W. Breniiecke: Die ozeanographischeii Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. gt
der der Draht unter Wasser hängt, sowohl von der Abtrift des Schiffes wie von der an dem Draht hän
genden Last abhängig ist. Beide sind aber bei den einzelnen Reihen verschieden. So erklären sich
denn auch zwangslos auf tretende Unterschiede in der wirklich erreichten Tiefe bei ziemlich gleichem
Drahtwinkel wie z. B. bei Reihe Nr. 20 und 22. Bei ersterer betrug bei 1000 m Drahtlänge der Winkel
39° und die Abweichung 71 m, bei Reihe 22 dagegen bei gleicher Drahtlänge und einem Winkel von
36° die Abweichung 135 m, also fast das Doppelte. Das günstigere Ergebnis bei Reihe 20 wurde erzielt
mit nur einem Schöpfer und 28 kg Endlast an der Leine, das ungünstige mit gleichzeitig zwei Schöpfern
an der Leine und nur 10 kg Endlast.
Trotzdem es also nicht möglich ist, allgemein gültige Beziehungen zwischen Drahtwinkei und
wirklich erreichter Tiefe aufzustellen, so ergeben sich doch einige bemerkenswerte Tatsachen:
1. Ist der gemessene Drahtwinkel klein, 10° bis 15°, so weichen die wirklich erreichten Tiefen nur
wenig von den ausgelassenen Drahtlängen ab. Gute Beispiele bieten hierfür die Reihen Nr. 32 bis 34,
selbst in 1000 m Tiefe betrug bei einem Winkel unter 15° der Fehler nicht mehr als 12 m.
2. Bis 200 m Tiefe wurden stets Drahtwinkel von weniger als 25° erzielt, die größte Abweichung
betrug 10 m für Tiefen unter 150 m und 22 m für 200 m Tiefe. Auch in 400 m Tiefe war der Drahtwinkel
bei den meisten Messungen kleiner als 25° und der Fehler betrug in diesen Fällen auch nicht mehr als 22 m.
3. Bei den Messungen in größeren Tiefen traten zum Teil beträchtliche Drahtwinkel — bis 41° —
auf und der Fehler in der Tiefenlage der Instrumente stieg in Einzelfällen weit über 100 m. Die größte
Abweichung wurde mit 1333 m statt 1500 m bei Reihe Nr. 19 gemessen, gleich 11 % der ausgegebenen
Drahtlänge. Ein größerer prozentualer Fehler trat noch bei Reihe Nr. 22 auf, 865 m statt 1000 m Tiefe
oder 13^% Abweichung, und bei Reihe Nr. 25, wo sogar nur 306 m statt 400 m Tiefe erreicht wurden,
also die erreichte Tiefe um 23 % kleiner war als die ausgegebene Drahtlänge. Diese Messung bildet
aber eine Ausnahme — die Abtrift des Schiffes war so stark, daß die Messung gleich für ungültig er
klärt wurde (wahrscheinlich ist der Winkel noch zu klein gemessen worden, was bei großen Draht
winkeln leicht Vorkommen kann); eine Wiederholung ergab 367 m statt 400 m, Abweichung 9%.
Überblickt man die Gesamtheit der Messungen, so ergibt sich, daß der Tiefenfehler ziemlich selten
5 oder 5y 2 %> überschreiten wird, was im Durchschnitt einem Drahtwinkel von 25° entsprechen dürfte;
größere Drahtwinkel wird man mit einem Dampfer wohl immer vermeiden können, bei der hohen
Takelage der „Deutschland“ und ihrer geringen Maschinenstärke lagen besonders ungünstige Verhält
nisse vor.
4. Beobachtungen über Temperaturschwankungen in den Tiefenschichten bei Ausführung der
Reihenheobachtungen.
Die auf der „Deutschland“ gemachten Beobachtungen über die Änderung der Temperatur in den
Tiefenschichten gliedern sich räumlich und systematisch in zwei Gruppen. Erstens in Beobachtungen, die
bei den Reihenmessungen auf der Fahrt bis Süd-Georgien gemacht wurden und Gelegenheitsbeobachtungen
sind, d. h. sie wurden ausgeführt, wenn nach dem Arbeitsplan noch genügend Zeit vorhanden war. Zu
diesen Beobachtungen treten zweitens hinzu die Beobachtungen während der Trift der „Deutschland“ im
Weddeil - Meer, die sich über längere Zeit hinausdehnen und nach einem bestimmten Plan ausge
führt wurden.
Über die Beobachtungen auf der Fahrt bis Süd -Georgien habe ich einen vor
läufigen Bericht gegeben; 1 ) die in diesem Bericht mitgeteilte Tabelle ist inzwischen erweitert worden,
indem überall dort, wo gleichzeitig die wahre Tiefe durch Bestimmungen mittels eines gegen Druck ge
schützten und eines ungeschützten Thermometers ermittelt worden ist, diese Tiefe den Temperatur
angaben in Klammern hinzugefügt ist. Ferner ist eine Spalte mit der Bezeichnung J t (10 m) auf
genommen, die darüber unterrichtet, wie groß nach den Messungen in der über- und unterlagernden
Schicht die Änderung der Temperatur für 10 m Tiefenunterschied ist. Man gewinnt so einen „Anhalt“
d Ann. d. Hydrographie usw. 1913, S. 361.