Dr. Erich Knhlbrodt, Boden- und Höhenwinde der Balkanlialbinsel.
1!)
2. Erläuterungen zu den Tafeln 1—5.
Die Tafeln 1—4 geben die erhaltenen Windkarten für den Boden und für 3000 m Höhe, für jeden
einzelnen der Monate aus der 2'/ jährigen Periode; es sind also im ganzen 27X2=54 Einzelkarten. Die
Karten sind nach Jahreszeiten zusammengefaßt, so daß die einzelnen Monate desselben Jahres neben
einander, die entsprechenden der verschiedenen Jahre untereinander sich befinden.
Für das 3000 m-Niveau war der Verlauf der Stromlinien durchaus eindeutig gegeben; die große
einheitliche Strömung kommt vorzüglich zum Ausdruck; nur in ganz vereinzelten Fällen mußten ge
strichelte Stationspfeile mehr oder weniger vernachlässigt werden. Für den Boden war, nach allem, was
wir uns früher vergegenwärtigt hatten, von vornherein klar, daß die Darstellung des Stromfeldes nicht
ohne Schwierigkeiten sein würde. Die Zahl der Stationen könnte gar nicht groß genug sein für die
Zeichnung der über dem Balkangebiet im einzelnen außerordentlich verwickelten Strömung am Boden. Es
stellte sich entsprechend heraus, daß bei der relativ geringen Stationszahl teilweise ohne Willkür nicht
auszukommen war, und zwar weniger für die Ostseite als die Westseite der Halbinsel. Das gilt vor allem
von den Monaten, die unvollständig mit Stationen vertreten sind'. Um der Willkür keinen größeren
Spielraum zu lassen, wurde die Luftdruckverteilung zu Hilfe genommen. Auf Grund der in Tabelle 3
gegebenen Werte wurden für jeden Monat die mittleren Isobaren entworfen und in die Bodenwind
karten eingezeichnet. 1 ) Es sei aber betont, daß nur in Zweifelsfällen die Druckverteilung berücksichtigt
wurde, besonders zur 'besseren Festlegung der Singularitäten, deren Kenntnis ja für das Zeichnen eines
Strömungsbildes unerläßlich ist. Von einer strengen Beziehung zwischen Luftdruckgradient und Boden
wind kann in unserm Gebiet keine Rede sein. Im allgemeinen zeigt sich, daß die Vereinigung der ein
zelnen Bodenwinde zu einem Gasamtbilde wesentlich einfacher und eindeutiger war, als überhaupt von
vornherein erwartet werden konnte.
Y. Die Lu ft Versetzung im Jahreszeiten- und Jahresmittel
am Boden und in 3000 m Höhe.
Bereits in meiner Bearbeitung des mazedonischen Klimas habe ich betont, daß für das Balkan-
gebiet die jahreszeitliche Zusammenfassung in der gebräuchlichen Weise nicht günstig ist. Weickmann
hebt dies für die Türkei ebenfalls stark hervor. Und zwar ist das deswegen der Fall, weil das eigent
liche Frühjahr und besonders der Herbst sehr abgekürzt auftreten und zum größeren Teile aufgeteilt
sind auf die eigentlichen beiden jahreszeitlichen Typen: den Sommer und Winter. Im allgemeinen
pflegen der April und Oktober die Übergangsmonate zu sein, so daß der Sommer von Mai bis 'September,
der Winter von November bis März reicht. Wir werden auch an ungern Windkarten sehen, wie der Mai
schon nahezu sommerliche Verhältnisse zeigt und wie der September den sommerlichen Typus mit am
besten zum Ausdruck bringt. Um den jahreszeitlichen Gang am deutlichsten erkennen zu können, wäre
es zweifellos am besten, die mittleren Zustände in den vier einzelnen Monaten Juli, Januar, April und
Oktober darzustellen. Dies ließ sich in unserm Falle leider nicht durchführen, da die einzelnen Monate
nur zweimal, der Juli dreimal — hiervon jedoch nur einmal gut besetzt — vertreten sind; der Zufall
würde also hier zu sehr eingehen und der klimatische Wert des Ergebnisses fraglich sein. Da zudem
die Zeit des Übergangs zwischen Sommer und Winter schwankend ist, mußte doch auf die Mittel
bildung nach den meteorologischen Jahreszeiten zurückgegriffen werden. Hierbei ist der Sommer mit
9 Monaten, die übrigen Jahreszeiten mit je 6 Monaten vertreten, so daß zwar der jahreszeitliche Gang
etwas äbgescbwächt zum Ausdruck kommen, das Ergebnis aber den wirklichen klimatischen Durch
schnittsverhältnissen wesentlich näher kommen wird. Auf die Einzelmonate kann außerdem immer zu
rückgegriffen werden.
*) In den Karten der Tafeln 1—4 wurden die Isobaren der Übersichtlichkeit halber fortgelassen.