W. Brennccke: Die ozeanographischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 67
Beobachtet wurde das Verschwinden der Scheibe von mehreren Personen gleichzeitig, eine sofortige
Wiederholung des Versuchs ergab stets eine gute Übereinstimmung mit der ersten Messung.
Es sei bei dieser Gelegenheit auch erwähnt, daß weitergehende Untersuchungen über das Ein
dringen des Lichts in die Tiefe, die nicht in meiner Hand lagen, beabsichtigt waren, aber schließlich
durch Versagen der Instrumente und das Ausscheiden von Expeditionsmitgliedern nicht zur Ausführung
gelangten.
Die gesamten Beobachtungen über die Farbe des Meeres sind in der Tabelle der Beobachtungen
der Meeresoberfläche (Abschnitt 6 dieses Kapitels) enthalten, während in der nachfolgenden Tabelle die
Sichttiefen zusammengestellt und die gleichzeitig erfolgten Beobachtungen über die Farbe des Meeres
hinzugefügt worden sind. Meist sind an diesen Stationen bis Buenos Aires auch quantitative
Bestimmungen des Planktons mittels Zentrifuge durch Professor Lohmann ausgeführt worden, dessen
Freundlichkeit ich die in die Zusammenstellung aufgenommenen Zahlen über die Zahl der Pflanzen in
1 Liter für die Oberfläche bezw. für 0 bis 50 m Tiefe verdanke.
Die regionale Verteilung der einzelnen Farbenstufen an der Oberfläche des Atlantischen Ozeans
ist aus Tafel 8 in Schotts Geographie des Atlantischen Ozeans zu ersehen. Vergleichen wir unsere
Beobachtungen mit der kartographischen Darstellung, so ist folgendes hervorzuheben: Nördlich der
Azoren (bis 42°N-Bi\) wurde vorwiegend Farbe 6 beobachtet, also grünlicheres Wasser, als zu erwarten
gewesen. Auffällig waren auf der Fahrt von 50° N-Br. bis 42° N-Br. die häufigen Änderungen der
Wasserfarbe; als ein Beispiel sei angeführt, daß am 27. V. 1911 um 4p Farbe 1, um o'A p Farbe 5—6%
beobachtet wurde. Die Änderungen waren anscheinend völlig regellos; Beziehungen mit irgend welchen
anderen Faktoren waren nicht festzustellen. Südlich der Azoren wurde stets reines Blau 0 % beobachtet.
(Schott 0—2 %.)
Dies reinste Blau herrschte durchaus auf der ganzen weiteren Fahrt im Nordatlantischen Ozean vor,
während zwischen 0° und 2° S-Br. grünliche Farbtöne, 5—6 %, auftraten, die auch bei der Ansteuerung
von Pernambuco beobachtet wurden. Mit Ausnahme dieser Verfärbung infolge des Landeinflusses war
die Farbe von 2° S-Br. bis zur Höhe von Kap Frio wieder rein blau, von hier bis 30° S-Br. etwa 2%,
von 30—40° S-Br. meist 5—7 %, jedoch gelangten auch in dieser Breite zuweilen reinste Blautöne zur Be
obachtung. Zwischen Buenos Aires und Süd-Georgien waren gleichfalls 5—7 % vorherrschend, indessen
bei den Süd-Sandwich-Inseln blauere Farben 1—2 % auftraten.
Grünliche Farbtöne, 5—7%, wurden gleichfalls zwischen Süd-Georgien und 61° S-Br. beobachtet,
sowie wir aber in dichter liegendes Eis, das vom Schmelzprozeß noch weniger angegriffen war, ge
langten, herrschten wieder reinblaue Farben vor, ebenso in den größerenWaken bis 69°S-Br., weiter südlich
trat wieder eine intensive Verfärbung, 11—12 %, ein. In der Zone dichter liegenden Eises zwischen 72°
und 74° S-Br. war das Wasser wieder rein blau, südlich von 74° N-Br. meist grünlich blau, 5—7%.
Während der Wintertrift in der Scholle zeigten die Waken eine tief dunkelblaue Farbe, auch während
der ersten Tage der Fahrt nach dem Freiwerden des Schiffes konnte die Farbe mit 0—2 % bezeichnet
werden. Die Verfärbung, die sodann am 14. XII. 1912 festgestellt werden konnte — rein olivgrünes
Wasser — trat wieder ganz unvermittelt ein in einem Gebiet,das mit stark in der Auflösung begriffenem
Scholleneis besäet war, in der Folge wurden dann, analog der Südfahrt, bis Süd-Georgien Farbtöne von
5—7 % beobachtet.
Gerade unsere letzten Beobachtungen im Scholleneis der Weddell-See führten uns klar die engen
Beziehungen zwischen Farbe und Sichttiefe und auch Planktonmenge vor Augen. Bei dem reinen Blau
in 62° und 63° S-Br. beobachteten wir in den blauen Waken Sichttiefen von 50, 45 und 42 m, die den
größten bislang gemessenen Sichttiefen in den tropischen Gebieten gleichkommen, unvermittelt darauf
in 61° und 60° S-Br. zweimal eine Sichttiefe von nur 9 m (wie in der Ostsee), verbunden mit einer oliv
grünen bezw. grünlichblauen Farbe des Meeres. Exakte Planktonbestimmungen konnten wir zu dieser
Zeit nicht mehr machen, aber Kapitän Lorenzen, der während der Trift und später, soweit ihm Zeit
zur Verfügung stand, Fänge mit dem Vertikalnetz von 0 bis 50 m und 0 bis 200 m Tiefe machte, konnte
gleichzeitig mit der olivgrünen Verfärbung eine ungeheure Vermehrung des Planktons von 0—50 m