Dr. Bruno Schulz, Hydrograph. Beobacht., insbes. üb. d. Kohlensäure in d. Nord- u. Ostsee im Sommer 1921. 27
Ein zweites wesentliches Charakteristikum für dieses Gebiet ist im Sommer das Auftreten eines
Temperaturminimums in etwa 30 m Tiefe. Es war auch Anfang September 1921 in 25—40 m Tiefe kräftig
ausgebildet und ist dadurch verursacht, daß das vom Winter her noch stark ausgekühlte Wasser durch
von Westen stammendes wärmeres, aber salzreicheres Wasser, unterlagert worden ist.
Betrachten wir nun die Schnitte im einzelnen.
1. Möen—Hiddensee (vergl. Figur 5 auf Tafel 3). Die Temperaturverteilung ist ganz beherrscht von
dem Gegensatz zwischen Nord und Süd, dieser ist am stärksten zwischen den Stationen Möen I und
Dornbusch. Möen I steht ganz unter dem Einfluß des aus dem Arkona-Becken sich nach Westen
bewegenden Wassers. Am Boden ist die Temperatur mit 12.91° am niedrigsten, der Salzgehalt mit
10.52 °/oo am höchsten, und zwar durch den Einfluß der kalten Minimumzone, in welcher wenig östlich von
Möen I bei der Station D. O. VII in 30 m Tiefe nur 9.11° bei einem Salzgehalt von 10.28 “/»o beobachtet
wurden. Wir haben in dem Bodenwasser von Möen I offenbar die dem im Arkonabecken ausgebildeten
Temperaturminimum entsprechende Schicht vor uns. — Station Dornbusch weist zusammen mit ver
hältnismäßig starker Steigerung des Salzgehalts Zunahme der Temperatur mit der Tiefe auf. In 10 m
Tiefe und am Boden ist das Wasser über 15° erwärmt, also höher als an der Oberfläche des ganzen
Schnittes. Bei Möen I ist die Oberflächentemperatur nur 13.92°! Die Lagerung ist infolgedessen bei
Möen I am stabilsten. Trotz der hohen Temperatur der Bodenschichten der Station Dornbusch ist dort
infolge des hohen Salzgehalts die Dichte größer als in den gleichen Tiefen der übrigen Stationen.
Das Bodenwasser von Möen I nimmt auch in bezug auf den Sauerstoff- und Kohlensäuregehalt eine
singuläre Stellung ein. Der relative Sauerstoffgehalt ist mit 85 % am niedrigsten und der Gehalt an
freier Kohlensäure mit 0.6 ccm/L am höchsten im ganzen Schnitt. Das gesamte übrige Wasser zwischen
Möen und Hiddensee muß als gut durchlüftet bezeichnet werden. Die Abnahme des Sauerstoffgehalts
und die Zunahme des Gehalts an Kohlensäure von der Oberfläche bis zum Boden war nur gering. Der
relative Sauerstoffgehalt fällt nicht unter 96 % und der Gehalt an freier Kohlensäure stieg nicht über
0.49 ccm/L. Die Wasserstoffzahl nahm dementsprechend nur wenig von der Oberfläche zum Boden zu,
der größte Wert war 11.2-10' 9 . In 10 und 15 m Tiefe von Möen I war die Wasserstoffzahl besonders
niedrig. In 10 m Tiefe ist sie verständlich, da auch ein niedriger Kohlensäuregehalt fcstgestellt wurde,
in 15 m Tiefe muß ein Beobachtungsfehler vorliegen.
2. Schonen—Hiddensee (vergl. Figur 6 auf Tafel 3). Der Isothermenverlauf ist beherrscht durch
den Gegensatz zwischen der schwedischen und deutschen Küste sowie das Temperaturminimum in 30 m
Tiefe. Eine dem über 15° erwärmten Wasser der Station Dornbusch entsprechende Schicht ist bei D. O.
IX, an der die Beobachtungen 2Vt Stunden später wie bei Dornbusch gemacht wurden, von 25 bis 30 m
Tiefe anzunehmen und in 30 m Tiefe festgestellt. Der Salzgehalt dieses Wassers ist unter 10 %«, also
etwas niedriger als bei Dornbusch. Infolge des niedrigen Salzgehalts vermag dies aus dem Westen vor
dringende Wasser das Bodenwasser bei D. O. IX nicht zu verdrängen, wir haben dort am Boden in 36 m
Tiefe viel schwereres Wasser mit der Temperatur von nur 12.61° und 12.21 °/oo Salzgehalt. Das Tem
peraturminimum ist am Boden, ein zweites befindet sich über dem von Westen vordringenden Wasser
in 15 m Tiefe mit 13.59°.
Bei den drei übrigen Serien dieses Schnittes liegt das 1 emperaturminimum in 30 m Tiefe, der
niedrigste Wert wurde bei D. O. VII mit 9.11° festgestellt. Von dieser Schicht bis zur Oberfläche nahm
der Salzgehalt nur wenig zu, zum Boden dagegen sehr stark, wie folgende Zusammenstellung zeigt.
Änderung des Salzgehalts für je 10m Tiefenänderung
von der Zone des Temperaturminimums in 30 m Tiefe ab nach der Oberfläche und zum Boden.
S. O. VL
D.O. VII.
D. O. VIII.
D. O. IX.
Salzgehalt in 30 m Tiefe in °/oo
9.04
10.28
9.92
9.80
Abnahme zur Oberfläche 1 für je 10 m
0.24
0.68
0.58
0.44
Zunahme zum Boden J Tiefenänderung
2.94
4.00
6.11
4.01