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Full text: 39, 1921

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1. 
B. Der Längsschnitt der Temperatur. 
Die Hauptzahl der Temperaturbeobachtungen in den Tiefenschichten sind in dem Schnitt Tafel 4 
vereinigt, über dessen Konstruktion näheres im Kapitel IV, Abschnitt I gesagt worden ist. Hervorge 
hoben sei hier noch, daß der Schnitt nicht alle auf der „Deutschland“-Fahrt ausgeführten Beobachtungen 
enthält, sondern daß eine größere Anzahl von Reihenmessungen ausgeschaltet werden mußten, so 
namentlich die Messungen vor der La Plata Mündung und die zahlreichen Messungen während der 
Trift der „Deutschland“, auf die an anderer Stelle noch zurückzukommen ist. Die Reihenbeobach 
tungen wurden fast ausnahmslos vom Verfasser selbst ausgeführt, so daß die dem Schnitt zwischen 78° 
S-Br. und 50° N-Br. zu Grunde liegenden Zahlen auf einheitlichen, mit modernen Instrumenten aus 
geführten Beobachtungen beruhen. Für die Betrachtung des Schnitts sei noch besonders auf die große 
Übertiefung (L:T = l:3000)hingewiesen, die stets zu berücksichtigen ist. 
Der hier vorgelegte Temperaturschnitt ergänzt und erweitert die früheren Darstellungen gleicher 
Art, wie sie von G. Schott im „Valdivia“-Werk und vom Verfasserin der Forschungsreise S. M. S. 
„Planet“ gegeben worden sind. Ebenso wie bei dem „Valdivia“- und „Planet“-Schnitt der große Tem 
peraturgegensatz zwischen dem warmen Nordatlantischen und dem kühlen 
Südatlantischen Ozean in die Augen fällt, in gleicher Weise tritt dieser Gegensatz auch bei 
dem „Deutschland“-Schnitt klar in die Erscheinung. Dies ist beachtenswert, da der „Planet“ - Schnitt 
durch die kühle Benguela-Strömung, der „Valdivia“-Schnitt auf 30° W-Lg. entlang führte, während der 
„Deutschland“-Schnitt bis 40° S-Br. nahe der Ostküste Südamerikas durch den Bereich der warmen 
Brasil-Strömung geht. Diese thermische Bevorzugung der nördlichen Breiten zeigt besonders deutlich 
der Verlauf der Isothermen von 4°, 5° usw. bis etwa 15° C. So sehen wir z. B. die S°-Isothermen von der 
Oberfläche in 48° S-Br. sich bis etwa 800 m Tiefe in 25° S-Br. absenken und von hier aus in etwas 
höherem Niveau bis zum Äquator verlaufen. Vom Äquator aus senkt sich sodann die 5°-Isotherme von 
750 m auf etwa 1800 m Tiefe in 28° N-Br., um von diesem tiefsten Punkt aus auf rund 1000 m in 60 
N-Br. anzusteigen und in 70° N-Br. die Oberfläche zu erreichen. Der Unterschied zwischen 
der tiefsten Lage der 5°- Isotherme im Nordatlantischen und ihrer tiefsten 
Lage im Südatlantischen Ozean beträgt also 1000 m! Nicht so groß sind die Unter 
schiede zwischen Norden und Süden in den oberen wärmeren Schichten der niederen Breiten, wie der 
Verlauf der 10°- und 15°-Isothermen zeigt. Sehr prägnant ist dagegen die thermische Bevorzugung des 
Nordatlantischen Ozeans, wenn wir die Wassersäulen zwischen 40° und 60° N-Br. mit den Wassersäulen 
in 40° bis 60° S-Br. vergleichen. Nachfolgende Tabelle, die auf Grund der im Schnitt gezogenen Iso 
thermen zusammengestellt ist, veanschaulicht die Gegensätze. 
Die größten Unterschiede zwischen Norden 
und Süden finden wir in 50° und 60° Breite, sie 
betragen an der Oberfläche 11° bis 12°, in 1000 m 
Tiefe noch 5° bis 7° und selbst in 2000 und 3000 m 
lireite 
0 m 
400 m 
1000 m 
2000 in 
3000 in 
Tiefe noch über 3°. 
£ 
o 
o 
1 
OO 
Ö 
o 
11.5° 
7.9° 
3.9° 
2.9° 
Ganz allgemein kann man sagen: Der Tempe- 
40 S 
9.5 
4.0 
2.7 
2.6 
2.5 
ratur-Gegensatz, welcher in den gemäßigten Breiten 
t N -t, 
8.5 
7.5 
5.2 
1.3 
0.4 
zwischen den Oberflächenschichten des Nordatlan- 
50° N 
13.5 
10.4 
7.9 
3.9 
2.9 
tischen und des Südatlantischen Ozeans besteht, ist 
50 S 
2.4 
1.9 
1.2 
0.9 
0.9 
durchweg auch in den Tiefenschichten vorhanden, 
t„-t» 
11.1 
8.5 
6.7 
3.0 
2.0 
oder die Temperatur des Nordatlantischen Ozeans 
60° N 
11.1 
8.4 
5.5 
3.5 
2.9 
ist in den gemäßigten Breiten von der Oberfläche bis 
60 S 
-1.2 
0.4 
0.3 
-0.1 
-0.2 
zum Boden um mehrere Grade höher als die des 
L-t» 
12.3 
8.0 
5.2 
3.6 
3.1 
Südatlantischen in gleichen Breiten. 
Neben diesem fundamentalen Gegensatz in den Wärmeverhältnissen des Nord- und Südatlanti 
schen Ozeans fällt bei der Betrachtung des Schnitts die eigenartig gebogene Linienführung der Iso 
thermen von 3°, 3.5° und 4° im Südatlantischen Ozean auf. Während wir sonst im offenen Ozean in
	        
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