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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. —■ 1922. Heft 3.
Betrachten wir den Verlauf der Isobaren an der Westküste Europas und die damit zusammen
hängenden Temperaturabweichungen genauer, so finden wir folgendes:
An der Westküste von Spanien ist zwar der Verlauf der Isobaren von Norden nach Süden gerichtet,
das Luftdmckgefälle jedoch außerordentlich schwach. Spanien erhält deshalb nur sehr schwache, nord
westliche bis nordöstliche Winde. Weiter nördlich bis an die Südspitze Skandinaviens ist der Verlauf
der Isobaren von Westen nach Osten gerichtet, die Gradientrichtung eine von Süden nach Norden
gerichtete. Hierdurch und vor allem auch durch den geringen Druck int Nordwesten von Frankreich,
England und der deutschen Küste erhalten letztere Gebiete vorwiegend warme, südwestliche Winde,
die die durchschnittliche positive Tomperaturabweichung für das gesamte südliche europäische Gebiet
zur Folge haben, über dem nördlichen europäischen Gebiet — der Skandinavischen Halbinsel — ist
dagegen der Verlauf der Isobaren fast von Norden nach Süden, das Gefälle nach Osten und Nordosten
gerichtet. Die vorherrschenden Winde wehen daher über diesem Gebiet von Westen und Nordwesten
und verursachen naturgemäß negative Temperaturabweichungen.
Ein Vergleich unserer Isobarenkarte mit derjenigen des Februar 1898 zeigt, daß der Verlauf der
Isobaren über den für uns hier in Frage kommenden Gebieten in beiden Monaten ein ähnlicher ist. In
beiden Monaten liegt das südliche Küstengebiet unter dem Einfluß des Hochdruckgebiets bei den Azoren,
das nördliche aber unter dem des relativ hohen Drucks nordwestlich Skandinaviens. Es ließe sich die
Luftdrucklage beider Monate zur Not wohl unter einen der von v. Bebber und Koppen aufgestellten
Ozeanischen Typen bringen, aber damit würde meines Erachtens nicht alles das genügend charakterisiert,
was für uns hier von Wichtigkeit ist. Ich möchte diesen Typ der Luftdruckverteilung daher — ent
sprechend der Lage der Hochdruckgebiete, unter deren Einfluß die hier betrachteten Gebiete liegen —
als Azorennordmeer typ bezeichnen, abgekürzt A-Nm.
Die Häufigkeit der eben besprochenen Temperaturabweichungen in Verbindung mit dem A-Nin-
Typ beträgt 6; davon entfallen auf die kältere Jahreszeit 4, auf die wärmere 2.
7. + Ab w. N A mit — A b w. SA im Februar 1 89 5.
(Siehe Isobarenkarte V auf Tafel 2.)
Die Isobarenkarte zeigt , auf den ersten Blick eine erhebliche Verlagerung der einzelnen Druck
zentren. Das Azorenmaximum ist weit nach Westen verlagert. Es erscheint gewissermaßen nur als
Zunge des über dem Nordamerikanischen Kontinent lagernden Hochdruckgebiets. Desgleichen ist das
Isländische Minimum weit nach Süden verschoben und lagert mit seinem Kern zwischen dem 40. und
50. Breitengrade nordöstlich der Azoren- Von Norden her erstrecken sich die sonst über Grönland
verlaufenden Isobaren hohen Drucks in langen, schmalen und gewundenen Zipfeln bis über Irland und
das mittlere England südostwärts. Desgleichen ist der Luftdruck über dem nördlichen Teile des euro
päischen Kontinents hoch, während sich über das südliche Europa eine Zunge niedrigen Drucks vom
Isländischen Minimum her in westöstlicher Richtung bis über die Balkanhalbinsel hin erstreckt. Diese
Luftdruckverhältnisse, die naturgemäß über dem westlichen Europa vorwiegend nordöstliche Winde
verursachen mußten, erklären die außerordentlichen Kältegrade über diesem Gebiete. Der Februar
1895 war bekanntlich einer der kältesten, die je über dem westlichen und mittleren Europa auf
getreten sind.
Uns interessieren hier im besonderen die Luftdruckverhältnisse über dem Nordamerikanischen
Küstengebiet:
Über der Westküste Grönlands verlaufen die Isobaren von Nordnordwesten nach Südsüdosten,
das Luftdruckgefälle ist von Ostnordosten nach Westsüdwesten gerichtet. Infolge der Ablenkung der
Winde nach rechts wehen diese über der Westküste Grönlands vorwiegend aus östlicher bis südöstlicher
Richtung und bewirken positive Temperaturabweichungen. Für die Küste Labradors ist es von Wichtig
keit, daß die Isobaren, die sich von der Südspitze Grönlands bis nach Frankreich hin erstrecken, im
Vergleich zu den Isobaren hohen Drucks über dem Innern des Nordamerikanischen Kontinents nur ge