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Full text: 41, 1923

Dr. Erich Kulilbrodt, Boden- und Höhenwinde der Balkanhalbinsel. 
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Im Frühjahr hat die Temperatur eine interessante Verteilung: Die Politische Küste ist um 
etwa 4 kühler als die Adriatische. Diese große Abkühlung der Ostseite der Halbinsel ist einerseits gewiß 
mit bedingt durch die niedrige Temperatur des Schwarzen Meeres selbst, anderseits aber sicher (auch 
beim Meere selbst) zurückzuführen auf die große gut ausgeprägte Nordostströmung. Einbrüche kalter 
Luft strömen von Südrußland her über das Meer hinweg zum Balkan, das Meer ist nicht imstande die 
Luft auf dem kurzen Wege wesentlich zu erwärmen. Auf der westlichen Hälfte des Balkangebiets ist 
die südöstliche Strömung im Frühjahr am stärksten von allen Jahreszeiten (Zeit der Kossava, des föhn- 
artigen serbischen Fallwindes); die Isothermen sind entsprechend stark noch Norden aufgewölbt. Die 
Isonephen zeigen sehr gut die für das Frühjahr typische starke Bewölkung an der Politischen Küste; die 
vom Meer her kommenden Winde sind auflandig und müssen, da sie feucht sind, kondensieren. In 
Rumänien sind die NE-Winde, da sie auf ihrem Wege immer über Land bleiben, trocken, weshalb hier 
relativ geringe Bewölkung herrscht. 
Im Somm er ist der auffallendste Zug der Temperaturverteilung, daß die Isothermen im Südosten 
stark zurückgebogen sind, mehr, als es der normalen abkühlenden Wirkung des Meeres entspricht. 
Konstantinopel hat 22°, die Adriatische Küste in derselben Breite 26 , also 4 mehr. Dies muß der Einfluß 
der im Sommer besonders kräftig und beständig, vom Donaugebiet her über das Schwarze zum Ägäischen 
Meer wehenden Winde sein, d. h. der Etesien, wie sie die Bodenwindkarte deutlich wiedergibt. Der 
Bosporus ist „eins der größten Zuglöcher der Erde“. Die Etesien bringen die Abkühlung aus Norden. 
Die Isonephen zeigen, wie, dem Etesienklima entsprechend, die Bewölkung im Sommer allgemein gering 
ist, besonders im Süden, wo die Strömung am ausgeprägtesten ist. Im nordwestlichen Teil des Gebiets 
fällt die größere Bewölkung mit der hier weniger ausgesprochenen sommerlichen Strömung zusammen. 
Im Herbst zeigt sich die im Winter mit der Advektion der nördlichen Luft nach Süden getragene 
Abkühlung, besonders über Thrazien. Über dem Schwarzen Meer ist jedoch die jetzt relativ hohe Tem 
peratur des Wassers maßgebend. Interessant ist es, wie im Herbst die Ausbuchtung der Isothermen 
nach Süden im südwestlichen Teil der Halbinsel nicht zu finden ist. Hier in Westmazedonien und 
Albanien überwiegen ‘entsprechend die südöstlichen Winde im Gegensatz zum Winter. Im Herbst ist 
allgemein im Westen der Schirokko, der warme feuchte SE-Wind, gut ausgesprochen; die Bewölkung hat 
dementsprechend hier wie der Niederschlag ihr Maximum. 
Bei den Klimadarstellungen wird bisher der Wind nicht exakt als Element nach Richtung, Ge 
schwindigkeit und Beständigkeit berechnet und in stetigem Strömungsbilde kartographisch dargestellt. Es 
kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß Art und Herkunft der Luftströmungen am Boden sowohl 
wie in der Höhe von großer klimatischer Bedeutung ist. Die Windkarten sind daher rein klimatisch 
von großem Nutzen für die Erklärung des Klimas und charakteristischer klimatischer Besonder 
heiten, ebenso wie sie rein meteorologisch wertvoll sind für die Fragen des Lufttransportes sowie der 
allgemeinen Luftzirkulation. Der Wert der klimatischen Windkarten wird um so größer, je größer der 
Bereich ist, den sie umfassen; denn um so leichter und besser sind die großen Zusammenhänge der 
Strömungen zu erkennen.
	        
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