\V. I’. riMi i] i c k e : Die ozeanofrrapliischeii Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 195
Kapitel VIII.
Die Trift der „Deutschland“ im Eis der Weddell-See.
(Hierzu Tafel 15.)
1. Allgemeines.
Am 4. März 1912 verließ die „Deutschland“ die Vahsel-Bucht am Inlandeis, um Süd-Georgien als
Überwinterungshafen anzulaufen, falls es nicht gelingen sollte, weiter nordöstlich am Inlandeis eine
gegen Eispressungen und Eisberge geschützte Bucht aufzufinden. Schon am 4. März bemerkte man,
daß das Meer, dessen Temperatur durchweg auf -—1.8° gesunken war, im Begriff war, zu gefrieren.
Überall bildete sich Pfannkucheneis von Tellergröße (vergl. Fig, 37 u. 38), das die Fahrt des Schiffes
mehr und mehr hemmte, so daß die „Deutschland“ in der Nacht vom 5. zum 6. März in 73°57'S-Br„
30° 34' W-Lg. festkam. In den folgenden Tagen wurden noch verschiedene Versuche gemacht, mit dem
Schiff weiter nach Norden vorzudringen, aber vom 8. März an mußten diese als aussichtslos aufgegeben
werden. Hiermit begann die Trift der „Deutschland“ im Eis der Weddell-See, die erst mit der Spren
gung des Schiffs aus der es einschließenden Eisscholle am 26. November 1912 ein Ende fand.
Die Dauer der Trift umfaßt 263 Tage; während dieses Zeitraums ist die „Deutschland“ mit der
Scholle, die sich in den ersten Tagen nach dem Festkommen des Schiffs um dieses bildete, von 73° 43’S-Br,
31° 6'W-Lg. nach 63°37'S-Br, 86° 34'W-Lg. geführt worden. Berechnet man die Länge des Triftweges
nach den einzelnen festgelegten Positionen, so ergibt sie sich zu 1507 Sm, was einer durchschnittlichen
Trift-Geschwindigkeit von 5.7 Seemeilen im Etmal entsprechen würde. Die wirkliche Länge des Trift
weges, und damit auch die durch
schnittliche Geschwindigkeit der
Trift, ist aber etwas größer, da die
Trift zwischen zwei Positionen,
die häufig mehrere Tage ausein
ander liegen, in vielen Fällen
nicht geradlinig gewesen ist, son
dern entsprechend der veränder
lichen Windrichtung im Zickzack
kurs verlaufen ist. So liegt die
wirkliche Durchschnittsgeschwin
digkeit der Trift sicher über 6 Sm
im Etmal.
Die Bewegung der Trift war
vom 8. März bis zum 7. Mai nach
Westnordwest, vom 7. Mai bis
zum 31. August nach Nord, im
September nach Ost und im Ok
tober und November wieder vor
wiegend nach Nord gerichtet. Die
Bewegung erfolgte in mannig
fachen Zacken und Schleifen und
mit sehr wechselnder Geschwin- y ' g '
digkeit, Und inan konnte bald er - Das Anfangsstadinm des Gefrierens der Meeresoberfläche.
Pliot. E. Barhovv