kuhlbrodt (1. c. S. 19)
angegebene Art der Auswertung von Wolkenvisierungen anwenden, indem man von dem Grundsätze
ausgeht, daß die Wolke einem Pilotballon gleichzusetzen ist, dessen Seehöhe sich nicht ändert. Man
kann also die gleiche Auswertungsmethode anwenden wie beim Pilotballon. Um aber unhandlich große
Diagramme zu vermeiden, die sich bei der Auswertung von Cirrenmessungen in dem für die Pilot
auswertung empfohlenen Maßstabe (2 cm = 1 km) ergeben würden, wähle man einen kleineren Maß
stab, z. B. so, daß für die zu messende Wolke cotg 45° = 40 mm wird. Gegenüber dem alten Maßstabe
bedeutet das bei Wolkenhöhen von 10 000, 8000, 6000 m eine Verkleinerung auf beziehungsAveise 1 / 5 ,
V«, Vs. Im gleichen Verhältnis muß man die Maßstäbe für den Schiffsweg und die Windgeschwindig
keit verkleinern. Notwendig wird im allgemeinen nur sein, daß man sich ein- für allemal eine
Kotangentenskala unter Zugrundelegung des Wertes cotg 45 = 40 mm auf einem Papierstreifen anfertigt.
Mit deren Hilfe trage man von den unter Berücksichtigung der Maßstabverkleinerung festgelegten
Schiffsorten aus unter dem zugehörigen Azimut die dem gemessenen Höhenwinkel entsprechende Hori
zontalentfernung der Wolke ab. Die Verbindungslinie der so gefundenen Punkte muß eine Gerade
sein, welche die wahre Zugrichtung der Wolke ergibt. Zur Bestimmung der wahren Zuggeschwin
digkeit kann man den alten Maßstab benutzen und braucht nur dessen Angaben mit der Zahl zu multi
plizieren, die 1 das Verhältnis des alten Maßstabes zum neuen angibt, also bei Wolkenhöhen von 10 000 m
mit 5, bei Wolkenhöhen von 8000 m mit 4. Da es sich sowieso empfiehlt, um Ungleichheiten in ‘den
Punktabständen und Abweichungen von der Geraden auszugleichen, nicht die Wegstrecke einer, sondern
mehrerer Minuten zu messen, nehme man bei der Wolkenhöhe 10 000 m eine Fünfminutenstrecke, bei
Wolkenhöhe 8000 eine Viermi,nutenstrecke, dann ergibt der alte Maßstab ohne weiteres die richtige
Windgesclrwindigkeit in m. p. s.
Das Verfahren wird besonders bequem, Avenn man bei der Auswertung der Pilotaufstiege das von
Wegener und Kuhlbrodt (1. c.S. 18) vorgeschlagene graphische Auswertungsverfahren benutzt. Man kann
aus den beiden für dies Verfahren angelegten graphischen Tafeln ohne Aveiteres die verkleinerten Werte
für Horizontalentfernung und Schiffsweg für jede gwünsdhte Verkleinerung entnehmen, so daß also
keinerlei neue Maßstäbe angefertigt zu Averden brauchen.
III. Ergebnisse.
Der Bearbeitung der Einzelaufstiege wurde in möglichst weitgehendem Maße, um die Vergleich
barkeit der Ergebnisse zu erleichtern, das Schema der Bearbeitung der ersten Reise durch Wegener
und Kuhlbrodt zu Grunde gelegt . Das gilt vor allen Dingen für die tabellarischen Zusammenstellungen
und die Darstellung der Pilotbahnen.