IBO
Aus dom Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1.
nach der (durchschnittlich) 100 m-Tiefe in niederer Breite, eine Erscheinung, die wir in der das Ober
flächenwasser unterlagernden Schicht hohen Salzgehalts kennen lernten. In den Breiten nördlich
von 40° N-Br. und südlich von 30° S-Br. sinkt das Oberflächenwasser zu größerer Tiefe als 200 m ab, die
Isopyknen senken sich hier zunächst auf 600 m bis 1000 m Tiefe nach niederen Breiten ab, aber schon
in etwa 35° Breite in 1000 m und 800 m, in 25° Breite in etiva 500 m und in 15° Breite in geringeren Tiefen
macht sich eine Aufwölbung der Isopyknen gegen das Gebiet geringster Dichte in den Tropen geltend.
In diesem Ansteigen der Isopyknen gegen den Äquator haben wir eine Wirkung des Auftriebs zu sehen,
eine Hebung des Tiefenwassers infolge des Drucküberschusses in höheren Breiten.
Überblicken wir die Tatsachen, die wir aus dem Dichte-Schnitt ableiten konnten, so sehen wir,
daß der Verlauf der Isopyknen in Einklang steht mit der Verschiebung der Wassermassen, wie wir sie
aus dem Temperatur- und Salzgehalt-Schnitt ableiten konnten. Ob bei einer rechnerischen Ableitung
der Wasserbewegungen aus dem Verlauf der Druckflächen ein tieferer Einblick in die Zirkulation
gewonnen werden kann, mag dahingestellt bleiben, meines Erachtens bedürfen wir hierzu nicht nur
eines Meridionalschnitts, sondern auch zahlreicher Querschnitte durch den Ozean.
4. Die vertikale Verteilung des Sauerstoffgehalts im Atlantischen Ozean.
(Hierzu Tafel 7 und 8.)
A. Beispiele für die vertikale Verteilung des Sauerstoffs im Atlantischen
Ozean.
Die guten Ergebnisse, die die von mir auf der Forschungsreise S. M. S. „Planet“ 1906/07 ausge
führten Bestimmungen über den Sauerstoffgehalt des Meereswassers gezeitigt hatten 1 ), haben mich ver
anlaßt, diesem Element auch auf der „Deutschland“-Fahrt besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Da
der Sauerstoffgehalt mit geringen Ausnahmen bei allen Reihenmessungen neben Temperatur und Salz
gehalt der einzelnen Tiefen mit bestimmt wurde, so ist das zur Erörterung stehende Beobachtungs
material bedeutend reichhaltiger als das „Planet“-Material, bestätigt aber dieses in allen wesentlichen
Zügen.
Neben dem Sauerstoffgehalt in ccm pro Liter wurde im „Planet“-Werk immer auch das Sätti
gungsdefizit des Sauerstoffs gegeben, also diejenige Menge, die an dem bei der vorhandenen Temperatur
und dem vorhandenen Salzgehalt möglichen Maximum des Sauerstoffs (bei dem Druck von einer Atmo
sphäre) fehlte. Bei der „Deutschland“ - Bearbeitung habe ich den von der internationalen Meeres
forschung eingeführten Ausdruck des Sättigungsverhältnisses oder der Sättigungsprozente des Sauer
stoffs gewählt, der angibt, wieviel Prozent der Sättigungsmenge jeweilig vorhanden waren. (In ein
zelnen Fällen wird in der Oberflächenschicht Übersättigung — bis 120 % — gefunden, was entweder
auf Anreicherung von Sauerstoff durch vegetabiles Plankton oder auf Temperaturschwankungen des
Oberflächenwassers zurückgeführt werden kann.) Die Angabe des Sättigungsverhältnisses neben der
gefundenen Sauerstoffmenge ist notwendig, da der Sauerstoffgehalt einer Schicht Änderungen durch
die Lebensfunktionen von Organismen oder durch Oxydationsvorgänge im Meer unterliegt. Unter der
Annahme, daß sich Temperatur und Salzgehalt des betreffenden Wassers seit seiner Entfernung von
der Oberfläche des Meeres nicht wesentlich geändert haben, gibt uns das Sättigungsverhältnis einen
Ausdruck für die Zeit, die seit der Entfernung des Wassers von der Meeresoberfläche verflossen ist,
da wir voraussetzen dürfen, daß in den Schichten unterhalb 200 m Tiefe die Absorption von Sauerstoff
ziemlich gleichmäßig sein wird. 2 ) Jedenfalls bietet die Verteilung des Sauerstoffs im Meer ein weiteres
Hilfsmittel zum Studium der Vertikalzirkulation des Meeres.
i) Vergi. „Planet“. Weit, Btl. III, Ozeanographie, S. 76—78 and Tafel 22 und 23.
-) Vergl. die Ausführungen von Jakobson in Medd. fra Komm, for Havundersogelscr, Serie Hydrografi, 1916,
Bd. II, Nr. 5, S. 9/10.