Dr.W.K lösten: Bewölkungs-, Niederschlags- u. Gewitterverhältnisse d. westind. Gewässer u. d. angrenz. Landmassen. 41
Über das Zustandekommen eines mitternächtlichen Maximums der Gewitterhäufigkeit auf dem
Meere hat Meinardus in dem bereits zitierten Aufsatz [81, 509] Näheres ausgeführt. Mit Großmann
zieht er das thermische Verhalten der oberen Wolkenflächen zur Erklärung heran. „Wegen des höheren
Strahlungskoeffizienten wird hier der Einfluß der Insolation und Ausstrahlung, also die tägliche Tempe
ratur-Amplitude bedeutender als an der darunter liegenden beschatteten Meeresoberfläche, der vertikale
Temperaturgradient zwischen Meeres- und Wolkenfläche hat ein mittägliches Minimum, ein mitternächt
liches Maximum. Dies Verhalten wird im allgemeinen für den Zeitpunkt des Gewitterausbruches ent
scheidend werden, falls durch die Wetterlage eine Gewitterneigung geschaffen ist.“
5. Elmsfeuer.
Die Erscheinung des Elmsfeuers, jenes Ausströmens der Elektrizität in Büschelform oder als
Glimmlicht, ist ein von den Bewohnern des ebenen Landes nur selten wahrgenommenes Phänomen.
Auf dem Meere wird es häufiger beobachtet; doch liegt dies vielleicht daran, daß diese häufig nur kurze
Zeit dauernde und hauptsächlich in der Nacht auf tretende Erscheinung bei dem ununterbrochenen Beobach
tungsdienst auf den Schiffen nicht so leicht der Wahrnehmung entgehen kann wie auf dem Lande dem
nur gelegentlich Ausschau haltenden Beobachter.
In unseren verwendeten Schiffsjournalen mit insgesamt 15 733 Beobaohtungstagen kam Elmsfeuer
im ganzen 18mal zur Notierung, d. i. nur in 1,1 %o aller Fälle. Haltermann, der nach den Segelsehiffs-
journalen der Deutschen Seewarte aus den Jahren 1884 und 85 eine Zusammenstellung über St. Elms
feuer auf See gemacht hat [36], konnte an 77 300 Beobachtungstagen 164 mal Elmsfeuer konstatieren,
also in 2,1 %o der Fälle.
Die Häufigkeit in den einzelnen Meeresteilen ist nicht die gleiche, so fanden wir:
in Feld 80c, (25°—27!4 c N, 75°—80° W) an 702 Beob.-Tagen 4 Tage mit Elmsfeuer = 5,7 °/®o,
im Golf (Abgrenzung siehe Karte 1) an 3201 Beob.-Tagen 4 Tage mit Elmsfeuer = l,2°/oo,
im offenen Ozean (Abgrenzung siehe Karte 1) 4734 Beob.-Tage, darunter 6 Tage mit Elmsfeuer = 1,3 °/m.
Die Golfstromregion (Feld 80c,) ist also, wie überhaupt reich an elektrischen Erscheinungen, so
auch an Elmsfeuern. Das Passatgebiet, das wie Haltermann [36, 74] und auch Mohn [86, 383] an
nimmt, frei von Elmsfeuern ist, zeigt doch auch gelegentlich dieses Phänomen, wie eine Beobachtung aus
17° 4' N, 49° 22' W beweist.
Die jährliche Verteilung der Elmsfeuer nach unseren Aufzeichnungen ist folgende:
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Jahr
Wi.
Fr.
So.
ne.
Anzahl der Fälle . . .
2
0
1
2
5
2
1
2
0
2
1
0
18
2
8
5
3
ö/o
11
0
6
11
28
11
6
11
0
11
6
0
11
44
28
17
n. Haltermann / Fälle
4
3
7
15
3
0
4
3
2
2
10
8
87
15
25
7
14
für 30° - 60° N \ °/0
7
5
11
25
5
0
7
5
3
3
17
12
17
29
8
16
Das Häufigkeitsmaximum fällt demnach in den Frühling, und zwar auf den Mai, der Winter ist
am wenigsten häufig mit diesen Erscheinungen bedacht. Diese jährliche Verteilung stimmt recht gut
mit dem jährlichen Gang der Hegen- und Gewitterhäufigkeit in unserem Gebiete überein. Gegenüber
letzterer scheint das Hauptmaximum jedoCh etwas verfrüht, paßt demnach besser zur Regenperiode. Die
Werte von Haltermann zeigen ein Hauptmax. im April, ein Nebenmax. im November, der Sommer ist
arm an Elmsfeuern. Wie Arendt [2, 8] aus diesen Zahlen findet, daß sich „scharf ausgesprochen das
Häufigkeitsmaximum zur Winterzeit“ zeige, und zwar „im November, in gewissem Umfange noch im
April“, ist mir unerklärlich. Die Haltermannschen Werte passen in ihrer jährlichen Verteilung gut zu
der Regen- und Gewitterverteilung in jenen Breiten, wie wir sie jetzt durch die Arbeit von Koppen
[64] wenigstens für den Atlantischen Ozean kennen gelernt haben.