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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1922. Heft 4.
jähriger Beobachtungen untersucht wurde. Wir gehen
in der Figur Tafel 5, Nr. 2 seine Ergebnisse in einer
abgeänderten Darstellung wieder, nämlich so, daß
alle Wolkenbeobaehtungen und Bodenwindbeobach
tungen eines Monats durch einen Linienzug dar
gestellt werden, dessen Teilstücke den einzelnen
Wolkenarten entsprechen; es schließt sich an den
Bodenwind zunächst die mittlere Zugrichtung der
Cumuli an, dann die der a-cu, ci-cu, ci-str und
schließlich ci-Wolken. Die Kurven erhalten auf diese
Weise, wenn man die verschiedene Höhenlage dieser
Wolkenarten berücksichtigt, eine Ähnlichkeit mit
den mittleren Pilotbahnen und gestatten so einen be
quemen Vergleich. Man sieht aus der Figur, daß
nur die 3 Monate Juli, August und September den
Sommertypus darstellen, bei welchem auch die Cirren
noch aus Osten ziehen, während alle übrigen Monate,
insbesondere auch April und Mai, schon für das
a-cu-Niveau westliche Komponenten ergeben. Beim
eigentlichen Wintertypus, wie er in den Monaten November bis Februar vorhanden ist, herrscht oben
südwestlicher Wind, wie ihn auch H e r g e s e 11 und Jonas fanden.
Zur weiteren Erläuterung seien noch in der Figur Nr. 3 auf Tafel 5 nach Bigelow (a.a.O.) die
mittleren Zugrichtungen der a-cu und der ei-Wolken 1 2 ) für März bis Mai dargestellt; hierzu sind nach der
„Monthly Meteorological Chart of the North-Atlantic Ocean“ (Meteorological Office, London, April 1922)
auch die mittleren Isobaren 5 ) eingetragen. Der Zug der Cirren ist nördlich von 10° Breite einheitlich
aus westlicher, südlich davon bereits aus östlicher Richtung. Der Zug der a-cu dagegen ist unregel
mäßiger und weniger schnell. Unter den Stationen südlich von 20° Breite ist nur eine, welche als mitt
leren Zug der a-cu für die angegebenen 3 Frühlingsmonate eine Richtung mit westlicher Komponente
gibt. Da sie von allen Seiten von östlichen Zugrichtungen umgeben ist, darf wohl an der Allgemein
gültigkeit des hier erhaltenen Wertes gezweifelt werden. 3 * ) Die drei nördlich von 20° Breite liegenden
Stationen haben dagegen alle eine Westkomponente.
Erwähnt sei noch, daß Sverdrup*) im östlichen Teil des Nordatlantik die Grenze der Ost- und
Westwinde (im Sommer) wesentlich tiefer, nämlich bei 20° Länge in etwa 1km Höhe, fand. Wie auch
von ihm bereits angenommen, senkt sie sich also quer über den Atlantik stark von Westen nach Osten.
Es mag auffallend erscheinen, daß die Grenze der Ost- und Westwinde sich zum Äquator hin hebt,
da sich leicht zeigen läßt, daß eine Schichtgrenze zwischen unterem kühleren Ost- und oberem wärmeren
Westwind umgekehrt zum Äquator hin sich senken muß. Aber es handelt sich in unserem Falle nicht
um eine thermische Diskontinuitätsfläche. In den Kurven ist zw’ar die Windgrenze oft ziemlich scharf,
aber da der obere westliche Wind zum subpolaren Strom und der untere östliche zum äquatorialen ge
hört, sind die Temperaturverhältnisse umgekehrt, als bei einer thermischen Schichtgrenze zu erwarten
*) Für Mexiko, San José de Costa Rica und Paramaribo ergänzt nach H. H. Hildebrandsson, Résultats des
recherches empiriques sur les mouvements généraux de l’atmosphère, Uppsala 1918.
2 ) Die bereits 1902 von Bigelow gegebenen mittleren Isobaren (Rep. on the barometry of the U. S„ Canada
and the West Indies; Rep. of the Chief of the Weather Bureau 1900—01, Vol. II, Washington 1902, Karten Nr. 29)
weichen nicht unerheblich von den oben benutzten neueren ab.
3 ) Bigelows Angaben beziehen sich nur auf einen Zeitraum von vier Jahren. Ein Vergleich mit den elfjäh
rigen Beobachtungen für Havanna (Gangoiti) ergibt für a—cu nach Bigelow WNW, nach Gangoiti SW, für ci
nach Bigelow WSW, nach Gangoiti WzN.
*) H. U. Sverdrup, Der nordatlant. Passat, Veröff. d. Geophys. Inst. d. Univ. Leipzig. 2. Serie, 2, 1, Leipzig 1917.
Höhe
10 km
9
8
7
6
6
4
3
2
1
0
35° 30° 25° 20° 15° 10° 5° N-Br.
Übergang von der Ost- znr Westkomponente des Windes.
+ nach Bigelow (Winter, Wolkenbeobaehtungen)
0 n Hergesell (Dezember)
g n Jonas (Dezember)
O „ Wegener-Kulilbrodt (Frühjahr)
Fig. 13.