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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1922. Heft 1.
Zu diesen Gebieten geringer Bewölkung auf dem Ozean bildet das Band starker Bewölkung in
3—12° N - Breite einen auffälligen Gegensatz. Doch auch dieses läßt sich aus den Wind- bezw. Luft
druckverhältnissen erklären. Je mehr wir uns nämlich dem Äquator nähern, um so mehr geht die hori
zontale Luftbewegung des Passats allmählich in eine vertikale über. Wir kommen in das Gebiet der
Kalmen, der veränderlichen Winde und Stillen, das eingeschaltet ist zwischen NE-Passat und den
während des größten Teiles des Jahres auf die Nordhemisphäre übergreifenden SE-Passat. Dieser
Kalmengürtel ist ausgezeichnet durch niederen Luftdruck. Die Bedingungen für aufsteigende Luft-
bewegung und Kondensation sind demnach gegeben.
Die Bewölkungsverhältnisse auf dem Lande sind nicht so einheitlich, auch nicht so einfach zu
erklären wie die des Meeres. Abgesehen von lokalen Unterschieden, bedingt durch das wechselnde
Relief des Landes, kommt auch noch der Umstand hinzu, daß ein regelmäßig wehender Wind, der
Passat, nur in einem Teile des Landgebietes herrscht, während im übrigen jahreszeitlich wechselnde
Winde eine größere Mannigfaltigkeit des Bildes herbeiführen. Es kann hier jedoch nicht unsere Auf
gabe sein, bis in alle Einzelheiten die Verteilung der Bewölkung zu begründen und zu erklären; es möge
uns genügen, die großen Züge verständlich zu machen.
An der Nordküste Südamerikas weht mit großer Regelmäßigkeit das ganze Jahr hindurch der
Passat, und zwar im größeren westl. Teile der NE-Passat, im kleineren östl. der SE-Passat. Beim
Übergänge des Windes auf das Land findet Kondensation und reichliche Wolkenbildung statt. Ähn
liche Verhältnisse finden wir in Mittelamerika, das auch den größten Teil des Jahres vom NE - Passat
beherrscht wird.
Mexiko hat, wie aus den Windkarten hervorgeht, im allgemeinen kein einheitliches Windregime.
Die Ostküste wird zwar auch während eines großen Teiles des Jahres vom Passatwind getroffen, dagegen
blasen im Winter kalte Nordwinde, die „Nortes“, vom nordamerikanischen Binnenlande her. Im Mittel
ergibt sich eine Bewölkung, die der des angrenzenden Meeresraumes gleichkommt (4—5). Der Nord
westen Mexikos ebenso wie die nördlich daran anschließenden Gebiete der Vereinigten Staaten Nordame
rikas stehen unter dem Einfluß von Winden, die vom Pazifik her wehen. Da diese westlichen Winde
erst die kalte „Californische Meeresströmung“ queren, muß besonders im Sommer, wenn das Land relativ
wärmer ist, sich die Luft immer mehr vom Sättigungspunkte entfernen. Eine Folge davon ist, daß wir
in Californkn, Arizona und Neumexiko sowie im anschließenden Sonora und Sinaloa die heitersten
Landstriche unseres ganzen Gebietes antreffen. Man hat den südlichen Teil Californiens darum auch
wohl das „Italien von Amerika“ genannt f37, III, 421].
3. Veränderung des Bildes im Laufe der Jahreszeiten.
Diese so geschilderten Verhältnisse können uns nur ein ungefähres Bild von dem mittleren
Zustande geben. Im einzelnen ist dieses Bild im Laufe des Jahres mannigfachen Veränderungen aus
gesetzt, bedingt durch Wechsel in Luftdruck- und Windverhältnissen. Die Passatzone wandert mit der
Sonne. Die folgende Tabelle gibt die Grenze der Passate auf 50° W nach den Angaben der „Monats
karten für den Nordatlantischen Ozean“.
In unserem Winter (Karte 2 u.7)
liegt die Nordgrenze des NE-
Passats recht weit südlich, im
Mittel etwa in25°N.Nördlich davon
herrschen schwache, veränderliche
Winde, die Gelegenheit zu auf-
steigender Luftbewegung und stär
kerer Bewölkung geben. Im Cari-
bischenMeere ist derPassat stark
Dezember
März
Jnni
September
Sonnenstand
22. X1I.:23VS
21. Iir.r 0°
22. VI.: 23 V N
23. IX.: 0°
NE-Passat, N-Grenze
26 1 /s°N
24° N
28V N
28V N
„ „ S-Grenze
3V»
0°
6° N
11 0 N
Kalmen
3°—3VN
V S- 0°
3V—6° N
7°—11° N
SE-Passat, N-Grenze
3°N
V S
3 V N
T N