W. Brennecte: Die özeanoerapliischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 145
darüber läßt sich heute aus Mangel an genügendem Tatsachenmaterial zu verschiedenen Jahreszeiten
und aus den verschiedenen Gebieten der Ozeane nichts Sicheres sagen. Unsere Beobachtungen aus den
mittleren Breiten des Südatlantischen Ozeans entfallen meist auf den Monat August, also auf die Zeit des
Südwinters, nur die Beobachtungen zwischen Buenos Aires und Süd-Georgien (Reihe 47 bis 52) auf den
Oktober, so daß schon hierdurch das Fehlen einer Sprungschicht unter der Oberfläche im Südatlantischen
Ozean erklärt wird. Es sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß Isothermen und Isopyknen im Nord-
atlantischen Ozean unter sehr kleinem Winkel gegen die Oberflächenschicht geneigt sind, während sie
im Südatlantischen sich steil bis zur 75 m- oder 100 m-Schicht von der Oberfläche absenken und erst in
gewisser Tiefe sich annähernd horizontal stellen (vergl. Tafel 4 und 6). Oberflächenwasser, welches im
Sommer im Nordatlantischen Ozean nach Norden geführt wird und hier durch Abkühlung eine größere
Dichte erlangt, wird daher dicht unter der Oberfläche mit einer Bewegungsrichtung nach Süden absinken,
während das Oberflächenwasser im Südatlantischen Ozean im Winter bei Vergrößerung seiner Dichte
zunächst bis etwa 100 m Tiefe absinkt und erst dam die Tendenz hat, sich entsprechend dem Verlauf
der Isopyknen äquatorwärts zu bewegen. Daß wesentliche Unterschiede zwischen den die Oberflächen-
Schicht unterlagernden Schichten des Nord- und Südatlantischen Ozeans der mittleren Breiten zur Zeit
unserer Beobachtungen bestanden, zeigen auch die Beobachtungen des Sauerstoffgehalts (vergl. Tafel 7
und 8). Auffällig ist hier namentlich in 0 m bis 100 m Tie fe das keilförmige Vordringen der Sauerstoff
linie von 5.0 und 5.5 ccm im Nordatlantischen Ozean, was die Zufuhr von sauerstoffreichem Wasser aus
der Oberflächenschicht der höheren' Breiten bestätigt. Weitere Untersuchungen über diese Fragen,
namentlich der Bewegung des Wassers unterhalb der Oberflächenschicht, erscheinen dringend notwendig.
Die Lage und Ausdehnung der tropischen Sprungschicht wird gut durch das
von der Linie At = 1.0° umschlossene Gebiet unseres Schnitts und (noch besser) durch die fett gedruckten
Zahlen der Tabelle (Seite 146/47) veranschaulicht. Um einen Vergleich mit den Ergebnissen der Unter
suchungen anderer Expeditionen im Atlantischen Ozean zu ermöglichen, gebe ich folgende Zusammen
stellung, die zum Teil mit auf den von Schott im „Valdivia“-Werk gegebenen Tabellen beruht. 1 )
Die gewonnenen Zahlen
über die Sprungschicht sind
natürlich abhängig von den
Tiefenstufen, in denen die ein
zelnen Expeditionen beob
achtet haben. Immerhin ist es
auffällig, daß die Tiefen
lage der Sprungschicht bei
„Deutschland“ so beträchtlich
größer ist als bei den anderen
i “Expeditionen und daß, wie
die Tabelle von At der „Deutschland“ - Beobachtungen lehrt, das Vorkommen der Sprungschicht in
150—200 m Tiefe kein Einzelfall ist, sondern mehrfach beobachtet, wurde. Eine Erklärung hierfür ist
wohl in der Lage des Reisewegs der „Deutschland“ in den Tropen zh suchen, die bedeutend westlicher ist
als die Lage der Reisewege der andern Expeditionen. Dies führt zu dem Schluß, daß der Auftrieb in der
Nähe der afrikanischen Küste in der tropischen Zone näher an die Oberfiäehenschicht reicht als weiter
westlich, dort, wo „Deutschland“ die Auftriebzone kreuzte. Die Tabelle der At für 10 m Tiefenänderung
für alle „Deutschlands-Beobachtungen lehrt, daß die Tiefenlage der Sprungschicht am geringsten in der
Guinea-Gegenströmung (Reihe 23 und 24) ist, sie reicht hier bis in. die Schicht von 50—75 m, was gut zu
der im Osten im Guineastrom beobachteten Tiefenlage paßt. Die Höchstwerte von At wurden nördlich
und südlich von Reihe 23 und 24 in der 75—100 m - Schicht beobachtet, sie schließen sich in der Größen
ordnung gut an die von anderen Expeditionen festgestellten Werte an. Die Ausdehnung der Sprung-
Schiff
Bereich der tropischen
Sprungschicht
Größte beobachtete
Tiefenlage
Höchster beobachteter
Wert für At für 10 in
Tiefe: minderen?
„Valdivia"
17°
S — 10° S
75 m — 100 m
2.2 s
„Planet“
12’
N — 22“ S
75 zu — 100 ib
4.2°
,,Movve“
18°
N — li 9 S
50 >n — 75 ju
4.08°
„Deutschland“
13°
N — 10 1 S
150 m — 200 m
3.2“
„Challenger“
13°
\ T — 3’ s
75 m — 100 m
3.2“
„Buccaneer“
8°
N — 6° S
100 m — .125 111
2.96 3
1) Vergi. S. 179 und 180.