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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Kr. 1.
Süden zusatnmengeschoben sind, so beginnen die Felder sich unter- und übereinander zu schieben und
namentlich alles jüngere Eis zwischen sich zu Preßrücken zu zerstückeln. Derselbe Vorgang tritt aber
auch ein, wenn Geschwindigkeitsunterschiede in der Trift vorhanden sind, wenn sich z. B. ein Teil der
Eisfelder schneller bewegt als ein Teil der Felder, der sich vor ihm in gleicher Richtung bewegt. Dies
wird häufig der Fall sein, da der Wind über großen Gebieten nicht stets gleichmäßig und überall aus
derselben Richtung weht, sondern recht beträchtliche Unterschiede auf kurze Entfernungen, nament
lich beim Vorübergang von Tiefdruckgebieten, aufweisen kann. Diese Fernwirkung von Kräften tritt
besonders augenfällig in die Erscheinung, wenn an einem Ort Windstille herrscht und trotzdem mäch
tige Pressungen zwischen den Eisfeldern stattfinden. Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß benach
barte Eisfelder sich häufig mit verschiedener Geschwindigkeit nebeneinander bewegen, was sich schon
durch die verschieden große Angriffsfläche, die sie dem Wind bieten, leicht erklärt. Diese Geschwin
digkeitsunterschiede zwischen benachbarten Feldern sind oft zu beobachten, wenn die Felder sich etwas
von einander entfernt haben. Werden solche sich mit verschiedener Geschwindigkeit nebeneinander
bewegende Felder zusammengepreßt, so reiben sich die Gleitflächen der Felder unter Aufwerfung
von Preßhügeln und können größere Drehungen der Felder bewirken, die sich für die Beobachtungs
tätigkeit als recht störend erweisen (z. B. bei der Beobachtung und Registrierung der Windrichtung).
Die nachfolgenden Untersuchungen beschäftigen sich mit den Beziehungen zwischen Trift und
Wind, zu deren Ermittlung zwei gänzlich verschiedene Verfahren angewandt wurden. Einerseits er
folgte die Ableitung der Beziehungen zwischen Trift und Wind durch Vergleiche des Trift- und Wind
weges zwischen zwei Ortsbestimmungen, anderseits durch Vergleiche von Augenblicks-Werten des
Windes und der Trift, wobei letztere durch Messungen mittels eines Ekman’schen Strommessers er
mittelt wurden. Da, wie oben ausgeführt wurde, die Bewegung des einzelnen Eisfeldes nicht immer
nur von dem augenblicklichen und dem am Ort herrschenden Winde abhängig ist, so können sich
die gesetzmäßigen Beziehungen nicht in den Einzelwerten, sondern nur in den Mittelwerten ausprägen,
was bei der Betrachtung der die Einzelwerte enthaltenden Tabellen A und B zu beachten ist.
2. Die Ermittlung der Beziehungen zwischen Trift und Wind aus den astronomischen Bestimmungen
der Trift und den stündlichen oder 2-stündlichen Angaben über Windrichtung und Windgeschwindigkeit.
In den Spalten 1 bis 3 der diesem Kapitel beigegebenen Tabelle A sind sämtliche von dem
Navigationsoffizier des Schiffes, Herrn Johannes Müller, während der Trift ermittelten astro
nomischen Bestimmungen des Schiffsorts enthalten, auf deren Bestimmung Herr Müller große Sorg
falt und viel Mühe verwandt hat. In den meisten Fällen wurden die Messungen unter Zuhilfenahme
eines Theodoliten ausgeführt, so daß den Positionswerten volles Vertrauen entgegengebracht werden
kann. Die Spalten 4 bis 6 enthalten sodann die ans den astronomischen Bestimmungen für die zwischen
zwei Bestimmungen liegende Zeit ermittelten Richtungen und Geschwindigkeiten der Trift vom 8. IH.
bis 25. XI. 1912. Die Richtung ist rw. in Graden, von 0° (Norden) über Osten zählend, die Geschwindig
keit in cm/sec angegeben. Der zwischen zwei astronomischen Beobachtungen liegende Zeitraum be
trägt meist 24 \ zuweilen, wenn der Himmel bedeckt war, auch 2, 3 oder mehr Tage, wie aus der Tabelle
zu ersehen ist. Wenn die Trift von einem Tage zum andern nur gering gewesen ist, so ist die Ge
nauigkeit, namentlich der Richtung der Trift, herabgemindert. Es wurde aber doch für richtig ge
halten, jede einzelne gegebene Position zu verwerten, um möglichst viele Einzel - Zeiträume mit ver
schiedener Geschwindigkeit zur Ableitung der Mittelwerte zur Verfügung zu haben.
Für den gleichen Zeitraum, für den jeweils die durchschnittliche Richtung und Geschwindigkeit
der Trift ermittelt wurde, wurde auch die durchschnittliche Richtung und Geschwindigkeit des Windes
bestimmt. Hierzu dienten stündliche 1 ) Windwerte, die mir von dem Meteorologen der Expedition, Herrn
i) Während der Nachtstunden laKcn znm Teil nur SHündliche Beobachtungen vor, aus denen die Stnndenwerte
interpoliert wurden.