Prof. Dr. Ä.Wegener u. Pr. E. K u h 1 b r o d t: pilotbaUonflnfstiege auf einer Fahrt nach Mexiko, März-Juni 1922. ( 7
Stein, den Mästen oder Schiffeaufbauten verschwinden kann, und daß er nicht hinter den Rauch oder die
heiße Luft des Schornsteins gerät, die sein Bild im Fernrohr auslöscht. Weist die Rauchfahne nach
hinten, was hei fahrendem Schiff meist der Fall ist, so pflegt der beste Platz am Heck zu sein, wo aller
dings die Schiffsbewegungen stark sind. Weist sie seitwärts, so kommen auch andere Standorte an der
Lee-Reling oder auch am Peilkompaß über der Brücke in Frage. Wenn der Rauch nach oben oder
schräg nach vorn geht, ist letzterer Ort oft der beste, ebenso allgemein bei stilliegendem Schiff. In
Zweifelsfällen wird man ihm auch schon deshalb den Vorzug geben, weil dort die Mitnahme der Kom
paßablesungen am bequemsten ist. Bei starkem Wind genau von hinten, zumal wenn keine Winddrehung
mit der Höhe vorhanden ist, ist dieser Standort indessen ebenso ungünstig wie bei Wind genau von vorn;
es kann Fälle geben, wo sich überhaupt kein Ort auf dem Schiff finden läßt, von dem aus der Ballon
vom Rauch frei kommt. : _ . _ _ ; _ . . . • •
Es erleichtert die Auswertung, wenn bei fahrendem Schiff der Nullpunkt des Azimutkreises so
orientiert wird, daß das Fernrohr in Richtung der Schiffsachse, und zwar nach dem Bug blickt, bei fest
vertäutem Schiff nach astronomisch Nord. Kimm prüfen, Okular justieren, Gläser putzen, Blendgläser
bereit legen, sogleich die Azimutablesung für „Bug“ notieren, die leicht vergessen wird, und
das Instrument mit einem Tuch verhüllen, damit die Gläser während der Füllung des Ballons klar bleiben!
Der beste Platz zum Füllen ist allgemein das vordere Bootsdeck unter der Brücke, welches meist
gegen Wind von vorn und teilweise auch von der Seite geschützt ist. Es ist aber oft nur mit Hilfe eines
Persennings möglich, sich Lee zu verschaffen. Ein größeres Persenning mit Bändsein rings herum und
eingenähten Schlaufen versehen, ist deshalb ein notwendiges Ausrüstungsstück. Zweckmäßig ist es,
sowohl auf Steuerbord- wie auf Backbordseite je 2 Gasflaschen festzulaschen, die nach Verbrauch aus
dem Vorrat, der z. B. im Parcel-Raum untergebracht werden kann, erneuert werden. Die Gasflaschen
sind möglichst gegen Sonnenstrahlen geschützt anzubringen, z. B. unter den Booten, da bei ungehin
derter Bestrahlung Explosionsgefahr besteht. Zum Füllen dient ein möglichst langer Gummischlauch, dev
von der Flasche aus bis zu der günstigsten Stelle reichen muß. Gummiballone werden am bequemsten
mit der Gaswage gefüllt, die ein für alle Mal für den gewünschten Auftrieb hergerichtet bleibt. Der
Ballon befindet sich dabei dicht über dem Fußboden und kann von einem Gehilfen festgehalten weiden,
ohne diesen bei etwaigem Platzen zu belästigen. Der Füllansatz muß sehr fest und doppelt abgebunden
werden, um dicht zu halten. Man überzeugt sich davon nachträglich durch Befeuchten oder durch das
Gehör. Der fertig gefüllte Gummiballon läßt sich im Gegensatz zum Papierballon auch bei starkem
Winde leicht vom Füllort zu einem geeigneten Aufstiegsort hintragen, wobei er mit beiden Händen an
gefaßt werden muß. Papierpiloten werden in der Weise gefüllt, daß der verstärkte Teil des Füllansatzes
durch ein Gewicht dicht am Boden gehalten wird, während der Gehilfe den Gummischlauch mit der
Hand in den Füllansatz hineinhält und nötigenfalls mit der anderen Hand den obersten Teil des Ballons
festhält, um ein Hin- und Herschlagen im Winde zu verhindern, Nach Prallfüllung, Dichtigkeitsunter
suchung, Ballastbeigabe, Nachfüllen und Zubinden muß der Ballon möglichst schnell und ohne längeren
Transport über Deck hochgelassen werden, Zeigt er beim Hochgehen eine stärkere Dälle, so ist er zu
kassieren.
Zum Füllen sind 2 Personen nötig, ebenso wie zum Beobachten.
Geübten Beobachtern ist es meist möglich, die erste Einstellung bereits 1 Minute nach dem Hoch
lassen zu bekommen, doch ist dazu Eile nötig, wenn der Beobachtungsort weit vom Füllort entfernt liegt.
Zum ersten Auffinden visiert der Schreiber über Korn und Kimme. Jede volle Minute nach dem Auf
stieg erfolgt eine Ablesung: der Schreiber warnt 5 Sekunden vorher und gibt dann das Zeichen für die
Einstellung (klar — topp!), worauf der Beobachter Azimut und Sextant genau einstellt.und die.Ein
stellung nun unverändert läßt, bis der Schreiber laut abgelesen hat. Findet die Beobachtung am Peil
kompaß statt, so liest der Schreiber auf „topp“ zuerst diesen ab, muß sich dann aber mit den anderen
Ablesungen beeilen, damit der Ballon nicht Zeit hat, aus dem Gesichtsfeld herauszuwandern.
Die Aufzeichnungen werden ergänzt durch Kurs (i*echtweisend), „Bug“, Geschwindigkeit (des
Schiffes über dem Grund, oft erst / Tag später genau festzustellen), Steiggeschwindigkeit des Ballons,