\V. Br en necke: Die ozeanographischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912,
i
Sammeln der Wasserproben war ein besonderes Gestell neben
dem Arbeitsplatz gebaut, das eine größere Anzahl heraus
ziehbarer Kästen zur Aufnahme der Flaschen enthielt. Zur
Aufnahme der verschiedensten Materialien dienten die
Schränke unter dem großen Arbeitstisch, der die Mitte des
Laboratoriums einnahm und oben mit hohen Schlingerleisten
eingefaßt und in Fächer geteilt war, so daß hier auch bei See
gang Instrumente sicher fortgestellt werden konnten.
Die Erwärmung des Laboratoriums im Eis geschah
durch einen kleinen Ofen, der mit Leichtigkeit die Tem
peratur über Null hielt. Da iin Winter der im Laboratorium
befindliche Niedergang den einzigen Zugang zum Mann
schaftslogis bildete und durch das öffnen der Türen viel
kalte Luft eindrang, wurde der Niedergang später noch durch
ein besonderes Schott vom Laboratorium abgetrennt.
Viel Schwierigkeiten bereitete die Wahl eines Platzes
für die Aufstellung der ozeanographischen Maschinen. Die
beiden Lucas-Lotmaschinen, verbunden mit einer schnell- “—* ■ ■—! 5 ? m
laufenden Dampfmaschine, fanden ihren Platz an der Steuer- Eig. 8. Raumverteilung im Laboratorium.
bord-Reling vor der Brücke auf dem Halbdeck. Der Platz war insofern geeignet, als der Offizier auf
der Brücke stetig den auslaufenden Draht im Auge behalten konnte und hiernach mit dem Schiff
manövrieren konnte; Schwierigkeiten machte hingegen die Befestigung der Instrumente am Vorlauf und
die Hinuntergabe des schweren Lotes, die indessen durch Anbringung eines Davits überwunden wurden.
Die ozeanographische Winde zum Versenken der Wasserschöpfer etc. wurde auf dem Hauptdeck
zwischen Laboratorium und Fockmast aufgestellt. Dies hatte den Vorteil, daß gleichzeitig gelotet und
biologisch gearbeitet werden konnte, da die Entfernung zwischen den beiden Winden etwa 25 m betrug;
sehr hinderlich war dagegen, daß man von der Brücke aus meist nicht sehen konnte, wie vorn die
Drahtlitze ausstand und kein direkter Verkehr zwischen Brücke und Winde möglich war. Auch stand
die Winde ihres großen Gewichts wegen mittschiffs, so daß die Führung der Drahtlitze erschwert war.
Es ist nun noch einiges über die Eignung des Schiffs zu Tiefsee - Arbeiten zu sagen. Meine
früheren Arbeiten hatte ich 1906/07 auf SMS. „Planet“, einem kleinen 2-Schrauben - Dampfer, ausge
führt; hier war es fast immer gelungen, durch Manövrieren mit beiden Schrauben einen Drahtwinkel der
Litze von weniger als 30° zu erzielen. Das Arbeiten auf der „Deutschland“ gestaltete sich bei weitem schwieri
ger. Die ersten Versuche zwischen dem Kanal und den Azoren, bei denen back gebraßt und das Schiff so
gelegt wurde, daß der Wind einige Strich von Steuerbord einkam, ergaben allerdings gute Resultate,
indem der auslaufende Draht nur wenig von der Senkrechten abwioh und nur in vereinzelten Fällen
von der Schraube Gebrauch gemacht werden mußte. Auf der Reise Azoren—Pernambuco, wo zeitweise
nur gesegelt wurde und nur der kleine Kessel in Betrieb war, vertrieb das Schiff zeitweise sehr stark,
so daß die Drahtlitze unter großem Winkel ausstand. Hiergegen half alles Manövrieren mit den Segeln
nichts, ja in der Äquatorial-Region haben wir auch mit Gebrauch der Schraube oft große Schwierig
keiten gehabt, gute Drahtwinkel zu erzielen. Je länger wir arbeiteten, um so besser gelang es, das
Schiff gut zu halten; meist wurde das Schiff auf den Wind gelegt und stetig langsame Fahrt voraus
gegangen, je nach Bedürfnis konnte dann die Maschine eine Zeitlang gestoppt, oder es konnte auch
bei stärkerem Wind mit mehr Umdrehungen vorausgegangen werden. Das Schiff selbst lag bei
schwerer See bedeutend besser als ein Dampfer, so daß dies die ozeanographischen Arbeiten erleichterte.
3. Die Ausrüstung mit Instrumenten, Technische Erfahrungen.
Für die Ausrüstung zukünftiger Expeditionen erscheint es zweckmäßig, die Erfahrungen, die mit
den einzelnen Instrumenten und Maschinen auf unserer Expedition gemacht worden sind, in einiger Breite