54
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1.
Minimum zu den wärmsten Tagesstunden zeigt. Die zweijährigen Messungen auf Fernando Noronha 1 )
ergaben gleichfalls ein Maximum in den Morgenstunden und ein Minimum mittags, ein sekundäres
Maximum zeigt sich in der Regenzeit B—5 nachmittags. Dies Material scheint mir zu Lösung der
Frage nach dem täglichen Gang der Niederschläge auf dem Ozean noch nicht genügend zu sein.
Der tägliche Gang des Salzgehalts an der Meeresoberfläche, wie er sich aus den Beobachtungen
der „Deutschland“ ergibt, ist also bislang nicht eindeutig zu erklären. Die Amplitude ist von derselben
Größenordnung, wie sie Lütgens bei treibendem Schiff in der Kalmenzone feststellen konnte. Auf
der Reise mit SMS. „Planet“ fand ich im Südatlantischen Ozean für 8 h Vormittags einen um 0.2 °/ 00
höheren Salzgehalt wie um 4 l A 11 nachmittags 2 ) (allerdings nur je 6 Beobachtungen), was inbezug auf die
Größe des Unterschiedes im Gegensatz zu den „Deutschland“-Beobaehtungen steht. Bei zukünftigen
Untersuchungen über diesen Gegenstand ist zu beachten, daß die Art der Wasserentnahme von Einfluß
auf den Salzgehalt sein kann; man sollte immer bestrebt sein, möglichst das Wasser der Oberflächen
schicht zu erhalten und die Pütze nicht unnötig tief einsinken zu lassen.
Der tägliche Gang der Dichte des Oberflächenwassers weist wie der des Salzgehalts ein Minimum um
12p und ein Minimum um 4p auf. Die Amplitude ist gering, da der Wert 0.18 nur 18 Einheiten der
5. Dezimale bedeutet. Das Maximum der Dichte fällt auf 12p, jedoch unterscheidet sich der Wert um
4a nur unwesentlich vom Mitternachtswert, da ausgleichend das Minimum der Temperatur auf 4a, das
Maximum des Salzgehalts auf 12p fällt. Trotzdem die mittlere tägliche Schwankung der Dichte so gering
ist, kann sie doch Anlaß zu einem Wasseraustausch mit den tieferen Schichten werden, nämlich in
solchen Gebieten, wo die Oberfläche keine oder geringe Dichte-Unterschiede gegen die unterlagernden
Schichten (50 m, 100 m oder mehr) aufweist. In diesen Gebieten ist Konvektion infolge der täglichen
Periode der Dichte ermöglicht, die Tiefen bis zu 100 m oder 200 m erreichen kann, auch wenn man
berücksichtigt, daß infolge Druckvermehrung die Dichte mit der Tiefe zunimmt. Denn man kann an
nehmen, daß die Dichteänderung an einem einzelnen Tage bedeutend größer ist als die berechnete m i 11 -
lere Schwankung. Als Beispiel für ein solches Gebiet mit geringen Unterschieden der Dichte in den
oberflächlichsten Schichten lernten wir die Region östlich von Südamerika zwischen 31° und 39° S-Br. in
45° bis 52°W-Lg. kennen (Reihenmessungen 40 bis 44); hier war an der Oberfläche und in 100 m Tiefe
die Dichte gleich groß (innerhalb des Beobachtungsfehlers), in 200 m betrug die Dichtezunahme nicht
mehr als eine Einheit der vierten Dezimale. (Siehe auch die Tabellen der Reihenmessungen Kapitel IV.)
Betrachtet man die Bestimmungen des Salzgehalts und des relativen Sauerstoffgehalts, so ergibt sich
für die Schicht 0 m bis 100 m Gleichheit des Salzgehalts bis auf 0.1 % 0 , für den relativen Sauerstoff
gehalt eine Sättigung von 95 % bis 99 % — beides unterstützt also unsere Anschauung über einen ziem
lich tiefreichenden täglichen Wasseraustausch zwischen der Oberfläche und den unterlagernden Schichten
(allerdings nur zu gewissen Jahreszeiten).
5. Tabellarische Zusammenstellung der Beobachtungen der Meeresoberfläche.
Tab. I. Die regelmäßigen Beobachtungen über Temperatur, Salzgehalt, Dichte und Farbe der Meeres-
oberfläche, sowie Differenz Wasser- minus Lufttemperatur.
Datum
Zelt
Breite
Länge
t °C
S °/oo
ö t
Farbe
o/o
1
Datum
Zeit
Breite
Länge
t° C
S °/oo
ö t
Farbe
°/o
1
-4-5
1911
0 /
N
0 /
0
1911
O /
N
O t
10. 5.
12p
50 19
1 50
9.5
34.87
26.96
-2.4
I. Kanal-
-Ponía Delgada (Azoren).
11. 5.
4a
50 15
2 00
9.2
34.85
26.99
—
-1.6
10. 5.
4a
50 50
0 52
8.8
34.74
26.97
—
-0.9
8a
50 10
2 39
9.15
35.08
27.18
6
-0.7
8a
50 40
0 23
8.5
34.78
27.05
8/9
-1.2
12a
50 8
2 54
9.1
35.05
27.16
—
-0.9
12a
50 35
0 6
9.6
34.81
26.90
7/8
-1.0
4 P
50 2
3 15
10.9
34.99
26.81
10 8 )
-0.5
W
8p
49 56
3 35
11.1
34.96
26.74
—
-0.6
4p
50 30
0 30
8.7
34.74
26.98
7/8
-2.3
12p
49 48
4 2
10.8
35.12
26.92
—
-0.8
8p
50 28
0 54
9.0
34.34
26.63
—
-1.4
12. 5.
4a
49 40
4 28
10.7
34.99
26.84
—
-0.8
1 ) Vergl. Hann in Sitz.-Ber. Akademie Wien. Math. nat. Ivl. CXXIII Abt. Ha Juni 1914.
2 ) Forschungsreise SMS. „Planet“ 1906/07 Bd. 3, S. 127. — 3 ) Bräunlicher Ton.