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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 2.
allgemeinen werden dann also die Sekundenstriche des Signals unterbrochen. Erfolgt die Schließung
des Kontakts während eines Signalstriches, so wird das Relais erregt und schließt den Stromkreis des
Chronographen, und zwar um die gesuchte Reaktionszeit des Relais später, als wenn der Uhrkontakt
direkt den Chronographen betätigt hätte. — Aus diesem Gedanken heraus ergibt sich die Methode. Für
ihre Anwendung ist es notwendig, daß die Schließung des Kontakts der Hilfsuhr während der Sekunden
striche des Signals erfolgt. Dies wird z. B. dann nicht der Fall sein, wenn zufällig der Moment des
Kontaktschlusses mit dem Anfang der Signalstriche zusammenfällt; in diesem Falle wäre der Stand der
Hilfsuhr ein wenig zu ändern. Man wird übrigens für die Bestimmung der Relaisverzögerung nur den
ersten Teil des Signals zu verwenden brauchen, etwa die Ankündigungszeichen xxx die beim
Nauener Signal ja im Sekundentempo gegeben werden, und dann wird man im allgemeinen, um die Striche
und insbesondere die Punkte des Signals zu registrieren, die Hilfsuhr ausschalten und den Empfänger
direkt mit dem Relais verbinden. Unter Umständen ist die Abschaltung der Uhr nicht nötig, nämlich
dann nicht, wenn ihr Kontakt zur Zeit der Abgabe der Zeichen, die registriert werden sollen, ohnehin
geschlossen ist. Überhaupt ergeben sich für die Durchführung der Methode viele Möglichkeiten, die im
wesentlichen von der Form und Art des jeweils verwandten Uhrkontakts abhängig sind. Die einzelnen
Fälle, die dabei auftreten können, brauchen hier nicht behandelt zu werden; die entsprechenden jeweils
nötigen Überlegungen sind leicht anzustellen. — Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß die
Anwendbarkeit der Methode sich nicht nur auf die im allgemeinen als „Relais“ bezeichneten Apparate
erstreckt; sie ergibt (vorausgesetzt, daß der Kontakt der Hilfsuhr an die richtige Stelle geschaltet wird)
die Reaktionszeit aller zwischen die Empfangsapparate und das Chronographenrelais (bezw. den Chrono
graphen selbst) geschalteten, nach dem Relaisprinzip arbeitenden Einrichtungen, mit deren Hilfe die Zeit
zeichen auf das Chronographenrelais (bezw. auf den Chronographen) übertragen werden.
Für die praktische Durchführung der Schaltung bestehen natürlich viele Möglichkeiten. Als Bei
spiel möge Schema III dienen. - Wir nehmen zunächst an, der Doppelumschalter S (statt dessen können
natürlich auch zwei einpolige Umschalter verwandt werden) habe die Stellung „rechts“ (ob, o'b'). Der
vom Empfangsapparat, durch D angedeutet, kommende Strom erreicht bei Klemme k, das Registrier
relais R, durchfließt die Spulen, verläßt das Relais bei k 2 , geht über a zum Uhrkontakt U und fließt von
dort (wir setzen voraus, daß U geschlossen ist) über o' b' nach D zurück. Durch den Strom werden die
Spulen von R erregt; der Relaiskontakt k schließt den Chronographen-Stromkreis. Der Stromverlauf ist:
Batterie B — Chronograph C — Umschalterschiene o b — Relaiszunge z — Kontakt k — Batterie B. Erfolgt
nun die Schließung von U während der Sekundenstriche des Signals, so wird der Moment des Kontakt
schlusses mit Hilfe des Relais R auf den Chronographen übertragen. — Hat S die Stellung „links“
oa, o'a'), so ist U direkt auf den Chronographen geschaltet; der Stromverlauf ist: B—C—o—a—
U—o'—a'—(k)—B. Die Differenz der den beiden Uhrvergleichungen entsprechenden Streifenablesungen
ist die Reaktionszeit des Relais R, wie sie für die Stärke des von D gelieferten Stromes jeweils gültig ist.
— Der bisher nicht erwähnte Umschalter S' gestattet D direkt auf R zu schalten; S' ist dazu nach rechts
zu stellen. In diesem Falle passiert der Strom den Uhrkontakt also nicht.
Praktisch würde sich bei Benutzung der vorgeschlagenen Schaltung die Signalaufnahme etwa
folgendermaßen gestalten:
I. ) Vor Beginn der xxx.... des Signals bekommt S' Stellung „links“, S Stellung ,,rechts“. Bei
den ersten Strichen der xxx.... wird geprüft, ob der Schluß von U während der Striche erfolgt; ist dies
nicht der Fall, so wird der Stand der Hilfsuhr entsprechend abgeändert. — Das Mittel der Ablesungen des
Chronographenstreifens sei aj.
II. ) Nach einer Anzahl von Strichen, etwa nach Beendigung der xxx...., wird S' nach rechts
gestellt, worauf man die Signale bis zum Ende registrieren läßt. (Unter Umständen ist, wie bereits
erwähnt, diese Umschaltung nicht erforderlich.) •— Das Mittel der den registrierten Signalzeichen ent
sprechenden Streifenablesungen sei s.
III. ) D wird abgeschaltet; S erhält Stellung „links“. U vergleicht sich direkt auf dem Chrono
graphen. Das Mittel der entsprechenden Streifenablesungen sei mit a 2 bezeichnet.