Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1923. Heft 3.
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Für den Boden ist die Zahl der Fälle an allen Stationen dieselbe. Hier ist nun aber die lokale Be
einflussung von überragender Bedeutung. Die Balkanhalbinsel ist ein ausgesprochen gebirgiges Land
mit starker Bodengliederung. Die Bodenwinde an den Orten, die in Tälern und eingebetteten Ebenen
liegen, müssen die örtliche Lage deutlich wiederspiegeln; sie werden durch erzwungene Ablenkung der
Streichrichtung des Tales folgen. Die bereits vorliegende Untersuchung für die mazedonischen Stationen
bestätigt dies. 1 ) In Prilep sind bevorzugte Windrichtungen NE und SW, entsprechend der Streich
richtung, welche hier der Nordrand der Pelagonischen Ebene hat; in Hudova überwiegen durchaus die
NW- und SE-Winde, entsprechend der Richtung des Wardartales, in welchem Hudova liegt. Hinzu
kommt sodann die Ausbildung von Berg- und Talwinden; Sarajewo zeigt diese deutlich: hier überwiegt
morgens und abends östlicher, nachmittags westlicher Wind. Schließlich treten in den Küstenstreifen am
Schwarzen, Ägäischen und Adriatischen Meer gut ausgeprägte Land- und Seewinde auf; über den See-
und Landwind zu Burgas am Schwarzen Meer liegt eine Untersuchung von F. Zinner vor 2 ), über den
von Drama im Küstenstreifen des Ägäischen Meeres von J. Hollerer 3 ), Es ist nicht verwunderlich, daß
H. Krugler bei seiner früheren Untersuchung 4 ), zumal ihm aus unserm Gebiet nur einige wenige Stationen
zur Verfügung standen, für die Balkanhalbinsel keine einheitliche Luftströmung feststellen konnte.
Die Bodenluftströmung über dem Balkangebiet ist in der Tat in Einzelheiten sehr verwickelt, es
herrschen hier in dieser Beziehung besonders ungünstige Verhältnisse. Die Schwierigkeit, die mittleren
Winde der einzelnen Stationen zu einem plausiblen Gesamt-Strömunigsbild zusammenfassen zu können,
erschien von vornherein sehr groß. Es war deswegen ursprünglich auch meine Absicht, mich auf die
Höhenwinde zu beschränken. Die Frage lag sehr nahe, ob die Berechnung der Luftversetzung für den
Boden überhaupt einen Sinn gelben und nicht bloßes Rechenergebnis bleiben würde.
Th. Hesselberg und H. U. Sverdrup haben, veranlaßt durch den Zweifel, Ob Stromlinien in Gebirgs
gegenden, die mit Hilfe der Beobachtungen von Talstationen gezeichnet werden, einen Sinn haben, den
Einfluß der Gebirge auf die Luftbewegung untersucht. 5 ) Das Ergebnis zeigte, daß (mit gewissen Ein
schränkungen) die Stromlinien reelle Bedeutung haben. Das war eine Stütze für den Wunsch, die Boden
windkarten doch zur Darstellung zu bringen; denn die Bedeutung, welche die Kenntnis der Luft
strömungen auch der unteren Schichten für die Klimaerklärung eines Landes hat, steht außer allem
Zweifel (gerade auch für die Balkanhalbinsel). Da es zudem reizte, hier einmal auf Grund eines zahlen
mäßig homogenen Materials die Probe aufs Exempel unter orographisch ungünstigen Bedingungen zu
machen, wurde die Darstellung auch für den Boden durch geführt.
3. Ergebnisse der Berechnung.
Die Ergebnisse der nach der oben angegebenen Methode berechneten mittleren Luftversetzung, die
also den vektoriell berechneten mittleren Wind 1 darstellt, sind in den nachfolgenden Tabellen enthalten,
und zwar für jede Station und jeden Monat aus der Periode von 2'/ Jahren, soweit die einzelnen Warten
Tulcea, 1918.
Boden
3000 in
R
V
V
b
R
D
v
b
11
241
2.13
3.7
58
273
10.32
12.1
85
22
301
1.04
3.5
30
313
8.80
12.5
70
7
25
0.65
3.6
18
290
4.62
8.2
56
12
April
111
2.10
3.3
64
130
1.15
5.2
22
19
Ü a. a. O. Kap. IX.
3 ) Meteorolog. Zeitschrift 1919, S. 93.
3 ) Abgedruckt in einem militärischen Verhandlmigsbericht.
*) Die Windverhältnisse im östlichen Mittelmeer und seinen Randgebieten, Dissertation Berlin 1912.
5 ) Veröffentlichungen des Geophysikalischen Instituts der Universität Leipzig, 2. Serie, 1. Band, Leipzig 1913—1915.