W. Brenneeke: Die ozeanographischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 191
Fig. 39.
Große Eispressung in der Nähe des Schiffs.
Phot. C. Heyneck
Den ganzen Winter hin
durch kämpfen die Eisfelder
gegeneinander, das Kampffeld,
die Berührungsfläche der Eis
felder, wird dabei infolge Bil
dung neuer Risse in der Eis
decke stetig verlegt. Am
Schluß des Winters war es in
der Umgebung des Schiffes
schwer, eine Stelle zu finden,
wo seit der ersten Bildung der
Eisdecke keine Pressung statt
gefunden hatte, das Eis also
von Beginn seiner Bildung im
März an unverändert dalag.
(Vergl. Fig. 40.) Wohl fanden
sich glatte ebene Flächen in
der Umgebung, aber dies waren Waken, die sich zu ganz verschiedenen Zeiten wieder mit Eis bedeckt hatten.
Man kann nun annehmen, daß die Vorgänge im ganzen Gebiet des Weddell-Meeres ähnliche ge
wesen sind. Überall werden im Laufe des Winters die Eisfelder zusammengepackt worden sein, überall
werden sich zeitweise große Waken gebildet haben, die sich dann wieder zusammenschoben oder mit
Jungeis bedeckten, das dann seinerseits wieder Pressungen unterlag. Da, wo Eisberge im Meereis ein
geschlossen wurden, ist in der Regel die Zertrümmerung der ursprünglichen Eisdecke eine besonders
große, weil in der Umgebung der Eisberge die Meereisfläche durch Bewegungsdifferenzen zwischen
Eisberg und Meereis häufig zusammengepreßt wird. Die Eisberge wurden, so weit unsere Beobachtungen
reichen, während eines großen Teiles des Winters vom Meereis mitfortgeführt und änderten ihre Lage
zum Schiff nicht. Erst im September, als sich überall in der weiteren Umgehung des Schiffs große
Waken bildeten, fingen die in der Entfernung sichtbaren Eisberge an, ihre Lage zum Schiff zu ändern
und sich dem Schiff bedeutend zu nähern. Kleine Eisberge trafen wir im November-Dezember, als
sich das Schiff durch Feldeis
nach Norden durcharbeitete, noch
in vollständig festem Verband
mit dem umgebenden Meereis an.
Die Ursache für die Pressun
gen, die mit ungeheurer Gewalt
vor sich gehen und Eisblöcke
von über 1 m Stärke spielend
iibereinandertürmen, ist nicht in
den augenblicklich an Ort und
Stelle wehenden Winden zu
suchen, sondern meist in räum
lich weit entfernten Gebieten.
Wenn die durch den Wind
wie ein Fahrzeug vorwärts ge
triebenen Eisfelder keinen Spiel
raum haben, sei es, daß der Wind
lange aus östlicher oder nörd
licher Richtung geweht hat, so
daß alle Waken im Westen und
Fia. 40.
Pilot, c. IJ.-vi
Dag Eis in der Umgebung des Schiffs. (Im Hintergrund Eisberge und Wake.)