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Full text: 41, 1923

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Aus dem Ärcliiv der D6utfcciieri Seewaite. —1923. Heit 3. 
Bezüglich des Klimas Her Balkanhalbinsel gilt dies nun allerdings rein nur für den südlichen Teil 
des Landes; in den übrigen Teilen gewinnt der für ausgedehntere Landmassen, allgemein gültige. konti 
nentale Klimaeinschlag zum Teil die Oberhand. 
Im Sommer überfließt die große Etesienströmung auch die Balkanhalbinsel. Sie ist in den Boden 
schichten allerdings, wie wir gesehen haben (Tafel 5), infolge der starken Bodengliederung und der durch 
die erhebliche Insolation begünstigten Ausbildung von lokalen Winden meist schwach und unregelmäßig 
ausgeprägt. Erst über der südlichen Balkanhälfte und besonders über der Ägäis nimmt die Strömung 
die charakteristische Beständigkeit und Stärke an. In der Höhe aber haben wir die Etesien über der 
ganzen Halbinsel für die Monate Mai 'bis September als eine große einheitliche Jahreszeitenströmung aus 
NW bis NNW kennen gelernt, welche also von beträchtlicher Mächtigkeit und in 3000 m Höhe noch vor 
züglich ausgeprägt ist. Ihre Wirkung auf das Klima ist unverkennbar. Im kontinentalen Balkangebiet 
wird allerdings das Etesienklima zum Teil aufgehoben durch die sommerlichen Eigenschaften des Land 
klimas; wir haben hier auf Grund der intensiven Erwärmung das Niederschlagsmaximum im Frühsommer, 
wobei aber auf den Spätsommer wenigstens noch ein sekundäres Minimum entfällt. 
Im Winter sind die Zusammenhänge der Luftströmungen über der Balkanhalbinsel durchaus 
anders. Wie die klimatische Windkarte zeigt, haben wir am Boden das Vorherrschen der Nordströmung, 
welche 'den Ausgleich herstellt wischen dem kalten Hinterlande und dem warmen Meere. Diese monsun- 
artige Strömung ist aber zumeist nur wenig mächtig, sie beschränkt sich ganz im Gegensatz zu den 
sommerlichen Etesien auf die unteren Schichten. Ein Blick auf die Strömungskarte in 3000 m für die 
Monate Oktober bis April zeigt, wie hier die starke allgemeine Westwindströmung, zum Teil sogar mit 
S-Komponente, bereits völlig überwiegt. Nur im eigentlichen Hochwinter, zur Zeit der größten Anhäufung 
kalter Luftmassen über Ost- und Mitteleuropa, ist auch in 3000 m Höhe noch die N-Komponente deutlich 
vorhanden. Wir haben gesehen, wie besonders in den Februarmonaten die Nordströmung mehr als 
3000 m mächtig und anhaltend sein kann; sie verursachte dann strenge Winterperioden mit kalter 
trockener Kontinentalluft. So ist es zu erklären, daß besonders der nordöstliche Teil des Balkangebiets 
ein für das Kontinentalklima charakteristisches Niederschlagsminimum aufweist. Typisch für den winter 
lichen Nordwind ist, im Gegensatz zu den sommerlichen Etesien, daß er nicht ständig, also im eigent 
lichen Sinne monsunartig weht, sondern periodenweise. So wechseln kontinentale Perioden mit kalten 
nördlichen Winden und mittelmeerische mit warmen südlichen Winden miteinander ab. Die Zeiten der 
Umwälzung, wenn die kalten Luftmassen plötzlich einbrechen und die warme Luft gewaltsam in die Höhe 
drängen und zur Kondensation bringen, sind die gefürchtetsten. Im Spätherbst und Frühwinter über 
wiegen, wie auch die Höhenwindkarte für den Herbst zeigt, die südwestlichen Winde. Das ist die Zeit 
der stärksten Zyklonentätigkeit über den Meeren und sie bringt auch der Halbinsel mit Ausnahme des 
zentralen und nordöstlichen Teils (s. oben) das Niederschlagsmaximum. , 
Vergleichen wir nun, um weitere Einzelheiten zu erkennen, auf Tafel 5 die Windkarten mit der 
Temperatur- und Bewöikungsverteilung. Niederschlagsmessungen lagen leider nicht genügend vor. Die 
Temperaturverteiliing ist naturgemäß in erster Linie bedingt durch die Verteilung von Wasser und Land. 
Der Einfluß der Luftströmungen lagert sich jedoch darüber. Im Wint e r zeigt sich deutlich, wie die 
Ausbuchtungen der Isothermen zusammen fallen mit der Advektion der kalten Luft. Von NE her findet 
der Transport nach SW'bis nach Griechenland hinein statt, überall Kälte bringend; in Rumänien ist der 
Crivet als NE-Wind gefürchtet, in Mazedonien bringt der Vardarac aus Norden rasche Erkaltung, in 
Griechenland trägt der Olympias die gefürchteten Kälteeinbrüche nach Süden. Dasselbe gilt für Thrazien, 
auch hier buchtet die Nordströmung die Isothermen nach Süden aus. Im NW aber finden wir eher eine 
Aufbeulumg nach N; hier herrscht, wie die Stromlinien zeigen, im Mittel der Schirokko als SE-Wind vor. 
Das Quellgebiet der kalten Luft in Rumänien hat verhältnismäßig geringe Bewölkung, die Luft ist, aus 
dein Kontinent kommend und zudem divergierend, trocken. Die stärkste Bewölkung im Winter hat, 
abgesehen von dein zentralen Teil, in welchem viel Nebel herrscht, der Osten und Südosten. Hier pflügt 
die auf kurzem Wege von der Kältequelle abströmende Luft die über dem Meere und der Küste liegende 
wärmere auf und verursacht Kondensation. Im Südosten sind, wie schon früher betont, im Winter die 
Winde auffallend unbeständig, hier herrscht lebhafter Kampf zwischen kalter Nord- und warmer Südluft.
	        
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