W. B r e n n c o k c : Die ozeauograpiiisehen Arbeiten der Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912.
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Am Rande des Inlandeises — in der Vahsel-Bueht — wurden nur Tiefen von ca. 125 m bis 175 m
festgestellt. Die Temperatur des Bodenwassers hier war veränderlich; sie betrug in 175 m am 31. I. 1912:
—1.56°, in 150 m am 13. II. 1912: —1.02°, in 138 m Tiefe am 25. II. 1912: —1.23°. (Vergl. die Reihen
Nr. 62a bis 62c.) Hieraus dürfte hervorgehen, daß der wesentliche Faktor für die Bildung des Boden
wassers im Weddell-Meer nicht der Kontakt des Wassers mit dem Inlandeis oder Barriere-Eis ist, son
dern das Erkalten der Oberflächenschichten und ihr Absinken in die Tiefen auf der Flachsee des
W eddell-Meeres.
Der Salzgehalt am Boden der Tiefsee liegt zwischen 34.65 und 34.70 °/oo, ebenso in den Tiefen von
mehr als 400 m der Flachsee, nur Station 121 und 122 mit Tiefen von 1499 m und 558 m (am Nordhang
der Abböschung zur Tiefsee) weisen einen geringeren Salzgehalt, 34.60 und 34.57 °/ 00 , auf — sonst
herrscht völlige Gleichförmigkeit. In der Vahsel-Bueht ist das Bodenwasser infolge der geringen
Tiefenlage stark angesüßt, der Salzgehalt schwankt hier wie die Temperatur.
Die Dichte ist in den Tiefen der Weddell-See entsprechend Temperatur und Salzgehalt äußerst
gleichförmig: 1.02786 bis 1.02788. Auf der Flachsee finden wir am Boden dagegen einen erheblich
höheren Wert: 1.02797. Das schwere Wasser am Boden der Flachsee wird demgemäß dort, wo kein
abschließender Rücken vorhanden ist, in die Tiefen der Weddell-See abfließen und bei diesem Vor
gang infolge von Mischungsvorgängen, die seine Temperatur erhöhen, seine Dichte verringern.
Der Sauerstoffgehalt der Tiefsee beträgt im Weddell-Meer 5.4 bis 5.8 ccm, erheblich mehr als in
gleichen Tiefen im Südatlantischen Ozean, wo wir weniger als 5 ccm fanden; der Unterschied dürfte auf
Verbrauch durch Organismen oder durch Oxydationsprozesse auf dem Wege von höheren nach nie
deren Breiten zu setzen sein. Das Wasser auf dem Boden der Flachsee hat 6.9 ccm im Becken und
7.5 ccm in den geringen Tiefen der Vahsel-Bueht, was auf häufige Erneuerung durch Absinken des
Oberflächenwassers hinweist.