120
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1.
0 m bis 200 m Tieie, eine geringe Zunahme von 200 m bis 1000 m, eine stärkere von 1000 m bis 1500 m.
Alle Salzgehalts-Werte von 150 m bis 1500 m Tiefe sind 46° S-Br. niedriger als in den übrigen Breiten
zonen des Nord- wie Südatlantischen Ozeans! Hier bildet sich der subantarktische Tiefenstrom durch
Absinken kalten, salzarmen Wassers aus den Oberflächenschichten der benachbarten höheren Breiten,
worauf bei der Erörterung des Salzgehalt-Schnitts noch zurückzukommen ist.
Polarer Typus. Die Salzgehaltsschichtung auf 61° S- und 76° N-Br. weist höchst überein
stimmende Formen auf. Sowohl im Norden wie im Süden lagert an der Oberfläche salzarmes Wasser,
der Salzgehalt nimmt schnell von 0 m bis 200 m zu, alsdann erfolgt noch eine geringe Zunahme bis
400 m bezw. 600 m. Von 600 m bis zu den größten Tiefen (5000 m und mehr im Süden) herrscht Ilomo-
halinität, da die in diesen Tiefen gefundenen Salzgehaltsunterschiede nicht mehr als 0.03 °/ 00 betragen, also
innerhalb des Beobachtungsfehlers liegen. Der Salzgehalt der homohaiinen Tiefenschicht beträgt im
Norden 34.92 “/oo, im Süden 34.67 % 0 .
B. Der Längsschnitt des Salzgehalts.
Während über die Temperatur der Tiefen des Atlantischen Ozeans ein ziemlich großes Beobach
tungsmaterial vorliegt, sind nur wenig exakte Salzgehaltsbestimmungen aus den Tiefen des Ozeans
veröffentlicht, wenn wir von den Gebieten nördlich von 40°N-Br. absehen. Abgesehen von dem nach
spezifischen Gewichtsbestimmungen konstruierten Längsschnitt des Salzgehalts von J. J. Buchanan, 1 )
dessen Beobachtungen vielfach den heutigen Anforderungen an Genauigkeit nicht genügen, aber schon
sehr gut den salzarmen subantarktischen Tiefenstrom erkennen lassen, liegen nur ein auf Grund der
„Planet“-Beobachtungen veröffentlichter Längsschnitt von 60° N- bis 50° S-Br. vor 2 ) sowie Teilschnitte
längs der Küste des afrikanischen Kontinents auf Grund der ,,Möwe“-Beobachtungen. 3 ) Der hier ver
öffentlichte „Deutschland“-Schnitt darf als eine wesentliche Verbesserung des „Planet“-Schnitts ange
sehen werden. Nicht nur umfaßt der neue Schnitt die ganze Länge des Ozeans von 78° S- bis 80° N-Br.,
er erstreckt sich auch auf die größeren Tiefen von 1500 m bis 3000 m und, was sehr wesentlich ist, das der
Konstruktion des Schnitts zugrunde liegende Tatsachen-Material ist bedeutend größer als beim „Planet“-
Schnitt. Hinzuweisen ist noch darauf, daß der „Deutschland“-Schnitt die Verhältnisse im mittleren und
westlichen Teile des Ozeans zur Darstellung bringt, während der „Planet“-Schnitt die östlichen Gebiete
kreuzt. Trotz der gänzlich verschiedenen Lage des „Deutschland“- und des „Planet“-Schnittes finden
wir die Haupt-Eigenheiten der vertikalen Verteilung des Salzgehalts, wie sie im „Planet“-Schnitt her
vortreten, auch beim „Deutschland“-Schnitt wieder, worauf schon in Kap. IV, Abschnitt 1 hingewiesen
wurde.
Gehen wir bei der Betrachtung des Salzgehalt-Schnitts von der Oberfläche aus, so können wir auch
in unserm Schnitt die Hauptmerkmale der allgemeinen zonalen Verteilung des Salzgehalts im Atlan
tischen Ozean feststellen: Zwei Gebiete maximalen Salzgehalts in den Subtropen, ein Gebiet geringen
Salzgehalts zwischen 0° und 10° N-Br. in der Kalmenzone und zwei Gebiete sehr geringen Salzgehalts in
den höheren Breiten. Schon an der Oberfläche sehen wir aber auch bedeutende Unterschiede in der
zonalen Verteilung des Salzgehalts zwischen Nord- und Süd atlantischem Ozean. Im Nordatlantischen
Ozean ist das Gebiet hohen Salzgehalts außerordentlich ausgedehnt und Wasser mit über 35 °/ 00 reicht
bis nördlich des Island-Faröer-Rückens und im Golfstrom-Gebiet sogar bis Spitzbergen, während im
Südatlantischen Ozean Wasser über 35 %o südlich von 40° S-Br. nicht mehr vorkommt. Umgekehrt liegen
die Verhältnisse hinsichtlich der Ausdehnung der Gebiete geringen Salzgehalts. Im südlichen Atlan
tischen Ozean finden wir an der Oberfläche zwischen 50° S- und 78° S-Br. überall einen Salzgehalt von
34%o und weniger, während wir im nördlichen Teil solch niedrige Werte erst nördlich von 70° N-Br.
antreffen, sofern wir von den eisführenden Strömungen absehen. Diese Salzgehaltsverteilung an der
Oberfläche des Ozeans beeinflußt maßgebend die Salzgehaltsverteilung in der Tiefe.
r) „Challenger“-Report, Physics and Chemistry, Vol. I, Diagramm III.
2 ) Forschungsreise S. M. S. „Planet“, Bd. III, Ozeanographie. Berlin 1909.
s ) Forschungsreise S. M. S. „Möwe“ 1911. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 37, 1914, H. I.