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Full text: 40, 1922

Dr.W.KIoster: Bewölkung»-, Niederschlags-u.GewitterverhiUtnisse d. westind. Gewässer u. d. angrenz. Landinassen. 37 
Da die Gewitter als Begleiterscheinungen der Kondensationsvorgänge in der Atmosphäre anzu 
sprechen sind, werden wir erwarten können, daß die Karte der regionalen Verteilung der Gewitter 
Ähnlichkeiten aufweist mit derjenigen der Verteilung der Niederschläge. Die Jahreskarte der Regen 
häufigkeit (Karte 12) bringt die verwandten Züge nicht so sehr zum Ausdruck wie die Karte des 
Sommers bezw. des Herbstes (Karte 15 und 16), was ja nach der jahreszeitlichen Verteilung der Ge 
witter auch erklärlich ist. 
Die gewitterarmen Gebiete auf dem freien Meere fallen, wie wir durch Vergleich mit den Karten 
der Regenhäufigkeit feststellen können, mit den Gebieten regelmäßigen Passats zusammen. Die An 
sicht Meyens [84, II, 411], daß es auf offener See innerhalb der Passatzone niemals gewittere, die von 
A. v. Danckelman für das indische Passatgebiet schon widerlegt wurde, erweist sich also auch in 
unserem Gebiet als irrtümlich. Die Angabe Mohns [86, 375], daß der äquatoriale Stillengürtel zwischen 
den beiden Passaten die Gegend sei, in welcher die Gewitter am häufigsten auftreten, läßt sich in so 
allgemeiner Form wohl auch nicht aufrecht erhalten. Unsere Karte der jährlichen Verteilung der 
Gewitterhäufigkeit zeigt in der Kalmenregion auf dem Meere zwar eine schwache Zunahme der Gewitter 
tätigkeit gegenüber der in den Gebieten strengen Passats, doch hebt sich diese Zone bei weitem nicht 
derartig von der Umgebung ab, wie es bei der Bewölkung und den Niederschlägen der Fall war. Auch 
an Wetterleuchten scheint der Kalmengürtel des Meeres nicht sonderlich reich zu sein, denn wie Karte 19 
zeigt, kommt die Häufigkeitsstufe 15—20 für elektrische Erscheinungen im ganzen auch dem benach 
barten Ozeanstreifen zwischen 50° und 60° W zu. 
Nach allgemeiner Ansicht der Seefahrer sollen Gewitter auf dem Meere an die warmen Meeres 
strömungen gebunden sein [113, 179]. Hellmann hat in einem Aufsatze [46] den Zusammenhang 
zwischen der Temperatur der Meeresströmungen und der Gewitterhäufigkeit an zahlreichen Beispielen 
dargelegt. Wir wollen nun untersuchen, ob sich in unserem Gebiete auch derartige Beziehungen aufstellen 
lassen. Im gleichmäßig warmen Caribisohen Meere (Oberflächentemperatur überall > 25° C) können wir 
freilich von einer warmen Strömung kaum reden, „not a stream but a sea is in motion“ (Pillsbury). 
Man vergleiche dazu die Karte von Soley in den A. d. H. 1910 Taf. 20 [50]. Der Golf von Mexiko zeigt, 
wie aus dieser Karte ersichtlich ist, ebenfalls keine engbegrenzte Strömung. Es besteht zwar eine 
Kreisbewegung im Uhrzeigersinne, doch verläuft diese je nach der Jahreszeit in engeren oder weiteren 
Grenzen. Nur dort, wo die Wassermengen sich durch einen engen Durchlaß hindurohzwängen müssen, 
kann von einem Strom im eigentlichen Sinne gesprochen werden, so in der Yucatanstraße, der Straße 
von Florida und in der Windward Passage, durch die ein Zweig des Antillenstromes und des Cuba- 
Gegenstromes läuft. An diesen Stellen finden wir nun in der Tat eine gesteigerte Gewittertätigkeit. Für 
die Yucatan- und die Floridastraße zeigen dies recht gut die Diagramme 15 und 16 auf Tafel 5. Freilich 
ist dabei in Betracht zu ziehen, daß die größere Landnähe an sich auch schon eine Steigerung der 
Gewittertätigkeit in diesen Räumen hervorrufen würde. Der Nähe des Golfstromes ist auch wohl das 
Gewittermaximum um Florida zuzuschreiben. Umgekehrt ist die Gewitterarmut der pazifischen Küste 
Nordamerikas wohl mit auf das Konto der kalifornischen Strömung zu setzen. 
Im übrigen scheinen lokale topographische Unterschiede eine gewisse Rolle, wenn nicht manchmal 
die entscheidende, in der Verteilung der Gewitter zu spielen. Wir haben dabei zu bedenken, daß wir 
es in den Tropen meist nur mit der einen der von Mohn unterschiedenen Formen, den lokalen „Wärme 
gewittern“, höchst selten nur mit cyclonalen „Wirbelgewittern“ zu tun haben. Recht verlockend für 
unser Gebiet erscheint auch der Gedanke, die Häufigkeit der Gewitter in einigen Landstrichen mit der 
Radioaktivität der Bodenluft in Verbindung zu bringen. Und wo könnten diese Erscheinungen wohl 
besser auftreten als in den Gebieten jungvulkanischen Gesteins mit zum Teil noch tätigen Vulkanen 
oder in den von Höhlen und Klüften durchsetzten Kalk- und Dolomitgebirgen der Altä Verapaz? Die 
Dürftigkeit des Materials gerade aus diesen Räumen gestattet es uns jedoch nicht, diesen Zusammen 
hängen weiter nachzuspüren; es muß dies späteren Forschungen mit wesentlich umfangreicherem Material 
überlassen bleiben.
	        
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