Aus' dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1.
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die Vermischung mit dem Schmelzwasser des Treibeises, das Minimum in den Tropen durch Vermischung
mit atmosphärischen Niederschlägen.
Während wir für die Oberflächentemperatur der Meere schon ein reiches Beobachtungsmaterial be
sitzen, daß Karten für die einzelnen Jahreszeiten gezeichnet werden konnten, haben wir für die Ozeane
nur Isohalinen-Karten, die Mittelwerte des Salzgehalts oder Einzelwerte ohne Rücksicht auf die Jahres
zeit in den verschiedenen Zonen zur Grundlage haben. Die beste und neueste Übersicht bietet wieder die
Karte, die Gr. S c h o 11 in der Geographie des Atlantischen Ozeans veröffentlicht hat (TafellX desWerkes).
Bei einem Vergleich unserer Messungen mit den Isohalinen der Schott’sehen Karte ergibt sich
folgendes:
Die zu beiden Seiten des Äquators liegenden subtropischen Gebiete hohen Salzgehalts hatten eine
wesentlich geringere Ausdehnung als auf der Karte von S c h o 11. So wurde im Nordatlantischen Ozean der
ert von 37.5 °/oo nui bei emei Beobachtung eirdcht, und das von den Isohalinen 31 /oo und 36.5 °/oo
umschlossene Gebiet war kleiner. Das salzarme Gebiet unter 35 °/oo nördlich des Äquators erstreckte sich
über 40°W-Lg. hinaus, in Einklang mit den schon hier beobachteten östlichen Versetzungen. Noch ge
ringer in Breitenausdehnung war im Südatlantisohen Ozean das Gebiet mit über 37 °loo Salzgehalt,
während sich das salzreiche Wasser des Brasilstromes mit 35 bis 36 °/oo Salzgehalt bedeutend weiter süd
lich vorschob, als in der Karte angegeben ist.
Diese Unterschiede sind erklärlich, wenn man in Betracht zieht, daß die Karte von Schott auf
allen bislang beobachteten Werten beruht. Da wahrscheinlich im Laufe des Jahres die Gebiete hohen
Salzgehalts sich von Norden nach Süden und umgekehrt verschieben, so ist hierdurch ohne weiteres
eine zu große Zeichnung dieser Gebiete anzunehmen, indem auch die aus verschiedenen Jahreszeiten
stammenden Beobachtungen zur Zeichnung der Isohalinen benutzt werden müssen. So sind also bei dem
heutigen Stande unserer Kenntnis Schlußfolgerungen aus einer einzelnen Reise in Bezug auf Abweichun
gen von den normalen Verhältnissen nur in seltenen Fällen statthaft. Diese Reisebeobachtungen können
vielmehr nur zur Grundlage für spätere Arbeiten, die die jahreszeitlichen Änderungen und Schwankungen
in den einzelnen Jahren betreffen, dienen.
Es erscheint von Interesse-, auch beim Salzgehalt die Änderungen zwischen den einzelnen Beob
achtungen näher ins Auge zu fassen. In der Regel ist die Änderung gering, wie uns z. B. eine Be
trachtung der Einzelbeobachtungen vom 15. bis 25. Mai 1911 zeigt (vgl. Tab. im Abschn. 6 des Kapitels);
der Übergang von salzarmen zu salzreichen Gebieten erfolgt allmählich. Großen Einfluß auf
den Salzgehalt des Oberflächenwassers üben in vielen Fällen die starken tropischen Regengüsse aus,
namentlich dann, wenn sie bei ruhiger See eintreten. In unserer Tabelle finden wir am 6. VII. 1911 einen
Fall, wo der Salzgehalt nach heftigem Regen von 35.82 °/oo (um 6p) auf 34.33 “/oo (um 12p) zurückging
und am 7. VII. um 4a wieder auf 35.91 °l 00 hochschnellte. Vor Mitternacht herrschte Stille oder leiser
Luftzug aus Ost, während um '/• 2a der Wind auffrischte. Wenn die Beobachtung exakt ist, so würde
dies die größte Herabsetzung des normalen Salzgehalts durch Niederschläge sein, die bislang beobachtet
wurde. Aber auch wenn wir annehmen, daß diese Beobachtung nicht ganz einwandfrei ist (indem z. B.
Regenwasser in der zum Aufschlagen des Wassers benutzten Pütze vorhanden war), so finden wir bei
den Beobachtungen zwischen 6°N-Br. und 8° N-Br., also in der Kalmenzone, eine ganze Reihe von Salz
gehaltsänderungen, die auf den Einfluß des Regens zurückzuführen sind. Als Beispiel sei angeführt, daß
am 9. VII. von 6p bis 12p der Salzgehalt um 0.39 °/oo, am 11. VII. von 0a bis 4a um 0.54 °/ 00 , am 15. VII.
von 12a bis 4p um 0.62 °U infolge eintretenden Regens abnahm, während andererseits nach Beendigung
des Regens sich häufig eine Zunahme des Salzgehalts feststellen läßt (am 10. VII. um 8p, am 11. VII.
um 12a, am 14. VII. um 8p), die durch Mischung mit dem salzhaltigeren unterliegenden Wasser be
dingt wird.
Sehr große Änderungen des Salzgehalts in kurzer Zeit wurden beobachtet beim Übergang aus
dem Brasilstrom in den Falklandstrom (siehe Abschnitt 4 des Kapitels), sowie bei Annäherung an die
La Plata-Mündung, wo Sprünge von mehr als 1 %o innerhalb 4 Stunden auftraten. Die sprunghafte Ab
nahme des Salzgehaltes, verbunden mit gleichsinniger Temperaturänderung beim Übergang von der