Skip to main content

Full text: 39, 1921

lo 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Kr. 1. 
gerammt, daß beim Versuch, den Draht einzuholen, dieser brach. Die einzige Möglichkeit, in solchem 
Fall einen Drahtbruch zu vermeiden, besteht nach unseren Erfahrungen darin, dasSchiff langsam treiben 
zu lassen, wodurch zuweilen die Schlammröhre frei kommt, so daß nach einiger Zeit ohne Schwierigkeit 
eingehievt werden kann. Die Geschwindigkeit des Einhievens nimmt man praktisch nicht zu groß; 
45 Sekunden für 100 m hat sich bei uns als gute Einhievsgeschwindigkeit erwiesen. 
Bei der Lucas-Maschine kommt es vor — allerdings selten, wenn der Draht nicht gut geleitet wird, 
— daß Buchten von der Trommel seitlich abgerutscht sind und sich durcheinander geschoben haben, so 
daß mitten in der Lotung der Auslauf stoppt, da der Draht nicht klar ist. Meist ist es vergebene Mühe, 
ihn mit dem großen, auf ihm lastenden Zug klarieren zu wollen. Um nicht die Instrumente zu verlieren, 
belegt man den ausstehenden Draht durch zwei Feilkloben, die binnenbords befestigt werden, und 
schneidet sodann den Draht dicht an der Trommel ab. Jetzt ist es leicht, die hindernden Buchten zu ent 
fernen und dann die Enden wieder aneinander zu spleißen, so daß die Lotung beendet werden kann. 
Wir haben solche Notspleiße mitten in der Nacht ausgeführt, erforderlich ist nur, daß stets das not 
wendige Handwerkszeug: kombinierte Beiß- und Flachzange, Feilkloben und dünner Draht sowie als 
Nachtbeleuchtung ein Sternenbrenner zur Stelle ist. 
Nach meinen Erfahrungen ist es am besten, wenn stets ein und dieselbe Persönlichkeit die Lo 
tungen ausführt. Auf der deutschen antarktischen Expedition wurden die Lotungen fast ausnahmslos 
von mir ausgeführt, während das Einhieven meist unter Leitung des Ingenieurs Heyneck erfolgte, 
und Dr. Heim mich durch Feststellung der Ablaufsgeschwindigkeit unterstützte. 
Die Lotungen im Treibeis gestalteten sich einfach, da wir zwischen den Schollen oder Feldern 
immer spiegelglatte See hatten, so daß die Bedienung der Maschine sehr leicht war. Der Lotdraht mußte 
gut frei von den Schollen gehalten werden, in die er sich einschnitt und die er oft völlig durchsägte. Bei 
einer unserer letzten Lotungen, bei der das Schiff stark trieb, erlitten wir durch Einschneiden des 
Drahts in eine Scholle einen Verlust der Instrumente, da es bei der herrschenden Dunkelheit nicht 
möglich war, den Draht aus der Scholle zu befreien und den Vorlauf mit Instrumenten an Bord zu 
nehmen. Bei den niedrigen Temperaturen während dieses Teiles der Fahrt mußte die Maschine mög 
lichst ölfrei gehalten und von dem anhaftenden öl durch Benzin befreit werden. (Über die Lotungen 
während der Trift siehe den nächsten Abschnitt.) 
Lotspindeln und Schlammröhren. Wie auf der Reise mit „Planet“ haben sich wieder die Sigsbee- 
Lotspindeln ausgezeichnet bewährt. Um längere Grundproben zu erhalten, wird die Buchanan - Lot 
spindel empfohlen. Unsere Versuche hiermit haben ergeben, daß einmal das Gewicht nicht abgefallen 
war, und daß ein anderes Mal die Schlammröhre so fest im Grund saß, daß beim Einhieven der Draht 
brach. In anderen Fällen hat die Lotspindel gut funktioniert, aber auch keine längere Probe herauf 
gefördert als die Sigsbee-Lotspindel. Wir haben bei einem Versuch mit Buchanan-Lotspindel und l'A m 
langer Schlammröhre eine Grundprobe von nur 20 cm Länge erhalten, während die durchschnittliche 
Länge der Proben 30 bis 40 cm und die größte Länge 51 cm betrug, die meist mit Schlammröhren von 
S U m Länge und 3 A Zoll Weite gewonnen wurden. Die längsten Proben erhält man nach unserer Er 
fahrung, wenn das Lot mit großer Geschwindigkeit den Meeresboden erreicht, jedoch ist hierbei die 
Gefahr groß, daß die Schlammröhre zu fest in den Ton eingerammt wird, so daß beim Aufhieven der 
Draht bricht. Um die Probe gut aus der Schlammröhre mit dem Stempel heraus zu drücken, haben wir 
mit Vorteil eine ca. 5 mm starke Gummischeibe (Teil eines Gummistopfens) verwandt, der genau der 
lichten Weite der Röhre entsprach. Auf geringeren Tiefen, wie bei St. Paul, haben wir mit Vorteil 
die Grundzange von Leger verwandt. So wie die Grundzange geliefert wird, ist sie allerdings 
für Tiefen von einigen 100 Metern unbrauchbar, da sie zu leicht ist. Wir beschwerten sie durch 10 kg 
Bleigewicht und haben mit ihr bis aus 800 m Tiefe Proben herauf gefördert. 
Sigsbee-Sehöpfer. Um Wasser aus den tiefsten Schichten des Meeres zu erhalten, benutzten wil 
den Wasser schöpf er nach Sigsbee in zwei Größen von 'A 1 und 11 Inhalt, der neben der schon früher
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.