W. Brenn ecke
Die ozeauograpliisehen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. Kt;-}
2.—4. Mai. Aber der Verlauf der beiden Kurven an den andern Tagen ist so ähnlich, daß eine Beein
flussung der Temperatur in 800 m Tiefe durch den Luftdruck wohl nicht von der Hand zu weisen ist.
Es ergibt sich, daß mit fallendem Luftdruck häufig ein Sinken der Temperatur in 300 m Tiefe zu ver
zeichnen ist und umgekehrt. Das Sinken der Temperatur in 300 m wäre als Folge verstärkter Zufuhr
kalten Wassers vom Schelf anzusehen, da dies eine größere Mächtigkeit der kalten Oberflächenschicht
am Beobachtungsort bedingen würde. Daß diese Aspiration kalten Wassers in das Gebiet niedrigen
Luftdrucks nicht klar bei allen Beobachtungen zu Tage tritt, liegt wohl daran, daß der Luftdruck am
Beobachtungsort allein nicht maßgebend ist, sondern die gesamte Luftdruckverteilung über einem
größeren Gebiet, die uns nicht bekannt ist.
5 m
Reihe 66 -1.87
Reihe 67 -1.86
100 m
-1.78
-1.73
200 m
-1.74
-1.43
300 m 400 m
-1.20 -0.28°
-0.24 0.48°
Gruppe II: Drei Mal am Tage an ge stellte Beobachtungen in 300 m Tiefe,
umfaßt den Zeitraum vom 5. Mai bis zum 5. Juni 1912; das Schiff vertrieb während dieser Zeit von 72° 22'
S-Br. 41°48'W-Lg. nach 71°9'S-Br., 42°55'W-Lg., also in nordwestlicher Richtung. Zu Beginn und
Ende dieser Gruppe liegen die beiden Reihenmessungen 66 und 67, die folgende Temperaturanordnung
in den oberen Schichten ergaben.
Die Trift hat sich im Laufe des Mai vom Schelf
plateau bedeutend entfernt, die Tiefen haben um
rund 900 m zugenommen. Die warme Zwischenschicht
befindet sich Anfang Juni in geringerer Tiefe als
Anfang Mai, so daß Anfangs- und Endpunkt unserer Temperaturkurve um etwa 1° C auseinander
liegen (verg). Abb. 5 Tafel 12). Die Temperaturkurve der Gruppe II unterscheidet sich wesentlich von
derjenigen der Gruppe I, da sie auf dreimal täglich (8)4 a, VA p und 5)4 p) ausgeführten Beobachtungen
beruht und ihr Verlauf infolgedessen ein bedeutend unruhigerer ist als bei Gruppe T. Aber auch in
anderer Hinsicht weicht die Temperaturkurve II von I ab. Die Kurve der Gruppe II gliedert sich in
zwei Abschnitte; als ersten können wir die Zeit vom 5. bis 25. Mai nehmen, als zweiten Abschnitt die
Zeit vom 25. Mai bis 5. Juni. Die Temperaturen des Anfangs- und Endpunktes des ersten Abschnittes
sind angenähert die gleichen. Sehen wir von allen kleinen Zacken der Kurve ab, so ergibt sich ein
Maximum der Temperatur in der Mitte des ersten Zeitabschnitts und je ein Minimum am Anfangs- und
Endpunkt. Im zweiten Abschnitt der Kurve steigt die Temperatur zu Beginn stark an und schwankt dann
um eine Mittellage in Höhe der Maximalwerte des ersten Kurvenabschnitts. Wie bei Gruppe I sind auch
bei Gruppe II die gleichzeitig beobachteten Werte des Luftdrucks und Windes in Kurven eingetragen.
Vergleicht man die Luftdruckkurve mit der Temperaturkurve für 300 m, so ergibt sich folgendes: Im
ersten Abschnitt der Kurven zeigt sich, daß die Luftdruckschwankung derjenigen der Temperatur ähnelt,
weniger in Einzelheiten (wie bei den früher erörterten Beobachtungen im April) als im allgemeinen
Verlauf, während die Kurven im zweiten Abschnitt keine Ähnlichkeit aufweisen, ja bei den größten
Schwankungen Luftdruck und Temperatur in 300 m Tiefe ein entgegengesetztes Verhalten zeigen. Da
der erste Abschnitt der Kurven noch in größerer Nähe des Schelfs liegt, während im zweiten Abschnitt
die Entfernung vom Schelf sich stetig vergrößert, so bestätigt dies unsere an der Hand der Kurven von
Gruppe I geäußerte Vermutung, daß durch den niedrigen Luftdruck in der Nähe des Schelfs das hier
lagernde kalte Wasser die Tiefenlage der warmen Schicht beeinflußt. Die der Gruppe II beigefügten
Windbeobachtungen lassen keinen Zusammenhang mit den Temperatur-Schwankungen in 300 m Tiefe
erkennen. *
Gruppe III: Beobachtungen in 300 m, 200 m und 150 m Tiefe um 9a, umfaßt den
Zeitraum vom 6. Juni bis 5. August. Die Ortsveränderung des Schiffes, namentlich in Breite, ist recht
beträchtlich, es triftete in dieser Zeit von 71° 9'S-Br. 42°55'W-Lg. bis etwa 67° 10'S-Br., 44°W-Lg., also
4 Breitengrade in nördlicher Richtung. Die Temperaturverteilung in den Oberflächenschichten zu
Beginn, in der Mitte und nach Schluß
der Beobachtungen der Grnnne TTT ® ra_ 100 in 150 m 200 m 300 m 400 m
der Beobachtungen der Giuppe 111 Reilie 67 (6 VI > 71 * s-Br.) -1.86 -1.73 -1.63 -1.43 -0.24 0.48°
ersieht man aus den Reihen 67, Reihe 68 (8. VII., 69‘/*° S-Br.) -1.85 -1.66 >1.57 -1.15 0.24 0.39°
68 und 69. Reihe 69 (7. VIII., 66 s /i° S-Br.) -1.77 -1.74 -0.25 0.33 0.66 0.61°