W. Brennecke: Die ozeanographiselien Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 77
neu angebrochenen Flasche ersehen ließ. So ist also für die Zukunft zu empfehlen, die */» Normal KJOs-
Lösung für Sauerstoffbestimmungen auf Expeditionen in größeren Mengen von Kahlbaum zu beziehen
und nur eine Kontrolle vorher im Laboratorium vorzunehmen. Eine im Sommer 1914 von Kahlbaum be
zogene V20 KJOs-Lösung wurde von Herrn Dr. B. Schulz auf der Deutschen Seewarte geprüft und
für einwandfrei befunden.
Für die Übereinstimmung von Messungen an Bord, die zeitlich weit auseinander liegen, führe ich
die Sauerstoffbestimmungen in den tieferen Schichten der Reihenmessungen Nr. 56 und 74 an. Beide
Stationen liegen in 63—64°S-Br. und in 28° bezw. 36°W-Lg.; Reihe 56 wurde auf der Südreise Anfang
Januar, Reihe 74 Ende November 1912 gewonnen.
Während die Oberflächenschichten, je nach der
Entwickelung des warmen Tiefenstromes und der
Jahreszeit, große Unterschiede im Sauerstoffgehalt
aufweisen, zeigen die Tiefenschichten in annähernd
gleicher Position eine bemerkenswerte Gleichförmigkeit. Ist diese einerseits an sich von Bedeutung, so
läßt sie andererseits den Schluß zu, daß die Bestimmungen selbst in sich exakt sind. Daß die Über
einstimmung der angeführten Beobachtungen keine zufällige ist, ergibt sich aus den übrigen Bestim
mungen des Sauerstoffs in den tieferen Schichten der Wedell-See. (Vergl. die Sauerstoff-Zusammen
stellung in Tab. B.)
3. Die Bestimmung der Tiefe mittels geschützter und ungeschützter Thermometer.
In den Veröffentlichungen der Ergebnisse ozeanographischer Forschungen findet sich wohl zu
weilen eine Bemerkung, daß Reihen-Messungen durch schlechtes Wetter beeinflußt seien, oder daß der
Draht mit den Instrumenten stark von der Lotrechten abgewichen sei, im allgemeinen werden jedoch
nur die Tiefen, in der die Messung „wahrscheinlich“ stattgefunden hat, angegeben. Man hatte eben bis
lang meist keine Möglichkeit festzustellen, ob die beabsichtigte Tiefe auch tatsächlich erreicht worden
war. Dies bringt den Übelstand mit sich, daß man bei der Vergleichung zweier Reihenmessungen, die an
gleichen Orten zu verschiedenen Zeiten gemacht worden sind, nur schwer entscheiden kann, ob die ge
fundenen Unterschiede in Temperatur, Salzgehalt usw. bei gleicher Tiefenangabe tatsächliche sind, oder
ob diese Unterschiede nur dadurch bewirkt sind, daß bei den beiden Reihenmessungen die von den In
strumenten wirklich erreichten Tiefen stark voneinander abweichen, so daß hierdurch die Unterschiede
in Temperatur, Salzgehalt usw. zu erklären sind.
Für Untersuchungen, die sich mit der regionalen Verteilung der einzelnen Elemente in den ver
schiedenen Tiefenschichten befassen, fällt der etwaige Fehler in der Tiefenbestimmung meist nicht ins
Gewicht, namentlich wenn genügend zahlreiche Messungen verschiedener Expeditionen vorliegen, wohl
dagegen für Untersuchungen anderer Art. Wir haben Grund anzunehmen, daß die Temperaturunter
schiede einzelner Monate und Jahre, welche im Nord atlantischen Ozean an der Oberfläche festgestellt
sind, auch in den Tiefenschichten auftreten, daß also zu bestimmten Zeiten nicht nur die Oberfläche zu
warm oder zu kalt ist, sondern die gesamte Wassersäule bis zu einer Tiefe von vielleicht mehreren
hundert Metern ähnliche Unterschiede aufweist. Da die Wärme der Tiefenschichten zur Erwärmung
der Atmosphäre in höheren Breiten herangezogen wird, indem das erkaltete Oberflächenwasser in die
Tiefen absinkt und Wasser aus tieferen Schichten seine Stelle einnimmt, so kann auch der mehr oder
weniger große Wärmevorrat der Tiefenschichten eine Rolle für die Erwärmung der Luft spielen. Will
man nun den Wärmezustand eines bestimmten Meeresgebiets fortlaufend studieren, um die Wärme
schwankungen an der Oberfläche und in der Tiefe kennen zu lernen, so ist vor allem unerläßlich, daß
die Beobachtungen exakt sind, daß also die Temperaturangaben wirklich für die verzeichneten Tiefen
gelten. Von Bedeutung wird dies besonders für Untersuchungen in geschichtetem Wasser wie z. B. in
der Ostsee oder im Grenzgebiet der polaren Zone; hier können wenige Meter Tiefenunterschiede oft
große Temperaturunterschiede ergeben. Das Gleiche gilt in diesen Gebieten für Untersuchungen, die
400 m 600 m 1000 m 1500 m
Reihe 56 4.39 4.37 4.65 4.95 ccm Sauerstoff
Reihe 74 4.43 4.37 4.73 4.96 ccm Sauerstoff