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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. —• 1922. Heit 3.
12. ■—A bw.SE mit —A b \v. SAim Januar 1893.
(Siehe Isobarenkarte IX auf Tafel 2.)
Der bloße Blick auf ’die Karte zeigt, daß die Druckverhältnisse über dem Nordatlantik gewaltig
von den normalen abweichen. Zunächst hat das Azorenmaximum an Intensität eingebüßt und erscheint
mit seinem Kern weit nach Westen verlagert. Zwischen dem Hochdruckgebiet bei den Azoren und
demjenigen über dem europäischen Kontinent, welche Hochdruckgebiete normalerweise in diesem Monat
in unmittelbarer Verbindung miteinander stehen, erstreckt sich eine Zunge relativ niedrigen Drucks
ans niederen Breiten her nordwärts bis nahezu 40° Breite. Das Isländische Minimum tritt überhaupt
nicht in Erscheinung, sondern lediglich die beiden Tiefdruokgebilde über dem europäischen Nordmeer
und der Davisstraße, beide allerdings an Intensität hinter ihrer durchschnittlichen zurückbleibend.
Über dem nördlichen Rußland als auch über dem mittleren Europa ist der Luftdruck außerordentlich
hoch. Über dem Nordamerikanischen Kontinent erstreckt sich von Norden her hoher Druck bis über
Florida.
Diese eben geschilderte Luftdrucklage macht die negativen Temperaturabweichungen in den für
uns hier in Frage kommenden Gebieten leicht verständlich. Infolge des schwach entwickelten Azoren
maximums liegen beide hier betrachteten Gebiete unter dem Einfluß der Hochdruckgebiete über dem
Innern der Kontinente. Das südliche, europäische Küstengebiet erhält also vorwiegend kalte, östliche
Winde, das südliche, nordamerikanische Küstengebiet aber vorwiegend kalte Westwinde. Wir haben
es hier also mit einem ausgesprochenen kontinentalen Typus der Luftdruckverteilung zu tun. Die zum
Vergleich herangezogene Isobarenkarte des Februar 1895 läßt gleichfalls unschwer den kontinentalen
Typ erkennen. Wollte ich indessen versuchen, die Luftdruckverteilung beider Monate einem der von
v. Bebber und Koppen aufgestellten Typen unterzuordnen, so müßte ich Februar 1895 dem Kn-Typus,
Januar 1893 aber eher dem Ke-Typus zuweisen. Ich möchte also diesen Typ kurzweg als Konti-
nental-Typ bezeichnen, da damit das Wesentliche der Luftdruckverteilung zur Genüge charakteri
siert ist. Abgekürzt K-Typ.
Die Häufigkeit der Fälle beträgt17; davon entfallen auf die kältere Jahreszeit 9, auf die wärmere 8.
13. +Abw. NE mit — Abw. NA im September 1884.
(Siehe Isobarenkarte X auf Tafel 2.)
Die Karte zeigt das Azorenmaximum als auch das Isländische Minimum in ihrer normalen Lage,
hinsichtlich ihrer Intensität sind beide besonders stark ausgebildet. Das Druckgefälle über dem Nord
atlantischen Ozean ist also ein erhöhtes und, wie der Verlauf der Isobaren erkennen läßt, ein nahezu
von allen Seiten konzentrisches nach dem Isländischen Minimum hin. Über dem Mittelmeergebiet ist
der Luftdruck hoch, desgleichen über dem nördlichen Europa, wo die Isobaren, die unter normalen Ver
hältnissen in diesem Monat von Westsüdwesten nach Ostnordosten verlaufen, jetzt eine mehr südwest
nordöstliche Richtung angenommen haben. Die Isobaren hohen Drucks drängen sich also über Skandi
navien näher an die Küste heran.
Über dem südlichen, nordamerikanischen Küstengebiet, wo das Druckgefälle in diesem Monat unter
normalen Verhältnissen von dem Innern des Landes nach der Küste zu gerichtet ist, ist das Gefälle jetzt
umgekehrt von der Küste nach dem Innern zu gerichtet. Über dem nördlichen Gebiet nimmt hingegen
der Druck nach dem Innern des Landes rasch zu.
Aus dem Verlauf der Isobaren, der Richtung und Stärke dés Gradienten erklären sich die Winde
und Temperaturen. Der südwest-nordöstliche Verlauf der Isobaren über dem nördlichen, europäischen
Küstengebiet und der hohe Druck im Süden und im Osten dieses Gebiets bewirken ein Vorherrschen
der Luftströmung aus südlichen Breiten; die Temperaturabweichungen sind infolgedessen positiv. Das
nördliche amerikanische Küstengebiet liegt indessen unter dem Einfluß des nach dem Innern des nörd
lichen Kontinents, nach Kanada hin, rasch zunehmenden Drucks. Die Winde wehen hier also über