Skip to main content

Full text: 40, 1922

Prof. Di". A. Wo gcuer u. Dr. E. K u lilbro <11: PilotbaUonuufslieKc ¡nif einer Fahrt nach Mexiko, Miirz-Juui 11)22. 5 
Himmel auffallend diesig von Tröpfchen konzentrierter Salzlake oder gar Salzkristallen. Der das ganze 
Schiff überfliegende Gischt bewirkte, daß alle im Freien aufgestellten Gegenstände, leider auch die Instru 
mente, sich mit dicken Salzkrusten überzogen, die ihrerseits später wieder Feuchtigkeit anzogen und 
starkes Rosten erzeugten. Eisen, auf welchem sich auch nur Spuren von Salz niedergeschlagen haben, ist 
der Vernichtung durch Rost verfallen, wenn es nicht gelingt, das Salz restlos zu beseitigen. Denn da 
das Salz beim Rosten selbst nicht verbraucht wird und die Fähigkeit hat, immer wieder Wasser aus der 
Luft zum Niederschlag zu bringen, behält es die Fähigkeit, Eisen durch Rost zu zerstören, unbegrenzt 
bei. Instrumente, welche an Bord benutzt werden, müssen daher stark unter öl gehalten werden, am 
besten aber überhaupt kein Eisen enthalten. — Der Seegang betrug bis zum 7. April im Mittel 6 (grobe 
See), war aber oft hoch, z. T. sehr hoch. Die Schwankungen des Schiffs waren entsprechend heftig und 
erschwerten die Beobachtungen. Bei starkem Schlingern fiel einmal das kardanische Stativ des Spiegel 
theodoliten um, wobei eins der Beine abbrach; der Schaden konnte jedoch mit Schiffsmitteln ausgebessert 
werden. Erst als wir die Position <y = 28.6° und ). - 59.4° erreicht hatten, ließ der Wind nach und 
gleich darauf befanden wir uns im Bereich des Passats (8. April), in welchem sich nun der ganze nächste 
Teil der Reise abspielte. Die Aufstiege erreichten hier, gerade auch dank der unter den schwierigsten 
Verhältnissen gewonnenen Erfahrung und Übung, die jetzt belohnt wurde, sogleich vorzügliche Höhen; 
in diesem nächsten Teil der Reise wurde der höchste Pilotballonaufstieg auf 16 250 m Höhe gemacht. 
In Havanna lag die „Sachsenwald“ 5 Tage. In dieser Zeit besuchten die Verfasser u. a. das 
Meteorologische Observatorium des Jesuitenkollegiums (Observatorio del Colegio de Belén), dessen 
Direktor, Herr'L. G angoiti, uns die Einrichtung des Observatoriums persönlich zeigte und uns seine 
Arbeiten über den Wolkenzug in Havanna und die Nichtexistenz des Gegenpassats schenkte, die beide 
für die vorliegende Untersuchung willkommen waren. Ein weiterer Besuch galt dem neuen staatlichen 
Observatorium (Observatorio Nacional), dessen Direktor, Herr J. C. Millas, später den Besuch er- 
widerte und sich und einigen seiner Herren einen Pilotballonaufstieg auf der „Sachsenwald“ vorführen ließ. 
Nach Havanna liefen wir noch drei kleine Häfen an der Nordküste von Cuba, alle östlich von Havanna, 
an, nämlich Matanzas, Cárdenas und Caibarien. Da die kurzen Fahrzeiten zwischen ihnen immer in der 
Nacht zurüokgelegt wurden, konnten hier nur Aufstiege vom stilliegenden Schiff aus vorgenommen 
werden. Erst die vier Tage lange Fahrt von Caibarien nach Vera Cruz gab wieder Gelegenheit zu Auf 
stiegen während der Fahrt. Die Ladezeit in Vera Cruz betrug 13 Tage. Wir statteten dem dortigen 
kleinen Meteorologischen Observatorium einen Besuch ab; sein Leiter, Herr d e Castro, wohnte dann 
wiederholt Pilotaufstiegen an Bord der „Sachsenwald“ bei und war so freundlich, uns vom Hauptinstitut 
in Mexiko tägliche Wetterkarten für unsere bisherige Arbeitszeit zu besorgen, so daß wir schon unter 
wegs in der Lage waren, unsere Aufstiege mit der Wetterkarte zu vergleichen — ein Auffangen der 
nordamerikanischen drahtlosen Wetternachrichten durch das Schiff ließ sich leider während der ganzen 
Reise nicht durchführen. In Vera Cruz und ebenso während der viertägigen Liegezeit in Tampico be 
folgten wir den Grundsatz, bei stilliegendem Schiff nur einen Aufstieg täglich zu machen. Es kam aller 
dings einige Male vor, daß wir einen Tag ganz ausfallen ließen, wenn wir eine Tagestour an Land 
machten oder an Bord gemalt wurde oder dgl. Bei fahrendem Schiff war der Grundsatz stets der, zwei 
Aufstiege täglich zu machen, je einen vor- und nachmittags. Die beiden letzten Häfen, welche die 
„Sachsenwald“ anlief, waren New-Orleans und Fernandina (an der Ostküste von Florida). Auf Bitte des 
Kapitäns unterließen wir es, in diesen Häfen Aufstiege zu machen, da wir zur Schiffsbesatzung an 
gemustert waren und der Kapitän bei den rigorosen nordamerikanischen Hafenbestimmungen befürchtete, 
daß die Behörden, wenn sie unsere Arbeit sähen, uns für Passagiere erklären und das Schiff in Strafe 
nehmen würden. Während der Fahrten auf dem Golf von Mexiko waren z. T. stärkere Bewölkung, die 
sige Luft, Dunstschichten in der Höhe und verschleierte Sonne (ungünstige Beleuchtung) hohen Auf 
stiegen hinderlich. 
Nachdem die „Sachsenwald“ in Fernandina als Hauptladung Phosphat genommen hatte — die Zeit 
unserer erzwungenen Untätigkeit dauerte hier ebenso wie in New-Orleans drei Tage —, wurde am
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.